Problem von Anonym - 21 Jahre

Weihachte und mehr 1

Lieber Paul,

ich danke Dir sehr für deine Antwort. Ich kann wirklich sagen, dass du an vielen Stellen genau, dass geschrieben hast, was auch ich dazu denke und fühle und ich bin froh verstanden zu werden und, dass deine Worte mir auch Mut gegeben haben weiterhin für mein Glück zu kämpfen, auch wenn ich weiss, dass es oftmals schwierig ist und sein wird.

Deine Worte haben mich bestärkt, da ich oftmals nicht sicher war, ob es wirklich richtig ist, was ich denke und fühle. Denn wenn auch meine Schwester meine Mom einerseits es akzeptieren und irgendwie auch verstehen, gelingt es ihnen immer, was gewesen ist, einfach zu vergessen, oder zumindest sich nicht mehr so sehr davon beeinflussen zu lassen, da es eben auch Zeiten/Momenten gibt, in denen alles recht normal und friedlich ist. Vielleicht könnte ich es auch, wenn nicht, dass Wissen wäre, dass mein Vater immer noch er selbst ist und sich nicht plötzlich verändert hat und auch immer auch die Angst besteht, dass er sich wieder so verhält. Schließlich hat er sich noch nicht dafür entschuldigt und es noch nicht im vollem Umfang verstanden und eingesehen. Und jetzt, besonders da ich ausgezogen bin, ist es so wichtig für mich, unabhängig davon zu werden und mein Leben nicht mehr (zu sehr) davon beeinflussen zu lassen.

Doch auch, wenn ich nicht zu Hause bin, auch wenn ich, weit weg bin, hab ich (natürlich) gemerkt, dass es immer noch einen (negativen) Einfluss auf mich hat, was gewesen ist, doch davon möchte ich mich nicht bestimmen lassen und daran möchte ich arbeiten immer einen Schritt weiter zu kommen.

Wenn ich geschafft habe, mich innerlich zu lösen, und mein Vater wirklich zum Einsehen bereit wäre, dann vielleicht gäbe es noch eine Chance. Denn auch, wenn er sich so verhält, gibt es Momente, wo man merkt, dass er sich es wünscht. Und diese Momente, und zu wissen, dass er eben auch seine guten Seiten lassen mich manchmal daran zweifeln, ob ich richtig handel, oder ob ich vielleicht zu hart bin. Aber ich glaube es ist gut für mich jetzt erst einmal Abstand zu finden, und für mich meinen Weg und meine Freiheit zu finden, bevor ich in diese Richtung einen Schritt gehen könnte, auch wenn vielleicht er nicht froh darüber ist. Vielleicht gibt es dann noch eine Chance, wenn auch nicht unbedingt als Vater-Tochter, denn diese Rolle scheint er wirklich nie ganz angenommen zu haben, sondern vielleicht als zwei Menschen, die sich neu begegnen.

Ich finde es wichtig, wie du sagst, die Grenzen klar zu machen, wenn auch ich wohl noch an der Umsetzung scheitere. Ich bin mit Worten nie offen mit meinem Vater gewesen, wie ich es vielleicht hätte sein sollen, weil mir stets der Mut dazu gefehlt hat. Meine Gefühle zeigten sich eher durch das Fehen der Worte und auch wenn es vielleicht nicht richtig war, habe ich mich stets eher zurückgezogen, weil mir immer der Mut gefehlt hatte mich ihm gegenüberzustellen und zu sagen, was ich denke. Deswegen ist es für mich noch schwierig zu wissen, wie ich bei einer Begegnung ihm auch, wenn ich freundlich gegenübertrete, trotzdem zeigen kann, dass die Probleme eben nicht einfach aufgelöst sind und wir uns nicht so nahe stehen, wie er vielleicht wünschte, dass wir würden. Ich möchte dadurch nicht den Streit provozieren, sondern lediglich nicht so tun als wäre alles in bester Ordnung, denn gerade das, war für mich eben so schlimm, wie die Zeiten, in denen er schlechter Laune war. Doch noch habe ich hier den richtigen Weg nicht so wirklich gefunden.

