Problem von Anonym - 17 Jahre

Abhängig von Freund

Ich bin seit 3 Monaten mit meinem Freund zusammen und ich merke das ich abhängig von ihm werde. Ich habe das Gefühl das es nur einseitig ist deswegen verletzt es mich auch. Mein Freund behandelt mich oftmals nicht gut er ist aggressiv und ich versuche jeden Fehler zu übersehen obwohl es mich sehr verletzt. Wir haben auch schöne Tage und er sagt mir auch immer wieder das er mich liebt, aber an Tagen wenn wir uns streiten und er schuld ist bin ich trotzdem die jenige die ankommt weil ich einfach nicht Seelenfrieden habe wenn wir uns nicht vertagen. Ich denke er verdient mich nicht und ich habe oft dran gedacht Schluss zu machen, habe ich sogar einmal aber dann war ich trotzdem die die wieder angekommen ist. Ich kann das einfach nicht. Ich werde schon verrückt wenn er mir 2-3 Stunden nicht antwortet. Jedenfalls ist er auch so, dass er auf sozialen Netzwerken unsere Beziehung nicht öffentlich macht, weil er der Meinung ist das es unnötig und kindisch wäre obwohl das seine engsten Freunde auch machen. Und er lässt mich aufkeinen Fall an sein Handy ich möchte das nicht mal von ihm verlangen aber es ist schonmal so gewesen das er sagen gemacht hat wo ich mein Vertrauen zu ihm verloren habe. Ich verstehe das einfach nicht das lässt mich auch an seiner Liebe und Ernsthaftigkeit zweifeln obwohl er draußen öffentlich mit mir überall hin geht. Ich weiß nicht was ich tuen soll dieses Problem bedrückt mich sehr und ich möchte einfach glücklich mit ihm sein bevor ich meine Beziehung komplett zerstöre!

Anna Anwort von Anna

Hallo Du,

erstmal vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber! Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schlimm diese Situation für Dich sein muss. Du fühlst Dich vollkommen abhängig von Deinem Freund und schaffst es nicht, zu Deinen eigentlichen Vorstellungen und Idealen einer Beziehung zu stehen, schaffst es nicht, Deinem Gerechtigkeitssinn nachzukommen und hast wahrscheinlich öfters das Gefühl, nicht ganz ehrlich Dir gegenüber zu sein.

Eine gewisse Abhängigkeit ist am Anfang einer Beziehung (und auch später noch) normal. Man ist total verliebt und verknallt, würde alles für den anderen tun und steht Höllenqualen durch, wenn man keine Zeit mit ihm verbringen kann. Verliebtheit ist ein Ausnahmezustand und für Körper und Psyche unglaublicher Stress. Doch sollte das Ganze immer auf Gegenseitigkeit beruhen! Ist nur einer der beiden Partner sehr abhängig, unheimlich verliebt und aufgeregt, dann stimmt was nicht. Vor allem nicht, wenn das schon so früh in einer Beziehung der Fall ist.
Ich denke, Dein Freund spürt das sehr deutlich, dass Du so abhängig von ihm bist und je mehr Du ihm durchgehen lässt (an Verhaltensweisen, die Du echt nicht gut fandest), desto mehr gewöhnt er sich daran und je nach dem was er so für ein Typ Mensch ist, wird er das Ganze auch ausnutzen.

Ich denke, dass Deine Angst und Deine Unsicherheit hier angebracht ist und ich finde es sehr beeindruckend und selbstreflektiert, dass Du Deine Gefühle so gut in Worte fassen kannst. Wichtig ist es nun, Deine Person zu stärken, das heißt Dein Selbstbewusstsein, Deine Selbstsicherheit aufzubauen und Deine Selbstreflektion zu festigen. Es ist schon mal sehr, sehr wichtig und gut, dass Du über Deine Gefühle bescheid weißt, sie in Worte fassen kannst und auch anmerkst, dass die Situation irgendwie nicht so ist, wie sie sein sollte. Im nächsten Schritt ist es wichtig, Dein Vertrauen in Deine Gefühle und Ahnungen zu stärken und auch Dein Handeln mehr davon steuern zu lassen, was Du eigentlich willst, wie Du Dich wohl fühlst und es nicht nur von Angst geleitet sein lassen.
Du solltest Dich mit Deinen Gefühlen und Ängsten jemandem aus Deinem Freundes- oder Bekanntenkreis anvertrauen, das muss nicht unbedingt jemand in Deinem Alter sein. Hauptsache einer Person, der Du vertraust und bei Du Dich aufgehoben fühlst. Ganz allgemein ist es jetzt wichtig für Dich Deine sozialen Kontakte zu stärken, das heißt die Kontakte, die mit Deinem Freund nichts zu tun haben. Du brauchst ein Netz aus Freunden, Bekannten und auch Familie, in dem Du sicher aufgehoben bist und das Dich auffängt.

