Problem von Anonym - 25 Jahre

4. Versuch und bräuchte immer noch dringend Rat

Hallo liebes Team,

wie die Überschrift schon andeutet, hat sich mein Leben in nur 2 Jahren radikal verändert... Wie? das möchte ich kurz schildern. Im Januar 2014 ist meine Mutter plötzlich und unerwartet verstorben. Es war ein Schock für uns alle, da sie von heute auf morgen nicht mehr da war. Zu diesem Zeitpunkt war ich 23 und habe auch noch eine Schwester (21 damals),. Ebenso hatten wir eine Oma (mütterlicherseits), die pflegebedürftig war. Ins Altersheim wollten wir sie nicht geben, da auch sie schließlich ihre Tochter verloren hat. Also haben meine Schwester, mein Vater und ich die Pflege übernommen. Da aber mein Vater zu dem Zeitpunkt noch arbeiten ging (aktuell nun Renter), haben meine Schwester und ich neben unserem Studium, dass sich dem Ende neigte (bei mir Staatsexamen), hauptsächlich mit der Pflege zu tun gehabt. Da ich die Ältere bin und charakterlich natürlich auch anders gestrickt bin wie meine Schwester, hat mich die Situation schon mitgenommen. Aber es ging daheim
weiter, auch mit Studium hatte ich keine Probleme... Abschluss hat sich dann mehr auf 2015 verschoben, was aber kein Problem war.
In diesem Jahr wiederum ging es mit meiner Oma immer mehr bergab, vermutlich auch, weil ihre Tochter schließlich verstorben ist. Und im Mai 2015 ist dann auch meine Oma verstorben mit 87 Jahren. Einerseits ist natürlich die Pflege "weggefallen", was ehrlich gesagt auch eine Art Erleichterung war, da man meiner Ansicht nach in so einem Alter (Anfang 20) mental/psychisch zu unerfahren ist, um damit umzugehen. So zumindest eine Beobachtung bei mir. Meine Schwester ist damit anders umgegangen.
Unsere Familie hat sich quasi von 5 Personen auf 3 in einem Haus radikal reduziert..und das in "kurzer Zeit".
Ebenso kommt noch hinzu, dass meine Freunde/Kommilitonen weggezogen sind. Ich befinde mich nun mal am Ende meines Studiums bzw. bin quasi ein auslaufendes modell und dies trifft auch auf meine Kommilitonen nun mal zu... sodass diese in ihre Heimat wieder zurückziehen. Demnach fallen auch wieder Vertrauenspersonen im Freundeskreis weg.

Hinzu kommt nun, dass ich dann dieses Jahr meine Examensprüfungen hatte. Von diesem 4 Prüfungen habe ich 3 bestanden.... in einer bin ich knapp durchgefallen. Und ich weiß nicht so ganz warum, aber es macht mich fertig bzw. es nagt an meinem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Eigentlich definiere ich meinen Selbstwert nicht an Prüfungen o.Ä., aber da es sich um meine Abschlussprüfungen handelt, haben sie natürlich einen besonderen Stellenwert.

