Problem von Docii - 15 Jahre

Bester Freund Tot

Hallo, mein bester freund ist vor 8 Monaten gestorben und ich habe es bist heute nicht verkraftet ich bilde mir immer noch ein das er lebt obwohl ich weiß das es nicht so ist. Ich seh ihn in Träumen und er sagt da immer zu mir verlass mich nicht und das macht mir halt ziemlich angst. Ich weine ständig und weiß nicht was ich tun soll zum Psychologen trau ich mich halt nicht hin. Wegen meinen Eltern ich weiß nicht wie die reagieren würden. Mit meinen freunden habe ich auch schon drüber geredet aber ich kann halt nicht loslassen und das tut mir sehr weh. Und ich weiss nicht was ich tun soll es belastet mich sehr.

Anna Anwort von Anna

Lieber Docii,

es tut mir sehr, sehr leid für Dich, dass Dein bester Freund gestorben ist. So etwas in so jungen Jahren erleben zu müssen, ist etwas sehr Schlimmes, was sehr schwer zu verarbeiten ist. Wenn Menschen sterben, die uns nicht so nahe stehen, wie zum Beispiel eine entfernte Tante, kommen wir sehr gut damit zurecht, denn wir haben sie weder gut gekannt, noch hat sie uns viel bedeutet. Emotional eingebunden sind wir umso stärker, je näher uns die verstorbene Person stand. Mit ihrem Tod nimmt sie etwas von uns mit, es ist, als würde sie uns selbst mit in die Tiefe reißen. Je älter Menschen sind, desto normaler ist es auch, dass sie sterben. Das haben wir alle von Kindheit an gelernt, es ist traurig, aber es ist irgendwie normal.
Stirbt allerdings ein Mensch, der noch sehr lange hätte leben sollen, kann uns das extrem belasten, selbst, wenn wir ihn gar nicht so gut gekannt haben. Und dann fangen wir erst richtig an, uns zu fragen, was das eigentlich ist, der Tod, Sterben, zurückgelassen werden, leben.

Du hast eine schwere Zeit hinter Dir und stehst noch vor einer schweren Zeit. Dass Dein Freund gestorben ist, wird Dich für Dein Leben sehr prägen und Dich vielleicht von den anderen aus Deiner Klasse unterscheiden. Nur die, die dem Jungen auch nahe standen, wissen, wie es Dir im Moment gehen muss und wenn Du soweit bist, kann es Dir sehr helfen, mit diesen Personen darüber zu sprechen.
Im Vordergrund steht für Dich der Schmerz, das Vermissen oder vielleicht auch nur eine überwältigende Leere, weil das alles noch viel zu schwer zu verdauen ist. Aber mit der Zeit wirst Du, auch, wenn Du diesen Prozess nicht mitbekommst, mehr und mehr verarbeiten und dieses Erlebnis für Dich einordnen können. Und dann kann es zu Deinem größten Schatz werden, zu Deinem tiefen Geheimnis, zu dem nur Du Zugang hast und das Dir Kraft geben wird in Situationen, in denen Du ansonsten aufgegeben hättest. Dein Freund lebt in Dir weiter, so, wie Du ihn gekannt hast. Doch jetzt ist es wichtig, den Schmerz zuzulassen, zu trauern und alle Gefühle herauszulassen. Helfen kann es, wenn Du Deinen Schmerz künstlerisch ausdrückst. Wenn Du etwas zeichnest, wenn Du Musik machst, wenn Du darüber schreibst. All diese Ausdrucksformen beschleunigen den Verarbeitungsprozess und geben Dir außerdem in späteren Zeiten eine schöne Erinnerung an die schwere Zeit, die Du durchgemacht hast und an das schöne Gefühl, diese überstanden zu haben. Vielleicht hilft es Dir auch, darüber zu sprechen, mit Freunden, mit Deiner Familie und ihnen davon zu erzählen, wie furchtbar das alles für Dich ist. Musst Du aber nicht! Es sind Deine Gefühle, die vollkommen in Ordnung sind und wem Du davon erzählst, entscheidest Du selbst.

Deine Träume von ihm sind dieser unbewusste Verarbeitungsprozess, von dem ich geschrieben habe. Dein Unbewusstes schickt Dir Bilder und zeigt damit, was Dich tief in Deiner Seele beschäftigt. Es ist gut, dass Du davon träumst und Du nimmst den Träumen ein wenig ihren Schrecken, wenn Du sie direkt nach dem Aufwachen aufschreibst. Verdrängung wird Dir nicht helfen. Was Du erlebt hast, hast Du erlebt, was zählt ist nun, wie Du damit umgehst. Nach dem, was Du mir erzählt hast, glaube ich nicht, dass Du zu einem Psychologen musst. Trauern ist wichtig und normal und das tut jeder auf seine Weise und ich bin mir sicher, dass Du sehr viel Positives aus dieser inneren Bewältigung für Dich wirst mitnehmen können.


Ich wünsche Dir alles Gute und würde mich sehr freuen, nochmal von Dir zu lesen.

Liebe Grüße,

Anna

„Weine nicht, weil es vorbei ist, lache, weil es überhaupt passiert ist.“
Gabriel Garzia Marquez