Problem von moni - 17 Jahre

Es ist mit ein bisschen peinlich...

Hallo,
Ich habe leider mehrere Sachen zu denen ich gerne einen Rat hätte und hoffe nicht zu nerven.
Naja ein Problem von mir ist das ich total unzufrieden mit allem bin, mit mir, mit meinem leben, einfach mit allem. Ich fühle mich alleine obwohl ich eigentlich weiß das ich mit jemandem wie zum Beispiel mit meiner Schwester reden könnte, allerdings denke ich mir dann auch wieder das sie mich nicht verstehen würde, oder mir eh nicht helfen könnte, von daher versuche ich es dann schon gar nicht mehr.
Dann bin ich total unzufrieden mit meinem Körper, ich bin einfach zu dick . Ich bin übergewichtig und das nicht zu knapp und ich schaffe es einfach nicht ab zu nehmen, ich habe schon so vieles probiert und es einfach nicht geschafft.
Ich habe das Gefühl das mich niemand hübsch oder "sexy" findet.
Ich habe zwar ein freund aber ich kann mir einfach nicht vorstellen das er mich liebt mit meinem Körper, mit meinem aussehen insgesamt.

Naja, also ich habe auch Depressionen War auch schon in Behandlung aber mir wurde gesagt das ich solche Depressionen habe die immer wieder kommen und wenn ich Pech habe, immer schlimmer werden, die können zwar mit medis vielleicht behandelt werden aber die medis bekomme ich noch nicht weil ich eine Hormon Krankheit habe.
Ich habe einfach soviel das mir das Leben schwer macht, ich weiß nicht wie ich das alles auf die kette bekommen soll.
Deshalb schreibe ich auch nur die wichtigsten Punkte für mich persönlich auf.

Ok, jetzt zu dem peinlichen teil des ganzen.
Ich habe angst vor dem Sex, obwohl ich so gerne welchen hätte, nicht direkt vor dem Sex selbst sondern davor mich vor meinem freund auszuziehen, halt wegen meinem Körper. Ich bin zwar noch ziemlich jung, denke aber schon über Kinder nach, das funktioniert aber nur, wenn ich mich nicht mehr fürchte mich auszuziehen.
Ich weiß halt einfach nicht mit den Sachen umzugehen..
Ich hoffe das ich mit dem "peinlichen thema" überhaupt zu euch kommen kann.
Ich bräuchte einfach ein Rat wie ich das alles hin bekommen kann. Und wie ich es schaffen kann die Angst zu verlieren mich auszuziehen..
Danke schon mal.
Lg

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Moni,

du nervst uns nicht - wären wir hier von irgendjemand genervt, der uns ehrlich um Rat bittet, sollten wir lieber den Laden dicht machen. In diesem Sinne, mach dir keine Gedanken!

Ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, mit dem Übergewicht zu kämpfen. Du solltest jedoch nie vergessen: Es gibt Übergewicht und Übergewicht. Es gibt Leute, die sind so dick, dass ihre Gesundheit ernstlich bedroht ist; und es gibt Leute, die einfach etwas rundere Formen haben, kräftiger gebaut sind, vielleicht auch ein paar Kilos weniger haben könnten - KÖNNTEN. Nicht sollten und nicht müssten. Denn es mag sein, dass du, gemessen an vielen Mitschülerinnen und Bekannten, "dick" bist. Das heißt aber noch lange nicht, dass du deswegen hässlich wärst, oder nicht begehrenswert. Wenn es unmöglich wäre, Menschen mit einer fülligeren Figur zu lieben, dann gäbe es die vermutlich nicht. Ich kann dir sagen, dass es sehr viele Männer gibt, die mit solchen Frauen sehr glücklich sind - eben deshalb, weil sie jemanden an ihrer Seite haben, der es aufgegeben hat, ständig an seine Figur zu denken, sich das Leben sauer machen zu lassen. Jemanden, der viele andere Qualitäten hat - wie du sicherlich auch.

Daher kann auch ich dir nur raten: Mach dich nicht verrückt. Unterzieh dich nicht irgendwelchen Hungerkuren, sondern ernähre dich bewusst, aber mit Genuss - zu nichts Anderem ist Essen da. Es ist kein notwendiges Übel, das es zu begrenzen gilt, sondern eines der Dinge, die das Leben besonders lebenswert machen. Es wird dir besser gehen, wenn du dich frei machst von dem Zwang, so sein zu wollen wie Andere - obwohl du genauso gut, und auf deine Art sehr hübsch bist. Frag doch einmal deinen Freund, was ihm an dir gefällt - vielleicht wird seine Antwort dich verblüffen. Meinst du nicht, auch er ist sich bewusst, dass seine Freundin zwar nicht dem gesellschaftlichen Ideal entspricht? Dass er aber trotzdem mit dir zusammen bleibt, weil du auf andere Art toll bist? Dass auch er manchmal hämische Kommentare zu hören kriegt, die er aber in Kauf nimmt? Und mal davon abgesehen, hängt Schönheit ja nicht allein von der Figur ab. Vielleicht faszinieren ihn deine Haare, vielleicht hast du ausdrucksstarke Augen, ein schönes Lächeln, zarte Hände, vielleicht mag er deine Stimme oder deine Grübchen. Es ist so arm, Schönheit auf Körpermaße zu reduzieren. Das, was es braucht, damit sich jemand in dich verliebt, kann keine Diät der Welt dir verschaffen. Das hast du schon, wenn du einfach du bist.