Des Weiteren kommt auch noch hinzu, dass ich dieses Jahr einen Mann/Kommilitonen kennengelernt habe, mit dem ich im Laufe des Jahres zusammen gekommen bin. Er hat mir am Anfang des Jahres, wo es meiner Oma schlechter ging, viel Kraft gegeben. Etwa im Sommer kamen wir zusammen und wir haben beide auch die Phase unserer Abschlüsse gemeistert... ich mitten im Examen und er Bachlorarbeit. Bei mir ging es nur so aus, dass ich (wie oben beschrieben) in einer knapp durchgefallen bin, aber das hat absolut nix mit ihm zu tun, um solche Richtungen schon mal zu vermeiden.
Was aber vl wichtig ist, ist die Information, dass es sich um meinen ersten richtigen Freund handelt. Ich bin 25 und er ist nun 30. Und seitdem wir richtig zusammen sind und das ganze intensiver geworden ist, hat sich da schon was verändert. Bzw. man erkennt nun die Macken des anderen und ich merke erst jetzt so richtig, auf was ich mich bei ihm eingelassen habe.
Generell bin ich in letzter Zeit (seit einigen Monaten) komisch drauf aufgrund dieser ganzen negativen, positiven und beruflichen Veränderungen. Mit meinem Vater und meiner Schwester kann ich reden, aber ich habe doch sehr oft das Gefühl, dass mich niemand versteht. Ich fühle mich irgendwie allein gelassen... alleine mit so vielen "Problemen". ich gehöre auch zu den Menschen, die gerne die Kontrolle über alles hätten und vieles planen. Die Ereignisse, die mir in den letzten Monaten passiert sind, waren natürlich nicht geplant und ich bin einfach total verunsichert und habe das Gefühl, dass ich nicht weiter weiß und stelle alles in Frage....
ob ich meinen Abschluss schaffe, ob mein Freund wirklich zu mir passt usw.
Da es sich um meinen ersten Freund auch noch handelt, fühle ich mich auf dieser Ebene eigentlich schon überfordert und dann kommt natürlich noch der Zeitpunkt hinzu. Eine Überfforderung merke ich dahingehend, dass ich mit ihm weniger rede.... auch über Dinge, die mich stören bzw nicht so toleriere...Warum rede ich nicht? Weil ich mich tatsächlich (warum auch immer) nicht traue, das war vorher anders, da ich mit meinem Freund über alles reden kann und er auch weiß, dass er selbst auch nicht immer einfach ist. Jetzt scheue ich mich davor.... Ich habe tatsächlich Angst, dass er beleidigt ist oder dass es zu einer Diskussion/Streit kommt. Den möchte ich eventuell deshalb vermeiden, da in den letzten Monaten ohnehin schon vieles passiert ist. Aber hineinfressen bringt nix... ich fühle mich aktuell einfach nicht wohl in meiner Haut.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, gibt es hier einige Dinge, die sich angesammelt haben. Ich würde mich aber wirklich sehr über eine Antwort freuen, da ich aktuell auch das Gefühl habe, dass alles bergab geht.... obwohl dies vielleicht nicht mal so sein muss. aber ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.

beste Grüße

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Anonyme :)

Es freut mich sehr, das Du nicht aufgegeben hast uns zu schreiben. Nun habe Ich die Zeit dir zu antworten.

Ich möchte Dir mein Beileid zu dem Tod deiner Mutter und zu dem Tod deiner Oma ausrichten. Es tut mir sehr Leid, was Dir dort in dieser Kürze widerfahren ist und was Du damit hast durchmachen müssen AUCH in der Zeit vor dem Tod deiner Oma. Das war Sicher für Euch alle eine Schwierige Situation, die eure ganze Aufmerksamkeit von Heute auf Morgen gefordert hat. Neben der Situation der Verarbeitung von dem Tod deiner Mutter auch noch Die Belastung eines Pflegebedürftigen Familienmitglieds. Ich hoffe sehr, das Du die Gelegenheit neben all dem hattest für Dich selbst Abschied genommen zu haben. Das du für dich selbst einen Weg finden konntest mit dem Tod umzugehen, welcher Dir da allgegenwärtig entgegengestreckt wurde. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, das Ich mit "Dem Tod" als Thema gut vertraut bin und daher in der Lage bin, begrenzt zu verstehen was Es für das Alltägliche Leben bedeutet.

Diese Pflegesituation scheint Ihr trotz alle dem Gut gemeistert zu haben. Und auch das Studium wurde durchgezogen. Chapeau! Auch das wird neben alldem viel Aufmerksamkeit von Dir gezogen haben und Ich finde Es sehr wichtig, das man in So einer Situation (so schwer es auch ist) nicht vergisst sich selbst Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Immer in einem gesunden, gewissen Rahmen, den man kennenlernen muss.

Jeder findet seinen eigenen Weg mit dem Tod umzugehen und damit zurecht zu kommen. Es gibt Kinder, welche mit diesem Thema besser umgehen können, als Manche Mitte 20-er Personen. Es ist immer Situationsbedingt und Charakterabhängig und entscheidet sich natürlich auch Durch schon vergangene Ereignisse. Man kann dazu lernen und kann vollkommen "Professionell" agieren. Wenn man es dann schafft in diesen Momenten mit seiner Menschlichkeit eine Einigung zu finden. Es muss sich zwar komisch anfühlen, das Du als ältere Schwester äußerlich mehr gelitten hast als Deine jüngere Schwester, aber letztendlich ist Es alles Situationsabhängig und Wer nach außen weniger leidet muss innerlich nicht weniger Leiden. Manchmal kann man Es überspielen, andere können Es nicht so gut und müssen Farbe zu Ihren Emotionen bekennen. Es ist eine Last und Es ist auch alles andere als einfach. Am Alter ist es nicht fest zu machen. Vielleicht hat deine Schwester ein Ventil gefunden, andere Möglichkeiten. Diese müssen nicht besser sein oder schlechter als deine. Es ist immer sehr Personenbezogen Individuell, wie man damit umgeht. Grundsätzlich ist das ganze natürlich in "Menschengruppen" einzuteilen, wer Wie mit dem Tod umgeht. Da gibt Es die "Lauten" Die "Stillen" und Die "Stummen" und ganz vieles dazwischen. Aber was bringt einem diese Einteilung. Ich bin mir sicher, das Du selbst deinen perfekten Weg für dich gewählt hast. Einfach deshalb, weil Er dich nicht am dauerhaften Weiterleben hindert.