Auch möchte ich mein Leben davon nicht zu sehr beeinflussen lassen und immer ein Stück in Richtung meiner eigenen Freiheit gehen. Ich war früher in der Schule sehr schüchtern und habe mir lange Zeit sehr schwer mit anderen Menschen getan. Auch habe ich sehr nach Perfektion gestrebt, wie du auch erkannt hast. Und ich bin sehr froh darüber, dass ich bereits gemerkt habe, dass das nicht der richtige Weg ist und Bestnoten mir nicht helfen können mein Glück zu finden, wenn auch dennoch immer diese Unsicherheit in mir vorhanden ist, wenn ich eben nur durchschnittlich bin, weil man weiß wie schwierig es ist eine Arbeit zu finden (und damit auch die finanzielle Unabhängigkeit). Doch ich versuche mich an dem Glauben festzuhalten, dass es vielleicht einen Weg geben wird, wenn man es , wirklich will und denn Glauben daran nicht aufgibt, nur dass dieser dann sicher nie so aussehen wird, wie man es vielleicht erwartet hätte.

Auch in Bezug auf mein Vertrauen zu anderen Menschen, besonders zu Männern, möchte ich noch mehr Zuversicht und Mut finden. Denn mir fällt es sehr schwer, anderen Personen emotional näher zu kommen und mich ihnen auch zu offenbaren. Ich bin nicht aktiv auf der Suche nach einem Partner, da für mich es zunächst wichtig war, mit mir selbst ins Reinen zu kommen. Ich wollte nie eine Partnerschaft, in der ich vom Partner etwas erwarte, was ich vielleicht in meiner Kindheit vermisst hatte, sondern glaube eher daran, dass man selbst erst lernen muss glücklich zu sein, bevor man das wahre Glück zu zweit finden kann. Dennoch wünsche ich mir auch oft, dass es jemanden gibt, in dessen Armen ich mich sicher und beschützt fühle. Doch konnte ich bis jetzt niemanden finden, dem ich wirklich so sehr vertrauen kann und mit dem ist es möglich ist, so offene und ehrliche Gespräche zu führen. Vielleicht liegt es aber auch an mir, dass ich zu wenigen, die Chance gebe, ihnen zu vertrauen.
Das sind Fragen auf denen ich eine Antwort suche und ich danke sehr dafür verstanden zu werden.

Auch wünsche ich Dir für das neues Jahr alles Gute.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

das neue Jahr hat für mich sehr ereignisreich begonnen, daher komme ich erst jetzt zu einer Antwort. Ich hoffe, dass die letzten Wochen für dich geruhsam waren, und freue mich, dass ich dir ein wenig Kraft geben konnte. Worum es jetzt vor allem geht, ist, dich nicht zu übernehmen. Du sagst zu Recht: Immer einen Schritt weiter kommen. Dafür gibt es aber keinen Zeitplan, du kannst deine Entwicklung und ihr Tempo (in gewissen Belangen) nicht steuern - was du kannst, ist, dich zu kennen und auf deine Gefühle zu hören.

Du weißt, dass dein Entschluss an Weihnachten, obwohl richtig, für dich auch mit Anstrengung verbunden war; was du dir jetzt vornimmst, das wird auch immer wieder anstrengend und aufwühlend sein, und du solltest dir zugestehen, es nicht immer zu deiner vollsten Zufriedenheit umsetzen zu können. Die Entscheidung, zwischen der Art deines Vaters und deiner Liebe zu deiner Mutter und Schwester zu trennen, die Konsequenzen aus der Vergangenheit genauso zu ziehen, wie du die Zukunft nicht unnötig erschweren willst - diese Entscheidung ist gut, und ich hatte ja selbst dazu geraten. An dieser Stelle sehe ich mich aber in der Pflicht, dir zu sagen, dass es nicht leicht ist. Meiner Zustimmung zu deinen Gedanken kannst du sicher sein, allerdings würde ich es für gefährlich halten, dich auf eine bestimmte Handlungsweise zu verpflichten. Ich möchte dir mit meinem Rat keine Vorgaben machen, was exakt zu tun ist, sondern dir helfen, dir über deine grundsätzlichen Ziele klar zu werden. Ein klares, Erfolg versprechendes Handlungskonzept gibt es nicht wirklich, weil das, was zu tun ist, sich immer aus der Situation ergibt. So wie du zu Weihnachten den Entschluss gefasst hast, nicht nach Hause zu fahren, so wirst du immer wieder in Situationen kommen, in denen du dich fragen musst: Was mache ich jetzt? Gehe ich hin, oder nicht? Sage ich was, oder bleibe ich still? Halte ich dagegen, oder halte ich mich zurück? Helfe ich, oder nicht? Wann immer es um die Familie geht, solltest du für dich gründlich überlegen, was gerade das Richtige ist. Du möchtest alles tun, um deine Mutter und deine Schwester zu schützen und ihnen zu helfen, möchtest aber deinem Vater auch zeigen, dass du sein Verhalten unrichtig findest. In vielen Fällen wird es keinen Königsweg geben, weil du nicht weißt, ob sich beides wird vereinbaren lassen. Das Wichtigste ist nicht, dass es dir immer vollständig gelingt, sondern dass du das vermeidest, was dem entgegensteht.

