Problem von Anonym - 14 Jahre

Bin unzufrieden mit meinem Leben

Hey,
ich hab sehr lange darüber nachgedacht ob ich hierrein schreiben soll...
Ich weiß ich bin erst 14 noch ziemlich jung und mein "Problem" erscheint wahrscheinlich einigen als merkwürdig oder als total harmlos, doch für mich ist es echt ernst... ich bin total unzufrieden mit meinem Leben und das aus so vielen verschiedenen Gründen...
Eigentlich könnte ich super zufrieden sein ich hab viele Freunde, bin beliebt, habe eine super Familie, habe gute Noten, bin hübsch und meine Eltern verdienen gut. Ich weiß das alles auch zu schätzen unzwar sehr!
Ih tue von außen immer so als wäre alles super und ich erzähle nie jemandem von meinen Problemen, nicht weil ich nicht darüber reden will, Nein, weil ich andere Personen nicht noch mit meinen Problemen belasten will, weil ich weiß das sie meistens genug eigene Probleme haben... Ich bin immer für alle da, alle können zu mir kommen ich höhre ihnen zu und habe meistens einen guten Rat für sie... doch ich habe das Gefühl das ich langsam daran kaputt gehe, denn immer wenn ich alleine zuhause bin denke ich über mein Leben nach und fange anzu weinen... Ich habe auch Probleme, doch ich kann/will nicht mit jemandem sprechen, ich fühle mich dabei einfach unwohl. Deswegen dachte ich, ich schreibe einfach mal hierrein, hier sind Leute die beantworten tag täglich Probleme. Ich bin einfach tod unglücklich mit meinem Leben am liebsten würde ich alles aufgeben und abhauen... ambesten in die Natur und versuchen die Welt einstückchen besser zu machen... doch das geht nicht, ich weiß, ich will auch nicht dass sich meine Familie sorgen um mich Macht oder so... aber ich will so nicht weiter machen... Meine Aller Beste Freundin lügt mich ständig an und sie will immer besser sein als ich und das schon seit 3 verdammten Jahren... ich wäre schon längst nicht mehr mit ihr befreundet, da ich teilweise schon angst vor ihr habe... doch ich will sie nicht verletzen und habe auch nicht den Mut dazu...
Ich lebe in einer großen Stadt, Häuser über Häuser, doch ich liebe das Land und ich würde zu gerne hier weg, weil ich mich einfach hier nicht wohlfühle... doch es geht nicht! Mein Opa ist vor kurzem gestorben und das hat mich ebenfalls sehr stark mitgenommen... doch ich tue immer so als wäre ich das starke, glückliche Mädchen, dass nichts aus der Bahn wirft, aber das bin ich nicht...
Ich könnte noch soo viel schreiben aber ich glaube das wird einfach zu viel, Danke das ihr euch Zeit genommen habt dass durchzulesen... Danke :)

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Weißt du, Unglücklichsein muss überhaupt nicht mit schlechten Lebensumständen zusammen hängen. Du kannst eine tolle Familie haben, reich sein, gut aussehen...und trotzdem traurig unterwegs sein. Dafür muss man sich weder schämen, noch muss man sich rechtfertigen. Jemand, der dann sagt: "Was hast du denn, meine Güte?? Du hast es doch echt gut!!" kann sich halt nicht in dich hinein versetzen. Traurigkeit ist keine Undankbarkeit. Traurigkeit kann so unglaublich viele Ursachen haben, die mit Lebensumständen oder der Tatsache, dass du beliebt bist und eigentlich überhaupt "keinen Grund" für die Trauer hast, überhaupt nichts zu tun haben.

Von daher befreie dich bitte von dem "schlechten Gewissen", traurig zu sein, obwohl es dir eigentlich supi gehen müsste. Du hast deine Gründe für dein Traurigsein und es sollte eher darum gehen, wie du diese Traurigkeit wieder los wirst.

Das Hauptproblem ist eigentlich, dass du meinst, nicht darüber reden zu können. Du hast ja ein paar Gründe aufgezählt: Stadtwohnung, Opa tot, Freundin nervig, Problem-Mülleimer für Freunde usw. Das sind durchaus Belastungen, die auf Dauer an die Nieren gehen können.

Es ist so schade, dass du dich nicht traust, mit deinen Eltern über deine Traurigkeit zu sprechen. Wenn du da doch nur etwas mehr Vertrauen hättest...Eltern sind, wenn es ein guter Haushalt ist, für ihre Kinder da, egal, was es ist. Sie werden dich auch nicht für undankbar halten, denn das bist du keineswegs. Aber sie haben vielleicht die Möglichkeit, an bestimmten Dingen etwas zu ändern.

