Nicht zu wissen ob man ein Problem hat
Hi, ich heiße Leon und bin 17.
Ich habe gute Freunde, ein Hobby dass mir Spaß macht, in der Schule bin ich ganz in Ordnung und ansonsten habe ich kein Sorgen. Aber genau deswegen mache ich mir Vorwürfe, gerade weil ich keine habe aber ich mich trotzdem geplagt fühle. Meine Sorgen sind eigentlich lächerlich, da wäre z.B. das ,,Problem" dass ich der einzige bin der noch keine Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gehabt hat, was mich seit langem nervt, oder dass ich der einzige Typ bin, der den ganzen Tag Metal hört. Eigentlich müsste ich stolz drauf sein nicht im Mainstream zu versinken und ein einzigartiges Individuum in dieser kranken Welt zu sein. Dennoch fühle ich mich oft isoliert, obwohl ich unter Leuten bin die mich mögen und mich auch unter keinen Druck setzen, zumindest aktiv. Ich mag mich selbst, aber ich hasse mich dafür mir Sorgen zu machen, weil ich nicht nach ,,den Regeln" lebe, mit 16 schon ne Freundin habe und mit 17 weiß was ich studieren möchte, so wie jeder Andere. Warum kann ich nicht wie all die Anderen sein? Wahrscheinlich bin ich zu sensibel. Ich erwarte auch keine Antwort. Ich möchte nur einen Ort, an dem ich mir den Frust von der Seele sprechen kann. Hoffentlich gibt es ein paar wie mich, deswegen schließe ich mit Worten von Kurt Cobain ab: ,,Nobody dies a virgin, life f*cks us all". Danke.
Anwort von Delia
Hallo lieber Leon,
dieses Gefühl etwas in einem bestimmten Alter gemacht haben zu müssen ist vollkommen normal, egal ob es um die erste Freundin, die erste große Party, den Führerschein, den Berufswunsch oder etwas anderes geht. Man hat einfach den Eindruck es wäre normal in einem bestimmten Alter bestimmte Sachen gemacht zu haben. In der Jugend ist dieses Gefühl wahrscheinlich besonders stark, aber auch im späteren Leben kommt so etwas immer wieder vor. Nur geht es dann um die erste eigene Wohnung, eine mögliche Hochzeit, einen festen Job, Kinder ect. Man vergleicht sich immer mit anderen Menschen und schaut nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden und wenn man dabei feststellt, dass man in für einen selbst wichtigen Punkten von den Anderen abweicht, fragt man sich natürlich woran das liegt und ob man etwas falsch macht bzw. sich Sorgen deswegen machen muss. Umso wichtiger ist es sich mit den eigenen Wünschen auseinander zu setzen und sich selbst Ziele setzen zu können.
Was genau möchtest du denn? Sehnst du dich danach eine Freundin zu haben oder hast du nur das Gefühl du müsstest eine haben um mitreden zu können? Möchtest du gerne exakt wissen was du beruflich in deinem Leben machen möchtest oder hast du den Druck nur weil andere es bereits wissen? Druck geht oftmals größtenteils von uns selbst aus und oftmals ist es sogar gut so. Es spornt uns an um unsere eigenen Ziele zu erreichen. Dabei sollte man jedoch hinterfragen ob es wirklich die eigenen Ziele sind oder ob man diese Ziele nur verfolgt weil man das Gefühl hat man müsse es tun.
Es ist schön, dass du von dir sagen kannst, dass du dich selbst magst. Das ist eine sehr gute Basis und eine Menge mehr als andere Menschen von sich selbst sagen können. Umso sinnloser ist es dich selbst dafür zu hassen, dass du dir Sorgen machst. Auch wenn du nicht zum "Mainstream" gehörst, letztendlich hast du die gleichen oder zumindest ähnliche Sorgen wie die anderen Leute in deinem Alter. Menschlich gesehen unterscheidest du dich also gar nicht so sehr von ihnen.
Also: Mach dich nicht selbst verrückt, dazu gibt es wirklich keinen Grund. Du bist gerade einmal 17 Jahre alt, ich weiß, das ist für dich eine lange Zeit aber realistisch betrachtet ist es gerade einmal ein Bruchteil deines Lebens. Du wirst noch so viele Erfahrungen machen von denen du nie gedacht hättest, dass du sie machen wirst. Du wirst dich für einen beruflichen Weg entscheiden und du wirst auch eine Freundin finden und somit in dem Bereich deine eigenen Erfahrungen machen. Das passiert vielleicht nicht alles plötzlich von heute auf morgen, aber es ist ein Weg den du gehen wirst. Zerreiß dich nicht zwischen Mainstream und Individualität, sei du selbst. Wenn du in einem Bereich eher individueller bist und in einem anderen Bereich eher zum Mainstream tendierst, wen interessiert's? Du bist immer noch du, ein eigenständiges Individuum mit eigenen Wünschen und Vorstellungen, die sich aber zum Teil mit denen anderer Menschen überschneiden. Es ist möglich gleichzeitig zur Gesellschaft zu gehören und ein Individuum zu sein.
Liebe Grüße und alles Gute!