Dass du Zweifel hast, ist gut. Vergiss nicht: Es gibt kein Schwarz und Weiß. Mit Sicherheit hat dein Vater auch seine guten Seiten, das ist nur menschlich. Mit meiner ersten Antwort an dich wollte ich auch durchaus nicht deinen Vater als hundertprozentigen Tyrannen zeichnen, denn das ist unwahrscheinlich, dass er das ist. Im Gegenteil: Es mag von seiner Seite auch das Bedürfnis geben, sich mit dir besser zu verstehen, es mag sein, dass er auch seine lobenswerten Seiten und zärtlichen Momente hat. Ganz sicher hat er die. Du solltest dir erlauben, zu zweifeln, denn dein Ziel ist es ja gerade nicht, ein Feindbild zu erzeugen. Du möchtest das Schlimme, das passiert ist, als solches bezeichnen, aber du möchtest dich auch nicht in einen ewigen Kleinkrieg begeben. Wie das gelingen kann, wird immer davon abhängen, wie sich die Dinge im Einzelnen entwickeln. Vielleicht war dein Vater zu Weihnachten unausstehlich, zu Ostern wird er entspannt und freundlich sein. Vielleicht wird es nie zu einer wirklichen Aussprache kommen, aber trotzdem Zeiten geben, in denen dein Vater dir auf Augenhöhe begegnet, und vielleicht wird er auch mal deine Hilfe brauchen. Wenn du all das bedenkst, merkst du wohl: Es gibt keinen Plan, den du jetzt fassen könntest, wie es für alle Zeit gehandhabt werden kann. Vielmehr wird es eine lange Reihe von Situationen geben, in denen du überlegen musst, was jetzt das Beste wäre. Dein Ärger und deine Angst, die ganze Belastung, die du ausstehst - und die ich gut verstehen kann - hängt nicht an der vollständigen Persönlichkeit deines Vaters, sondern es hängt an einigen Wesenszügen, die sehr viel Raum nehmen und nicht akzeptabel sind, die auf der anderen Seite aber auch nicht alles bedeuten.

Wenn es dir im Moment lieber (oder leichter) ist, zu gewissen Sachen einfach zu schweigen, dann finde ich das in Ordnung. Die Versuchung ist groß, im Kopf schon tausend Sätze zu ersinnen, Reden zu entwerfen, die er mal hören soll. Aber ob du dich das traust, und es dazu kommen kann, wird sich entscheiden, wenn du ihm begegnest. Hast du jetzt noch nicht den Mut und die Kraft dazu, dann zwinge dich nicht dazu, sondern schütze dich und halte dich lieber zurück, als dich in einen Streit zu begeben, dem du schwer standhalten kannst. Du weißt ja auch nicht, ob es dir gelingen wird, deinem Vater verständlich zu machen, was für mich und dich ganz einleuchtend ist: Dass er zum Teil Verhaltensweisen zeigt, die man nicht hinnehmen kann, sondern die (diskret ausgedrückt) einem erwachsenen Menschen nicht anstehen. Seiner Familie gegenüber schon zweimal nicht. Wie er dazu gekommen ist, wissen wir nicht, wir müssen es auch nicht wissen. So wie jeder von uns sich immer wieder selbst hinterfragen sollte, ob er auf dem richtigen Weg ist, ob er vielleicht zu verbohrt, zu unnachgiebig, zu eigensüchtig ist, so muss dein Vater sich das auch fragen. Tut er es nicht, dann musst du dieses Verhalten nicht in Schutz nehmen. Vielleicht lässt du es unkommentiert, vielleicht bietest du ihm die Stirn - wenn es zur Zeit eher das Erste ist, ist das doch gut. Verlange nicht mehr von dir, als du leisten kannst. In Zukunft bist du möglicherweise härter, abgeklärter, als es jetzt der Fall ist, dann kannst du anders auftreten. Zur Zeit wäre es aber nur kontraproduktiv, wenn du Pläne schmiedest, deren Ausführung dich emotional überlastet.

