Problem von Sas - 18 Jahre

Benötige ich Hilfe? (Depression/Schizophrenie?)

" Es ist nur eine Phase", "Eine Freundin geht es viel schlechter als dir", "Du lachst doch ab und zu. Du kannst keine Depression haben!"
Gerade durch solche Sätze fühle ich mich mies, weil ich manchmal denke, dass ich eine Depression haben könnte. Allerdings denke ich es nur, weil ich auch Angst habe meine Eltern darauf anzusprechen, schließlich haben sie genügend eigene Sorgen und würden sowieso alles als eine Phase abstempeln. Wobei es ja wirklich nur eine Phase sein kann. Manchmal komme ich auch auf den Gedanken, dass es Schizophrenie sein könnte, aufgrund meines unterschiedlichen Verhalten und Denkens. Ich bin schnell gereizt oder auch traurig, aber genauso schnell kann ich wieder glücklich sein(Wie normale Stimmungsschwankungen) dann passiert es auch dass ich wieder Tage lange leere fühle und ich mir selbst versuche irgendwelche Gefühle zu geben wie Schmerz oder Erschöpfung. Ich weiß nicht, ob das normal ist. Ich will es nicht normal haben und vielleicht erkläre ich deswegen mein Verhalten als Krankheit. Die meiste Zeit scheint auch alles gut oder zumindest erträglich zu sein, doch manchmal kommt dieser Punkt wo ich einfach ein Messer haben will, um mir meine Füße aufzuschneiden. Oder ich werde total aggressiv. Oder auch dass mir der Tod meiner Verwandten egal ist, aber sobald mein kleiner Hamster auch nur ein minimales Zeichen einer Krankheit hat, ich total krank vor Sorge werde und in Tränen ausbreche.

Meine "Freunde" verstehen mich nicht oder sagen sie tun es obwohl sie es höchstwahrscheinlich nicht tuen. Ganz davon abgesehen, dass ich nur wenige als Freunde sehen kann, eine beste/r Freund/in habe ich nicht. Ich habe einen festen Freund(was schon ein Grund ist, weshalb es mir doch viieel besser gehen sollte) aber auch er versteht mich nicht und wir sind in der Beziehungsphase wo die ach so tollen Schmetterlinge schon lange verpufft sind (Bald 2 Jahre zusammen)
Ich weiß, ich bin jung und diagnostiziere mich zu viel mit möglichen Krankheiten.
Ich habe viel Kopfschmerzen(Chronische Stress-Kopfschmerzen laut Arzt)
Ich werde schnell aggressiv, um mich vor Gewalt zu schützen, beiße ich mir selbst in die hand, schlage auf meinen Bein oder nehme möglichst viel Abstand von Leuten. Manchmal bedrücken mich die Probleme von anderen sehr, ich habe viele Leute im Umfeld die starke Probleme haben(Viel heftiger als meine)
Viele Webseiten weisen auch auf äußerliche Unzufriedenheit hin oder geringes Selbstbewusstsein. Allerdings bin ganz zufrieden mit mir, würde schon fast sagen ich bin eingebildet. Selbstbewusst bin ich eigentlich auch, dass habe ich aus der Zeit als ich stark gemobbt wurde gelernt. In der Schule bin ich auch nicht wirklich schlecht, mache gerade Abitur und bin in der 12ten Klasse (war vorher auf einer Hauptschule)
Ich bin auch nicht nach etwas süchtig, eventuell entwickelt sich gerade eine SpieleSucht, aber das bezweifle ich. Ich spiele um mich abzulenken und das hilft eigentlich ganz gut. Ich bin jetzt auch nicht vereinsamt, schließlich wollen viele mit mir befreundet sein, Ich bin diejenige die es abschmettert. WAS ist falsch mit mir? Sie sind alle mega nett, tuen so viel für mich.. Ich bin das Problem. Ich möchte gerne wieder mit Freunden Spaß haben ohne, dass ich dabei eine andere Person spielen muss (Pen&Paper)
Zusammenfassung meines Problems:
-Starke Stimmungsschwankung, die an Schizophrenie neigen
-Vergesslichkeit von Versprechen und wichtigen Erlebnissen
-Entweder liebe ich jede einzelne Person meiner "Freunde" oder sie sind mir gleichgültig (z.B. Eine Freundin verlässt den bus, ich weine weil ich angst um sie habe, aber auch froh bin sie zu haben..//negative beispiel; Freunde streiten mit mir, ich bin extra provokant, weil sie mir aufeinmal wirklich ohne Grund gleichgültig wird)
-Die plötzliche Leere
- Bedürfnis sich selbst schaden zu zufügen (am Fuß damit es keiner sieht, weil mich deren Wut und Verständnislosigkeit nervt)
- Wenn ich mal alkohol trinke werde ich traurig( Als ich sagte es sei normal wenn ich trinke, sagte mein Bruder ich hätte Probleme, die ich wohl immer verdränge und der Alkohol dafür sorgt, dass ich diese glücklich Fassade nicht mehr aufrecht erhalten kann.)
- chronische Kopfschmerzen
- verwirrende Träume (Vergewaltigung, Fremdgehen, Apokalypsen"Zombies""SonnenEruption", Fremde Welten die ich tagelang im Traum besuche, Das geträumte als real empfinden)
-Oft motivationslos