Vermutlich stehen deine Depressionen, und eben auch deine Angst vor dem Sex, im Zusammenhang mit deiner Unzufriedenheit mit deinem Körper. Du hast ja selbst gesagt, dass du dich fragst, wie dein Freund dich lieben kann. Ob er es überhaupt tut. Man muss sagen: Enttäuscht zu werden, das kann einem immer passieren. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Aber wenn dein Freund dich so liebt, wie du bist, wird er sicherlich von deinem Körper nicht abgestoßen sein. Ganz im Gegenteil! Auch hier kann es helfen, mit offenen Karten zu spielen. Ich bin nicht sicher: Hat dein Freund schon den Wunsch nach Sex geäußert? Oder rührt der Druck, den du dir machst, nur aus dir selbst? Ihr müsst ja nicht sofort miteinander schlafen. Vielleicht geht ihr allmählich vom Küssen zum Petting über, und legt dabei erstmal einzelne Kleidungsstücke ab. Wichtig ist, dass du dich nicht gedrängt fühlst, nicht meinst, es müsste dann und dann. Sondern es erst dann tust, wenn du dich wirklich bereit fühlst. Wahrscheinlich wirst du den Sex nicht genießen können, wenn du dich beständig fragst, ob du überhaupt erotisch bist. Dein Freund ist sicherlich dieser Meinung - aber was nützt das, wenn du es nicht bist? Ich denke mal, dass es ein Prozess ist, bis du wirklich den Mut entwickelst, dich ihm vollständig nackt zu zeigen. Schließlich ist das ja auch etwas höchst Intimes, womit sicher nicht nur du Probleme hast. Ich kann dir schwerlich einen Rat geben, wie du deine Ängste möglichst rasch abbauen kannst. Das ist nämlich gar nicht mein Ziel. Ich möchte dich eher ermutigen, dir Zeit zu geben, und das Vertrauen zu deinem Freund wachsen zu lassen, mit ihm darüber zu sprechen - wenn er dich wirklich liebt, wird er bereit sein zu warten. Dein erstes Mal ist etwas, das nicht durch Ängste im Hintergrund überschattet sein sollte, da stimmst du mir sicher zu. Wenn sie aber im Augenblick noch da sind, dann sollte man das auch respektieren. Sie werden schwinden. Meinst du nicht, dass es deinen Freund sehr beruhigen - und ihm auch schmeicheln - wird, wenn du ihm sagst, dass du zwar gerne intim werden würdest, aber noch nicht wagst, dich auszuziehen? Für ihn wird es einfacher, wenn er weiß, dass deine Schüchternheit in dieser Sache nichts mit ihm zu tun hat.

Auch deine Zukunftspläne zeigen ja, dass du dem Thema nicht abgeneigt bist. Es ist vernünftig und auch bewundernswert, sich schon so konkrete und gewichtige Dinge wie Kinder zu überlegen. Ich wünsche mir für dich, dass du etwas mehr Freunde daran haben kannst, dir deine kleine Familie vorzustellen, statt soviel Gewicht auf den Akt zu legen, der dazu führt. Wenn du dich selbst mehr anerkennst, positive Erfahrungen und Erlebnisse mit deinem Freund hast, wird das auch dein Selbstbewusstsein stärken - und schließlich deine Ängste schrumpfen lassen. Vor allem solltest du darauf vertrauen, dass es geschieht. Was sich jetzt bei dir tut oder nicht tut, ist ja kein Urteil für die Ewigkeit, sondern ganz einfach Teil einer Entwicklung.