Du kannst dir noch so viele wohlfeile Sätze ausdenken, die deinem Vater klar machen sollen, was los ist - dein Handlungsspielraum wird immer durch die konkrete Situation abgesteckt. Es kann dir passieren, dass du gelegentlich entscheidest, auch mal so zu tun, als wäre nichts, deiner Familie zuliebe etwas hinzunehmen, oder deinem Vater zu helfen, wo du es eigentlich nicht wolltest. Wenn du dir in diesem Moment denkst, es ertragen zu können, dann kannst du es auch machen - auch, wenn es deinem eigentlichen Vorsatz zu widersprechen scheint. Auch, wenn du dadurch das Risiko eingehst, deinem Vater vielleicht ein falsches Bild deiner Gefühlslage zu vermitteln. Ich möchte das, was ich in meinem ersten Text geschrieben habe, nicht widerrufen; ich möchte ausdrücken, dass dir ausschließlich mit Härte nicht gelingen kann, was du möchtest. Die Linie, die du ziehen möchtest, kommt zustande durch eine Reihe von Handlungen in konkreten Situationen, die deinem Vater zeigen, wie weit man bei dir gehen kann: Hat sie jetzt angerufen? Ist sie sitzen geblieben? Hat sie widersprochen? Du kannst deinen Vorsatz nicht umsetzen, indem du beschließt, immer und stets so oder so zu handeln. Damit wärst du letztlich genauso unflexibel, wie du es eben nicht sein willst. Es sollte dir darum gehen, dich zu schützen, nichts zu tun, worunter du wirklich leidest. Aber wenn die Situation dir eingibt, vielleicht auch mal kulant zu sein, abzuwinken, weil du gerade einfach keine Lust auf Streit hast, oder weil du dir kleinlich vorkommst, oder weil du auf deine Mutter oder Schwester Rücksicht nehmen willst - dann zögere nicht, das auch zu machen. Du hast schließlich nicht das Ziel, einen Graben zu graben; du willst deinem Vater zeigen, dass deine Schmerzgrenze schneller erreicht ist, als die deiner Mutter, beispielsweise. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Die Zukunft aber muss dich erst einmal vor die ganz konkreten Fragen und Angelegenheiten stellen, in denen du dich für oder gegen etwas entscheidest. Gib dir diese Zeit, und nimm dir nicht zuviel vor. Wenn du stets im Hinterkopf behältst, was du auf keinen Fall akzeptieren kannst, auf keinen Fall tun willst - dann ist das schon mal gut. Dass davor noch eine Reihe von Sachen kommen können, die dein Vater nicht unbedingt verdient hat, zu denen du aber dennoch bereit bist, das ist möglich. Sei es, weil dir gerade die Kraft fehlt, einen Konflikt zu beginnen, weil du deine Familie schützen willst, oder weil dein Vater gerade freundlich ist: Bestehe auf deine Schmerzgrenzen, aber erinnere dich auch daran, dass dein Vater eben auch nur ein Mensch ist, und deinem eigenen Wohlbefinden totale Härte und Kälte nicht helfen würden.

Sei konsequent - aber konsequent sein, das kann auch auf einer größeren Bandbreite stattfinden. Lege dich nicht zu sehr auf etwas fest, nach dem Motto "So, jetzt ist gut. Nie wieder wird er auch nur das Kleinste..." - es wird nicht funktionieren. Bewahre dir deine Prinzipien, erinnere deine No-gos. Doch lass dir das, was gerade passend ist, auch von der Situation und deinen Gefühlen eingeben. Dabei machst du nichts falsch. Denn DU bist selbstkritisch und selbstreflektiert, dein Vater nicht. Wenn du dir diese Eigenschaften als Schwäche auslegst, dann kannst du nichts erreichen, denn sie befähigen dich gerade, vernünftig vorzugehen und die Sache nicht eskalieren zu lassen. Schreibe dir also nicht vor, kompromisslos zu sein, nutze lieber die Fähigkeit zur Mäßigung, zur Nachdenklichkeit und Behutsamkeit, die dir gegeben ist, wenn du es vertragen kannst. Wann bei dir der Punkt ist, an dem du absolut nicht mehr schweigen kannst, an dem dein Vater zu weit geht, das weißt du und solltest du nicht vergessen. Aber der ist ja nicht erreicht, sobald dein Vater nur den Raum betritt. Er kann aufkommen - DANN gilt es, nicht nachzugeben. Davor ist ein weites Feld, und es nicht zu übersehen, dient deinem eigenen Schutz und einem guten Verhältnis zu deiner Familie.