Beispiel: du bist gerne auf dem Land. Gibt es die Möglichkeit, bei euch in den Tierheimen Hunde auszuführen? Die Tierheime liegen ja immer außerhalb und am Wald (bei uns jedenfalls überall) und so eine Stunde Gassi mit einem lieben Hund...das macht enorm Spaß. Habe ich als Jugendliche auch gemacht, um "mal raus" zu kommen. Da könnten deine Eltern dich unterstützen. Oder reiten? Etwas tun, das in der Natur stattfindet? Den Familienurlaub so planen, dass viel Natur dabei ist? Dies alles geht nur, wenn du dich ihnen anvertraust.

Anderes Beispiel: dein lieber Opa. Du trauerst um ihn. Warum ein falsches Spiel spielen? Trauer ist wichtig, um das zu verarbeiten. Da die "Taffe" zu spielen, ist völlig falsch und hilft nicht, macht alles nur schlimmer. Ich bin mir sicher, deine Eltern wären sehr froh, wenn sie wüssten, wie sehr du da noch drunter leidest...denn dann könnten sie dir helfen. SO können sie das nicht. Und glaub mir...die Antennen von Eltern sind durchaus fein. Es kann gut sein, dass sie schon längst sehen, dass es dir irgendwie nicht gut geht, sie aber nicht wissen, wie sie es anfangen sollen, mit dir darüber zu reden, weil sie keinen Anhaltspunkt haben. Die eigene Trauer mit der Familie aufzuarbeiten, ist so gut...und tut gut.

Das Problem mit deiner Freundin...auch da würde nur Ehrlichkeit helfen. Selbst, wenn du sie danach nicht mehr als Freundin hast, ist es so, wie es momentan ist, ja auch nichts. Meinst du wirklich, es ist besser und gesünder, dich da aufzuopfern?

Weißt...diese Traurigkeit und dieser Druck, den du spürst, kommt sicher vor allem daher, WEIL du nicht redest. So staut sich alles in dir auf, wie ein Vulkan...das drückt einen richtig zusammen. Es kommt immer mehr in dich hinein, aber nichts kommt aus dir heraus. Natürlich kann ich dich nicht zwingen, anzufangen, über deine Probleme zu sprechen, aber es gibt kaum etwas, das hilfreicher ist.

Diese Maske aus "Fröhlichkeit", die du aufgesetzt hast, ist vor allem dir gegenüber sehr unehrlich. Du versuchst andauernd, anderen Menschen zu helfen, aber was ist mit dir selbst? Das müsste dir doch eigentlich am wichtigsten sein.

Du sagst, du wolltest die Welt gerne ein Stückchen besser machen. Dann fang doch bei DIR an...nimm dich wichtig, sorge dafür, dass es dir besser gehen kann...lass die Probleme raus und lass es zu, dass man dir hilft, sie zu lösen. Manches wird vielleicht nicht komplett lösbar sein, anderes aber schon. Dazu kommt, wenn du helfen willst, Gutes zu tun: es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, dies umzusetzen. Es gibt Vereine, soziale Einrichtungen, Altenheime, Tierheime...so unterschiedliche Möglichkeiten, etwas zu tun. Und sich für etwas einzusetzen, stärkt auch und macht glücklich. So erfahre ich es jedenfalls, zB wenn ich euch schreibe.

Du bist mit Sicherheit ein wirklich toller Mensch, sonst wärst du auch nicht so beliebt. Aber du selbst musst dich ein klein wenig mehr liebhaben und die Notwendigkeit sehen, bei dir selbst klar Schiff zu machen. Auch wenn das Reden darüber anstrengend ist und du es nicht sonderlich gern möchtest. Auch wenn es unangenehm ist, um Hilfe zu bitten oder klar zu sagen, was einen beschäftigt. Du musst ja auch nicht gleich alle Trauer-Aspekte auf den Tisch packen...vielleicht mal mit einer Sache beginnen? Langsam den Berg abtragen, der dir das Leben momentan so schwer macht? Ich kann es nur empfehlen...die Erleichterung, die man dann spürt, ist SO gut, echt.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute - und den Mut, dich um dich selbst zu kümmern.
Denn du bist toll und du bist wichtig.

Herzliche Grüße,

Dana