Mögliche Gründe warum ich so bin:
-Trennung meiner Eltern (2-3 Jahre her)
-2 Verstorbene Verwandten,2 Schwerkranke Verwandte
- Mutter ist Alkoholikerin und Kettenraucher
- Verlust meiner 8jahre langen Besten Freundin (ist jetzt 2 Jahre her)
- Zweifel an der Beziehung


Ich befasse mich sehr viel mit Psychologie, denke sehr philosophisch und lese viel über Astrologie, wie Traumdeutung.
Bitte sagen sie mir was mit mir los ist.. Das Problem ist ernst und ich habe Angst es könnte sich mit der Zeit schlimmer entwickeln. Ich habe Angst vor mir selbst, Angst davor dummes zutun und Freunde zu verletzen.
Liebe Grüße,
Ein stark verzweifeltes Mädchen

Dana Anwort von Dana

Liebe Sas!

Menschen, die sagen: "du, das gibt sich, da geht es dem und dem noch VIEL schlechter..." drücken damit meist nur ihre eigene Unfähigkeit aus, sich mit dem Problem von dir auseinander zu setzen. Und das kann man auch niemandem vorwerfen. Deine Freunde musst du nicht in Gänsefüßchen setzen, nur weil sie dir da nicht raushelfen können, sie sind damit schlichtweg überfordert.

Es ist so, als würdest du jemanden, der noch nie ein Klavier gesehen hat, auffordern, ein Klavierkonzert zu spielen oder jemanden, der noch nie Leichtatlethik gemacht hat, zu zwingen, 2,20m hoch zu springen mit der richtigen Technik. Sie würden das nicht hinkriegen. So ist es auch hier. Deine Gedanken sind komplex, sehr stark, sehr heftig, sehr extrem...es geht in viele Richtungen, es geht hin und her...wie sollen sie da mit halten? Keine Chance.
Von daher: vergib ihnen und sag nicht "Freunde" zu ihnen, sondern Freunde. Sie wollen dir sicher Freunde sein, können aber einfach nur nicht das abliefern, was du gerne hättest. Aber das sind Erwartungen jenseits der Möglichkeiten, von daher liegt es an dir, sie da frei zu sprechen und nicht in die Pflicht zu nehmen. Wir haben hier oft Menschen, die sich als Problemberater bewerben, weil sie "schon oft Freunden geholfen haben". Und zu 90% können wir diese Menschen nicht nehmen, weil sie an größeren Problemen scheitern. Aber das ist normal. Und meinst du nicht auch, es ist eher gut, dass sie nicht nachempfinden können, was du fühlst? Ist es nicht eher ein Geschenk, nicht zu wissen, wie sich deine Gedanken innerlich anfühlen?

Das erst einmal zu deinem Umfeld.

Nun zu dir. :)

So wie du schreibst, scheinst du eine sehr kluge junge Frau zu sein, ein Mensch einigen Problemen daheim, mit vielen Fragen, viel Lesewillen, vielseitigen Gedankenexperimenten. Damit einher gehen zwei Probleme:
1. du isolierst dich langsam aber sicher von deinem Umfeld, weil das einfach deinen Gedanken nicht hinterher kommt. Damit entwurzelst du dich auch ein Stück. Du denkst in Sphären, in die du eigentlich niemanden mitnehmen kannst...nichtmal deinen Freund.
2. du überforderst dich selbst mit vielen Gedanken, mit vielen Schriften, mit philosophischen Ansätzen, die noch unreflektiert sind. Es kommt zu viel auf einmal und irgendwann "hakt es aus". Am schlimmsten ist es meist, wenn die Frage nach dem "Sinn des Lebens" kommt, aber noch zu wenig Alter, Erfahrung und Wissen vorherrscht, um eine befriedigende Antwort aus sich selbst zu bekommen. Meistens geht das dann mit viel Traurigkeit einher...und oft dauert es sehr lange, bis die Selbstreflektion und die Reflektion des Gelesenen, des Gehörten, des Erlebten greifen und du selbst alles ordnen kannst.