Du scheinst eine Person zu sein, wenn Ich das so äußern darf, die Sehr auf Beziehungen baut. Dir ist Familie und Freundschaft sehr wichtig und Es nimmt einen großen Teil in deinem Leben ein. Ich kann zwar deine Selbstzweifel aufgrund einer verhauenden Prüfung nachvollziehen, allerdings ist dir selbst bewusst, das Du doch auch in einer Schwierigen Situation warst? Familie hat in der Zeit einfach mehr Platz eingefordert, den du ZU RECHT so vergeben hast. Es ist wirklich ganz wichtig, das Du dir das bewusst machst. Ja, du hast die eine Prüfung verhauen, aber in welcher Situation stecktest Du grade? Es ist selbstverständlich, wenn das Lernen und das Ausführen der Prüfung nicht zu 100% deinen Kopf einnehmen konnte, wenn Es doch schon "besetzt" war. Wir alle sind doch nur Menschen und haben begrenzten Spielraum mit unseren Stärken und Schwächen. Manchmal geht man über sich hinaus, aber wenn Du schon 180% gibst? Dann ist es doch nur menschlich, das Du nicht noch mehr geben konntest. Das liegt nicht an deiner Unfähigkeit, sondern lediglich an deiner Menschlichkeit. Da brauchst Du dich nicht für ärgern, auch wenn Ich es verstehe, aber Es macht doch letztendlich keinen Sinn. Du kannst nicht einfach Emotion und Situation abstehen "nur" weil du in die Abschlussprüfung geht. Klar trägt diese einen höheren Stellwert als alles Davor, aber Mehr wie Mehr geht nicht, verstehst Du?

Nach dieser Schwierigen Phase könnte dein Leben nun wieder bergauf gehen. Könnte Es. Aber das tut Es nicht. Es gibt weiterhin Dinge die Dich beschäftigen, welche Dir zu schaffen machen. Die dich davon abhalten nun Normal dein Leben zu genießen. Das kann mit der vergangenen Schweren Zeit natürlich zusammenhängen. Und wir werden einen Weg für dich finden, der dich in Zukunft wieder glücklicher machen kann :)

Zu deiner Beziehung möchte Ich dir folgendes mitteilen:

Es ist schwierig, wenn man In einer Beziehung steckt, wo man das Gefühl hat nicht mehr richtig sprechen zu können Mit dem Partner. Ich würde Dir Raten (egal wie kitschig und dämlich das grade für Dich klingen mag) einen Brief an Ihn zu schreiben. Ein Partner, mit dem Wir auf einmal nicht mehr umgehen wie früher. Ein Partner, mit welchem Wir irgendwie ein anderes Gefühl haben. Wo sich unser Bauchgefühl dreht und wendet und wir nicht mehr Klar sprechen können denkt häufig, das ER Grund ist. Vielleicht ist das so. Es gibt Dinge, wie Du schreibst, die Dich an Ihm belasten. Diese Macken und Fehler sind immer vollkommen Normal und Es gibt so viele verschiedene an Allen von uns. Man liebt einen Menschen mit diesen und mit den Stärken. Manchmal sind wir Menschen so sehr mit Uns selbst beschäftigt, dass Wir nicht dazu kommen uns mit diesen Macken unseres Partners gerechtfertigt in gutem Maße Auseinander zu setzen. Dann kommt Es meist zu Schwierigkeiten. Diese Macken werden wichtiger und überheben die Stärken. Du kannst Sehr gut über deine Situationen und deine Gefühle berichten und Die Frage ist: Warum fällt das vor Ihm so schwer, obwohl das nicht immer so War? Liegt es an einer Veränderung seinerseits: Was ist los mit Ihm? Liegt es an Dir: Was ist Los mit dir. Was könnt Ihr beide verändern und dazu beitragen, das Ihr wieder in eine Angenehme Atmosphäre kommen könnt. Es ist sicherlich nicht Leicht und Ich glaube daran, dass Du deine Schwierigkeiten haben wirst. Aber Ich glaube auch, dass Du das ganze lösen kannst. Für Dich, Für Ihn, Für Eure Beziehung.