Das mit den Medikamenten ist so eine Sache. Sie sind zwar nützlich, aber man darf sich davon auch nicht zuviel versprechen. Sie können die innere Ruhe zwar mehren, werden aber die Baustellen, die es so gibt, auch nicht unsichtbar machen. Wenn du alles jetzt gleich schaffen willst, kann das nur schief gehen. Wie wäre es stattdessen, einfach darauf zu vertrauen, dass es schon kommt? Und in dieser Zeit einfach Spaß an deinen Plänen und Träumen zuzulassen? Um ein Kind zu bekommen, muss man nicht unbedingt oft miteinander schlafen. Hier geht es doch um viel mehr: Wie kannst du auf Dauer Spaß an deinem Körper, an der Liebe haben? Und das werden dir auch die Medikamente nicht schaffen. Sie können zwar deine Ängste etwas mildern, aber nicht beheben. Du musst selbst entscheiden, wie du zu dir stehen willst, und ob du deine Ziele verfolgen möchtest - oder vor dem Start schon zögern. Dafür gilt es nicht, sich möglichst rasch entblättern zu können, sondern dem Leben die Chance zu geben, dass es dieses Problem schon lösen wird - vielleicht geht das ja viel schneller, kommt viel plötzlicher, als du es denkst? Im Hintergrund dräut etwas Anderes: Wie siehst du dich? Wie kannst du dein Selbstwertgefühl heben? Am besten, indem dir gezeigt wird, wie schätzenswert du bist. Ich hoffe sehr, dass dein Freund es dir vermitteln kann. Darüber hinaus, geh einmal durch, was du deiner Meinung nach haben solltest, um "hübscher" zu sein. Und welches die Personen in deinem Umfeld sind, die darüber verfügen. Sind die deswegen glücklicher? Bist du dir sicher? Oder ist es nicht so, dass jeder sein Päckchen trägt, und dass "Schönheit" eine im wahrsten Sinne des Wortes äußerliche Kategorie ist? Weißt du, welche Probleme sich hinter dieser Schale verbergen?

Verkrieche dich nicht, sondern suche das Leben. Triff dich mit Freunden, geh mit deinem Freund aus und deinen Hobbys nach. Schreib deinem Freund doch mal, was du an ihm schätzt, und lass dir darauf selbst ein bisschen schmeicheln. Ich kenne dich nicht, und kann dir nur einen oberflächlichen Eindruck geben, was dich wertvoll macht. Er kann es noch besser. Suche die Auseinandersetzung mit dem Leben, probiere ein bisschen mit Kleidung und Styling rum - trau dich, davon auszugehen, dass du hübsch bist. Sag dir nicht mehr länger: "Ich muss hübsch werden...", sondern "Wie könnte ich es schaffen, mich selbst noch mehr zur Geltung zu bringen?" Lass dich nicht einschüchtern, wenn jemand dir blöd kommt, weil du "zu dick" wärst, oder "hässlich". Es gibt so viele Mädchen, die die Bewunderung, die sie von Jungs erfahren, mit Liebe verwechseln. Aber wenn einer sagt "Wow, sexy!", heißt das noch nicht "Oh, die könnte ich mir als feste Freundin vorstellen!" Und das ist es doch, worum es hier geht - meistens zumindest. Und umgekehrt gibt es viele Jungs, die zwar top darin sind, Mädchen zu schmeicheln und zu verführen, aber ziemliche Schwierigkeiten bekommen, wenn es um die echte Liebe geht: Was, wenn ich meinen Ruf weg habe? Wenn sich gerade die "Eine" nicht für mich interessiert? Wie zeige ich meine Gefühle dauerhaft, im Alltag, wenn es nicht um Anzüglichkeiten geht, sondern um Intimität? Die Leute, die ich hier meine, haben viel Spaß am Leben. Und wenn sie nicht nach mehr verlangen, dann ist das auch okay. Vielleicht sogar zu beneiden, wenn man dasselbe will. Jedoch, wenn man Ziele wie du hat, dann sind die Kategorien, in denen sie denken, belanglos. Das Mädchen, in die man sich verlieben soll, darf keine Katalogmaße haben, darf kein überstylter Vamp sein, sondern muss durch etwas Besonderes bestechen. So ist es, denke ich, auch deinem Freund ergangen. Und selbst für den Fall, dass du nicht immer mit ihm zusammen bleibst, kann dir diese Erfahrung als Beweis stehen, dass du sehr wohl attraktiv bist. Doch darüber sollst und musst du dir jetzt keine Gedanken machen - viel wichtiger ist es, den Moment zu genießen.

Ich wünsche dir die Leichtigkeit, dir Zeit zu geben; die Bereitschaft, dich am Heute zu erfreuen; und nicht zuletzt, viel Freunde und Wärme in der Liebe. Deine Hemmungen zu lösen, ist eine längere Aufgabe, aber wenn du sie nicht als Problem siehst, sondern als nötigen Prozess, dann wird dir das Ergebnis umso rechter sein. Jeder hat sein Tempo, hat Ängste, die ernst genommen werden sollten - wenn man das anerkennt, statt sich Druck zu machen, wird man nichts falsch machen. Ich kann dich nur ermutigen, geduldig und freundlich mit dir selbst zu sein - es gibt nichts, was du dir vorwerfen, und was du an dir verändern müsstest. Wenn du das, was du bist, voll austrägst, und annimmst, wird die Liebe sich dir schenken.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul