Problem von Anonym - 17 Jahre

Bulimie

Ich weiß nicht genau wie es weiter gehen soll...
Ich hab letztens fest gestellt, das ich Krank bin. Ich übergebe mich, es ist schon wie ein reflex, ich muss nicht großartig viel dafür tun. Ich wollte mir nie eingestehen, das es unnormal wäre. Es war eben ganz normal. Für mich. Doch in letzter Zeit wird das ganze immer extremer, ich kriege am Tag 3-5 Fressattacken und bringe das auch dem entsprechend oft aus meinem Körper raus.
Ich will das meiner Familie am liebsten niemals erzählen, da sie sich nur gaaanz viele Vorwürfe machen würden, und das würde mir das Herz zereißen. Ich habe schon den Schritt gewagt und meine engsten Freunde eingeweiht. Sie wollten auch umbedingt das ich zum Therapeuten gehe und ich war auch einverstanden. Doch das ist irgentwie vertagt. Und ich lüge. Ich lüge sie an und sage es ist viel besser geworden, damit sie sich keine Sorgen machen und damit , damit es einfach nicht so real ist, wie es nun mal eigentlich ist. Der ganze Stress von außen kommt auch noch dazu... Und ich weiß halt einfach das es falsch und scheiße ist. Aber ich kann halt nicht aufhören. Und ich glaube irgentwo wäre ich stark genug, um das ganze selber zu schaffen. Doch Diziplin fehlt mir im Moment einfach. Ich hab Angst. Angst davor als Krank zu gelten und Angst davor das meine Familie davon erfährt. Ich schäme mich dafür und ich weiß das muss man nicht und blahblah aber ich tu es eben! Ich hab Angst wie es weiter gehen soll.. Werde ich mit 20 immer noch so leben? Wäre ja schrecklich, aber was würde passieren, wenn das jetzt rauskäme? Kompletter umschmiss meines Lebens, kann ich einfach auch nicht gebrauchen!

Anna Anwort von Anna

Hallo Du,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber. Die ersten wichtigen Schritte bist Du gegangen, und zwar von ganz alleine, ich bin sicher, dass Du es auch weiter schaffen wirst. Du hast erkannt, dass etwas nicht stimmt, Du hast es in Worte gefasst, für Dich eingeordnet, einen Namen dafür gefunden und hast es dann sogar Mitmenschen, denen Du vertraust, erzählt. Wow - viele schaffen es erstmal nicht so weit. Ich denke, dass Du sehr selbstreflektiert bist, klare Vorstellungen von Deinem Leben hast und weißt, was Dir gut tut und was für Dich willst. Das sind sehr gute Voraussetzungen um mit einer Essstörung wie Bulimie fertig zu werden.

Eine Therapie solltest Du auf jeden Fall anfangen. Je nachdem wie Du krankenversichert bist, kann es aber sein, dass Du bis zu einem Jahr auf einen Platz warten musst (im schlimmsten Fall, denke ich). Daher solltest Du den einen wichtigen Anruf am besten schon am Montag tätigen und Dich bei einem Therapeuten melden. Vielleicht versuchst Du es gleich bei mehreren, um zu schauen, wo am schnellsten ein Platz frei ist. Ein Therapeut wird Dich schon in der ersten Zeit in Deiner Lage stabilisieren und dann mit Dir den wichtigen Weg gehen, den es braucht, um Dich selbst besser kennen zu lernen, die Gründe für diese Essstörung herauszufinden und daran zu arbeiten.
Ich persönlich würde auch nicht gleich von einer Krankheit sprechen. Unter einer Krankheit verstehe ich Virusinfektionen. Die Psyche ist aber viel komplexer und der Mensch hat im Laufe seines Lebens viele Erfahrungen gesammelt, davon teilweise so unangenehme und unschöne, dass es kein Wunder ist, dass er sich irgendwann auch mal nicht "normal" verhält. Viele dieser inneren Konflikte sind uns meist nicht bewusst und daher auch nur sehr schwer zu fassen und zu verarbeiten. Auf dem Weg zu Dir selbst wirst Du eine Menge erfahren, die Dir vorher nicht bewusst war und eine Menge verarbeiten. Man muss als Kind nicht geschlagen worden sein, um später an damaligen Erfahrungen zu leiden. Man kann gute Eltern haben, aber auch die machen Fehler. Was in Deiner Lebensgeschichte Dich nun an diesen Punkt gebracht hat, wirst Du herausfinden und für Dich einordnen können.

Ich wünsche Dir alles, alles Gute und würde mich freuen, nochmal von Dir zu lesen!

Liebe Grüße,

Anna