Manchmal fehlt uns ein Kleines Stück Info, ein kleiner Tipp, damit wir wissen, was in unserem Leben aktuell zu ändern ist. Eine Beziehung bleibt nicht immer gleich. Wir Menschen wachsen und schrumpfen mit All dem, was Wir erleben dürfen. Was uns belastet, Was uns stärkt. Wir schaffen Momente, die Uns Glücklich machen und wir werden manchmal in Stimmungen gedrängt, die Wir uns nicht aussuchen. Dir ist sehr viel Negatives passiert und Du bist aus diesen Situationen Stark herausgegangen. Du musst aber Noch zeigen, dann, wenn Du dazu bereit Bist. Diese Veränderungen erfordern manchmal, das Wir uns selbst anders schützen müssen. Schreibe deinem Freund, das Du das Gefühl hast mit Ihm aktuell Nicht so reden Zu können, wie Du es bisher konntest. Das sich etwas verändert hat. Das dir nicht Genau Klar ist, woran Es liegt. Er wird auf dich zukommen und Wird dir die Chance geben dich zu öffnen, diese Die Du brauchst. Ich bin mir sicher, dass Ihr das Meistern könnt. Aber Kommunikation ist unglaublich wichtig In einer Beziehung und dies müsst Ihr Anpacken und Angehen. Sag, was Dich stört. Was Dir gefällt. Schreibe das Du Angst vor einem Streit hast und das Du in Ruhe alles geklärt haben Möchtest. Sage Ihm dann deine Gefühle, oder Schreibe Sie ihm. Das ist vollkommen Egal, solange Es bei ihm ankommt!

Weißt Du, Ich glaube, das Du das Mit deinem Freund klären kannst, was Da grade nicht stimmt. Ich bin überzeugt. Es würde mich total wundern, wenn Es nicht gehen würde. Es braucht Mut, aber Den Hast Du in Dir! Du hast schon so viel vollbracht. Nun soll Es positiv Weiter in deine Zukunft gehen. Diese kleinen Negativen Rückfälle gehören Dazu. Es geht manchmal sehr lange Nur bergab. Aber es geht auch wieder hoch, wenn Man Es wirklich Will. Du möchtest wieder Bergauf, Also Geh! Es ist einfacher, wenn Du angefangen hast.

Ich persönlich finde, dass Es Sinn macht, wenn Du dich für einige Zeit in Psychologische Behandlung begibst. Einfach aus dem Grunde, das Du selbst Alles besser Verarbeiten kannst, was in Dir und Mit dir passiert. Eine Therapie, wo Du die Möglichkeit bekommst, das Du dich aussprechen kannst. Wo Du einfach einmal deine Situation der Vergangenheit schildern kannst Und eine Person hast, welche Vor Ort ein wenig Begleitung bieten kann. Du kannst natürlich jederzeit erneut schreiben, aber Ich möchte Dir gerne diese Möglichkeit nennen, die Du für Dich in Anspruch nehmen solltest. Da gibt Es nichts zu verlieren. Das Du eine Professionelle Meinung bekommen kannst zu All jenen Themen, welche Dich Interessieren. Wir haben im Leben oft mit Schwierigen Situationen zu kämpfen und Du bist Nicht Alleine. Ich möchte Dir gerne 3 Links an's Herz legen. Einmal einen Link zur Seite der Telefonseelsorge. Dort kannst Du Kostenlos und Anonym jederzeit anrufen um Alles durchzusprechen, was Dich grade bewegt. Die Mitarbeiter dort sind ausgebildet und werden Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen! Und dann möchte Ich dir unsere Soforthilfe an's Herz legen zum Thema der Therapie. Außerdem Die Soforthilfe, die Sich mit dem Tod beschäftigt. Einfach zum Nachlesen. Bitte!

http://www.telefonseelsorge.de
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/13/Wie-gehe-ich-mit-dem-Tod-um.html

Ich kann kein Patentrezept an Dich geben, aber Ich habe Dir nun meine Meinung zu All dem Geschrieben, was Du geschrieben hast. Ich hoffe, das Du irgendetwas für Dich nehmen kannst. Ich hoffe, das Ich dir ein bisschen Helfen konnte!

Liebe Anonyme,

Ich wünsche Dir Alles Liebe und Gute für deine Zukunft :)
Du packst das! :)

Julia