Die Verlustangst, die Du hast, in der ersten festen Beziehung (oder den ersten festen Beziehungen) normal. Man lebt noch bei den Eltern, geht noch zur Schule, hat sich gerade erstmal angefangen kennenzulernen, die Pubertät ist noch nicht abgeschlossen. Liebesbeziehungen in so jungen Jahren sind meistens durch und durch emotionale Achterbahnfahrten, bei denen beide nicht so ganz wissen, wo es hingeht. Drum herum kommt man da nicht, aber wenn man das weiß, kann man wenigstens für sich die Gewissheit behalten, dass es mit Beziehung zu Beziehung stabiler wird, da man jedes Mal immer mehr über sich selbst erfährt.
Dich selbst noch besser kennenzulernen, ist nun auch sehr wichtig. Führe Tagebuch, schreibe auf, wie es Dir geht, versuche Deine Gefühle in Worte zu fassen. Schreiben ist ein sehr, sehr guttuender Prozess und wenn das Ganze erstmal von der Seele geschrieben ist, geht es einem meist sehr viel besser. Du kannst auch Briefe schreiben, an Freundinnen und Freunde zum Beispiel. Auf jeden Fall solltest Du diese Angst, diese schlechten Gefühle, die Dich dauernd begleiten nicht nur in Dir selbst behalten, sondern sie irgendwie nach Außen tragen.

Das sind die ersten Dinge, die Du tun kannst, um Dich selbst zu stabilisieren. Das Verhalten Deines Freundes kannst Du nicht beeinflussen, Du kannst nur Grenzen für Dich selbst aufstellen, an die er sich halten muss. Grenzen setzen zu lernen, ist ganz, ganz wichtig und hilft den anderen, zu wissen, wie sie sich Dir gegenüber verhalten müssen. Grenzen zu setzen, schafft auch Vertrauen. Dein Freund weiß, wo er bei Dir dran ist, was geht und was nicht geht. Und wenn Du ihm in Bezug auf andere Mädchen etc. nicht vertrauen kannst, setze Deine Grenzen so, dass er Dich nicht verletzen kann, in dem Du Dich von ihm distanzierst. Du solltest auf jeden Fall ein ganz direktes Gespräch mit ihm suchen und ihm von Deinen Vorstellungen einer vertrauensvollen Beziehung erzählen, ihm sagen, bei welchen Verhaltensweisen Du Dich unwohl fühlst, ihm von Deinen Ängsten erzählen. Vielleicht sind sie ihm bisher gar nicht so bewusst gewesen und ihr schafft es, an Baustellen zu arbeiten. Geht er allerdings gar nicht auf Dich ein und zieht nur eine "Egoschiene" durch, ist es wirklich an der Zeit, Dich zu fragen, ob so eine Beziehung noch einen Sinn macht.

Hier noch einige Links, die Dir vielleicht helfen können:
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http://www.zeitzuleben.de/grenzen-haben-grenzen-setzen/

http://www.zeitzuleben.de/so-umschiffen-sie-klippen-in-ihrer-partnerschaft/5/

http://www.beratung-therapie.de/43-0-Abhaengigkeit.html

Ich hoffe auf jeden Fall, dass es Dir bald besser geht und dass Du den richtigen Weg für Dich findest, mit der ganzen Sache umzugehen. Ich würde mich außerdem freuen, nochmal von Dir zu lesen und zu hören, ob es Dir besser geht. :)

Viele Grüße,

Anna