Ich kenne dich nicht und kann dich nicht komplett "analysieren", das verstehst du sicher. Aus einem einzigen Brief an uns ist es schwer, eine Ferndiagnose zu stellen und das möchte ich auch nicht. Ich glaube, bei dir spielt viel zusammen. Die von dir aufgelisteten Probleme, zusammen mit dem Lesen von philosophischer Literatur und Traumdeutung und die Projektion vieler gelesenen Dinge auf dich selbst (siehe deine Träume). Dein Hirn arbeitet die komplette Zeit auf Hochtouren, beschäftigt sich mit VIEL zu vielen Dingen...und du selbst gerätst unter so einen Druck, dass du zeitweise nur noch durch Gewalt da rauskommst, denn durch Schmerz filtert das Hirn nur noch den Schmerz durch und alles andere tritt in den Hintergrund. Es könnte also im Prinzip so sein, dass du unter so einer Hochspannung stehst, dass gerne mal "kleine Kurzschlüsse" entstehen, die dann in Stimmungsschwankungen und SVV enden oder in "brutaleren Ansätzen". Dazu kommt halt die Entwurzelung deiner selbst, das Abheben in "andere Sphären", die dich von deinem Umfeld distanzieren und dir das Gefühl geben, fehl am Platz zu sein oder sehr allein und unverstanden. Das passiert Menschen übrigens durchaus öfter, die zB etwas sehr gut können oder sehr belesen sind oder bestimmte Gedanken haben, die andere Menschen nicht teilen können. Es passiert zB auch Hochbegabten, die innerlich dadurch total zerrissen sind. Diese Zerrissenheit scheinst du sehr stark zu spüren - und die gilt es anzugehen.

Angst vor dir selbst brauchst du keine zu haben, aber helfen solltest du dir. :)
Aber wie?

Ich glaube, das Wichtigste für dich wäre, den EINEN Weg wieder zu entdecken. Du hast momentan so viele Verzweigungen, dass du selbst nicht weißt, wohin du laufen sollst. Zu viel passiert, zu viel ist in deinem Kopf. Wenn man es bildlich ausdrücken sollte: Geh mal den Flur entlang und mach einfach alle Türen zu, an denen sowas steht wie "Philosophie", "Astrologie", "Krankheiten", etc. Einfach schließen und eine Weile nicht in die Zimmer gehen. Das Zimmer, auf dem groß SAS steht, das betrittst du und schaust, was übrig bleibt, wenn die anderen Türen geschlossen sind. Sind da deine Freunde noch? Dein Freund? Sind da Fähigkeiten, die du sonst hast? Sind da Interessens-Türen, die wieder geöffnet werden können und momentan nur geschlossen sind, weil die anderen Zimmer interessanter waren? Auch wenn da Traurigkeit und Gefühle der Einsamkeit sind, ist das ok. Denn dagegen kann man auch etwas unternehmen mit der Zeit.

Wo bist du? Wo ist dein Platz? Das SAS-Zimmer...das gilt es zu finden, aufzuräumen und auszubauen. Mit Dingen, die dir wohl tun. Es wird einige Zeit brauchen, nichts geschieht auf Anhieb. Ein erster Schritt wäre halt die Vergebung, dass deine Freunde dir nicht hinterher kommen und eine zweite Chance für sie.

Solltest du jemanden brauchen, mit dem du reden kannst, der auf deiner Ebene mit dir reden kann, dann wende dich ruhig an einen Psychotherapeuten oder einem Mitarbeiter bei der Caritas oder den Erziehungsberatungsstellen. Überall dort sitzen Menschen, die sich mit genau diesen Problemen bestens auskennen und dir vor Ort Hilfestellung geben können. Du kannst auch gerne mir noch einmal schreiben, falls ich dich irgendwo falsch verstanden habe oder du noch etwas verstehen möchtest.

Du bist intelligent und durchaus selbstreflektiert. Ich könnte mir vorstellen, dass du in der Lage bist, für dich selbst deinen Weg wieder zu finden und mal eher "einspurig" zu fahren für eine Weile. Mehr Sas, weniger anderes, das dich von deinem wirklichen Ich weg bringt.

Ich wünsche dir dafür alles Liebe und Gute! Viel Erfolg!

Dana