In der Liebe verhält es sich so: Sie ist ein Wagnis. Es mag sein, dass es viele Bedingungen gibt, die man idealerweise erfüllen kann, bevor man in eine Beziehung startet. Könnte es es aber sein, dass diese Fixierung auf Äußerlichkeiten uns auch blind macht für das Wichtigste, für die Liebe selbst? Vielleicht hast du im Moment nicht unbedingt Interesse an einer Beziehung in dem Sinn, dass es für dich eine der bedeutsamsten Angelegenheiten wäre, jemanden kennen zu lernen. Auf der anderen Seite fühlst du dich schon einsam, möchtest aber lieber erst gewisse Dinge in deinem Leben ordnen, und suchst daher nicht aktiv. Das ist in Ordnung, das ist sogar gut, weil es einer großen Wahrheit genügt: Die Liebe findet dich. Krampfhaft und fixiert etwas auftun zu wollen, macht in den seltensten Fällen glücklich. Es muss passieren, so dämlich sich das anhört. Gleichzeitig kann es natürlich nicht passieren, wenn man sich zurückzieht. Deshalb machst du genau das Richtige, wenn du deinem Leben und den sachlichen Angelegenheiten, die wichtig sind, erstmal Priorität gibst, ohne dabei das Feld Beziehung aus den Augen zu verlieren. Ermutigen möchte ich dich aber auch dazu, was du selbst gesagt hast: Vertrauen zu haben.

Enttäuschungen sind immer möglich, weil auch der beste Mensch seine Unzulänglichkeiten hat. Die wenigsten Menschen kommen ohne Enttäuschungen aus. Du tust Recht daran, wenn du dich nicht zu sehr auf die Beziehungsfindung einschließt. Aber dabei wäre es doch schade, wenn du an Offenheit einbüßt, oder? Ich ermutige dich also: Sei offen dafür, dich zu verlieben. Finde den Mut, zu vertrauen, wenn du dich andernfalls vielleicht fragen würdest, ob du etwas verpasst hast. Vertrauen zu entwickeln, hängt natürlich auch immer von deinem Gegenüber ab. Der Mensch, der es wert ist, ihm zu vertrauen, wird dir auf seine ihm eigene Art dieses Vertrauen vermitteln. Du merkst ihm seine ehrlichen Absichten an. Wenn trotzdem nichts daraus wird, dann hat das nichts mit einem Fehlurteil von dir zu tun, sondern damit, dass eine Beziehung immer erst den ganzen Menschen zutage fördern muss. Die Eigenschaften, in die man sich verliebt, sind das Eine; die, wegen denen es möglicherweise zur Trennung kommt, sind andere, die man anfangs noch nicht kannte. Was ich hier schreibe, das kann eine Masse von Gefühlszuständen, Verwerfungen und Ereignissen, die es im konkreten Fall bedeutet, nur oberflächlich beschreiben. Trotzdem glaube ich daran, dass die Liebe zu einem findet, wenn man so offen für sie ist, wie man man selbst ist. Du möchtest dein Leben gestalten, Sicherheit gewinnen, dich all dem widmen, was dir wichtig ist, was dir Spaß macht - etwas Besseres gibt es nicht, um in Beziehungsdingen auf einen grünen Zweig zu kommen. Offenheit und Vertrauen sind wichtig, um es nutzen zu können - aber auch die kommen nicht über Nacht. Nimm dir auch hier nicht zuviel vor, sondern gib ihnen Zeit zu wachsen. Erinnere dich daran, dass sie wachsen müssen. Im Idealfall dein ganzes Leben lang. Sie bleiben nicht ohne Brüche und Anzweifelungen. Aber wo sie entstehen, können sie die schönsten Erlebnisse bedeuten, die es überhaupt gibt.

Ich wünsche dir, dass du deine Ziele nicht aus den Augen verlierst. Dass du den Mut findest, dir auch zu Rückschläge und Misserfolge zu verzeihen. Dass du dich nicht strafst, wenn du mal etwas nicht geschafft hast, das vielleicht von vorneherein zu groß war. Dass du immer erinnern kannst, was deine guten Eigenschaften sind, und dass sie die Anerkennung - und Liebe - finden, die sie verdienen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul


Hier der Link zu deiner ersten Zuschrift:

http://mein-kummerkasten.de/322074/Weihnachten-und-mehr.html