Anwort von MichaelaS

Liebe Sari,

deine Fragen zu deiner Traumwelt lassen sich wohl am besten mit deiner Hilfe beantworten.

Woran kann es liegen, dass du diese Welt erschaffen hast? - dazu kann ich natürlich nur Vermutungen aufstellen. Du schreibst, dass du dich in deiner Traumwelt sicher und geborgen fühlst. Auch, dass sie dein Zufluchtsort und Trostspender ist. Das kann ich gut nachvollziehen, denn wenn du in dieser Welt alle deine Wünsche verwirklich kannst, dann ist es natürlich ein Ort, an dem du dich besonders wohl fühlst und an dem du vor nichts Angst haben musst. Die Frage ist, ob es vielleicht in deinem realen Leben Dinge gibt, die dich verunsichern, weswegen du lieber in eine Traumwelt flüchtest. Gibt es etwas, das dich im realen Leben sehr traurig oder unzufrieden macht? Oder etwas, was du dir sehnlich wünschst zu erreichen, aber im Moment nur in deiner Traumwelt haben kannst?
Schlechte oder schwierige Erlebnisse im realen Leben könnten natürlich gut erklären, warum du dir eine Traumwelt erschaffst, in die du dich gerne zurückziehst. In solchen Träumen hat man ja alle Freiheiten, die man sich wünscht, und es fällt leichter, etwas zu verändern, mit dem man nicht glücklich ist und das man im realen Leben bis jetzt vielleicht nicht so leicht ändern konnte.

Verrückt bist du bestimmt nicht. Es ist für jeden Menschen ganz normal, dass er danach strebt, glücklich zu werden und sich selbst zu verwirklichen. Du scheinst das im Moment am besten in deiner Traumwelt zu können, weswegen du dich dort auch so gut und glücklich fühlst.
Die Frage ist aber, ob du es nicht gerne auch im echten Leben könntest?
Du schreibst, dass es dein größer Wunsch ist, in deine Traumwelt zu gelangen. Leider kann man nicht einfach in seine Träume eintauchen und darin verschwinden. So, wie du es dir wünschst, kannst du das nur in deinen Gedanken. Und bestimmt wird es dich nicht dein Leben lang glücklich machen, nur in deinen Gedanken zu leben. Immerhin scheint es ja auch Wichtiges in deinem echten Leben zu geben, wie zum Beispiel die Freundin, von der du schreibst.

Es ist nichts Schlimmes daran, Träume zu haben und manchmal in seinen Gedanken zu versinken. Sich etwas vorzustellen, das man gerne hätte oder wie man gerne wäre. Solche Gedankenspiele hat wahrscheinlich jeder, manche stärker, manche weniger intensiv. Es ist eben schön, sich ab und zu ein Leben vorzustellen, in dem alles gelingt und alles so läuft, wie man es sich wünscht.
Wirklich traurig wäre es aber, wenn du durch solche Träume die Möglichkeit aufgibst, dein reales Leben zu gestalten und das daraus zu machen, was du dir wünschst. Eine Traumwelt kann sehr schön sein, das stimmt! Aber sie kann leider nie so real sein wie dein echtes Leben - es sei denn, du versuchst deine Träume ins echte Leben zu holen.

Träume zu haben und auch einmal darin zu versinken ist nicht ungesund. Aber alles andere dafür aufzugeben wäre ein zu großes Opfer. Deshalb möchte ich dir vorschlagen, eine Integration deiner Traumwelt in deine reale Welt zu versuchen. Das mag dir jetzt vielleicht erst einmal schwierig erscheinen - immerhin scheint deine Traumwelt völlig anders zu sein als deine reale Welt. Aber versuch es einfach mit kleinen Dingen.

Vielleicht lässt sich nicht alles aus deiner Traumwelt im realen Leben umsetzen, aber ein paar Aspekte vielleicht ja doch! Überleg dir einmal, was es ist, das dich in deiner Traumwelt so viel glücklicher macht als in deinem echten Leben. Du schreibst, dass du in deinen Träumen jemand völlig anderes bist - wer bist du? Was macht dich aus? Welche Eigenschaften hast du in deiner Traumwelt? Was machst du gerne?
Ich bin sicher, dass es da ein paar Dinge gibt, die auch in deinem echten Leben möglich sind. Es muss gar nichts Großes sein. Als kleines Beispiel: wenn du in deiner Traumwelt sehr selbstbewusst bist, lässt sich dieses Selbstbewusstsein auch ins echte Leben mitnehmen. Einfach einmal ausprobieren!
Mit solchen kleinen Schritten kannst du versuchen, auch im echten Leben etwas so zu verändern, dass es dich glücklich macht. Dich selbst verwirklichen. Dann merkst du vielleicht, dass nicht alles aus deiner Traumwelt nur in deinem Kopf stattfinden muss - manches davon kannst du auch wirklich erleben.

Ich will dir nicht sagen, dass du deine Traumwelt völlig aufgeben sollst. Ich glaube auch, dass das gar nicht so einfach geht. Immerhin bist du an diesem Ort glücklich und er hat dich jetzt wirklich schon sehr lange begleitet. Bestimmt wäre es eine große Verunsicherung, wenn du nun nie wieder an diesen Ort zurückkehren würdest. Aber versuch trotzdem daran zu denken, Sari, dass auch das echte Leben Glück und Zufriedenheit bereithält. Du kannst auch in der realen Welt deine Träume verwirklichen! Und auch, wenn du deine Traumwelt nicht völlig ins reale Leben holen kannst, kannst du vielleicht doch ein paar Aspekte davon in der Realität umsetzen. Ich möchte dir auf jeden Fall raten, es zu versuchen und zu schauen, wie du dich dabei fühlst. Überleg, was alles aus deiner Traumwelt im echten Leben auch möglich ist. Überleg, was du dir für dein echtes Leben wünschst und wie du selbst gerne wärst - und schau dann, was davon sich verwirklichen und ausprobieren lässt.
Deine Traumwelt ist sicher nichts Schlechtes - sie zeigt dir immerhin, was du dir wünschst und womit du dich wohl fühlst und glücklich bist! Und dadurch, dass sie dir deine Wünsche so genau zeigt, hast du auch die Möglichkeit zu erkennen, was du im echten Leben gerne erreichen möchtest.

Ich möchte es erst einmal bei diesem Ratschlag belassen. Fang einfach an, zu probieren, wie sich deine Traumwelt und dein echtes Leben miteinander verbinden lassen. So unmöglich, wie es vielleicht erscheint, ist es nämlich vielleicht gar nicht!

Ich wünsche dir alles Gute!
Michaela