Problem von Anonym - 18 Jahre

Angst

Hallo liebes Kummerkasten Team, ich bin 18 Jahre alt und meine Situation ist ein wenig schwer zu verstehen und hat mir vielen Faktoren zu tun .
Also um anzufangen: in meiner pupertät hatte ich so eine Phase in der ich mich hässlich dick und ungeliebt gefühlt hab. Mit den Jahren lernte ich mich halbwegs zu akzeptieren. Es ging weiter mit der Schule, dort ging es los dass ich unter einer Krankheit litt bei der man immer rot wird. Dies war bei mir nur wenn ich presentarionen hielt. Letztes Jahr hatte ich mein Abschluss und es war das schlimmste Jahr. Sobald jemand fremdes mit mir geredet hat wurde ich rot oder wenn der Lehrer etwas sagte, einfach bei jeder unangenehmen Situation und ich wurde immer darauf angesprochen. Es wurde so schlimm, dass ich rot wurde einfach bei nicht mal schlimmen Situationen weil ich schon Angst hatte rot zu werden. Ich dachte mir wenn ich jetzt rot werde, was denken die Leute dann davon. Bis heute leide ich darunter und gehen bei Tag nicht mal mehr raus. Meine Freunde merken nichts weil ich nachts raus komm und sag das ich mich so lange fertig gemacht hab oder ich zu noch Erwas erledigen musste nur um nicht bei Tag raus zu müssen. Wenn man zu frägt ob wir was essen gehen wollen oder irgendwo hin bekomm ich gleich Panik weil man da so eng aneinander Sitz und man ja wieder sieht dass ich rot werde. es ist so schlimm geworden das wen ich mal Tags in die Stadt muss Panik bekomm irgendwen zu treffen und ich fühle mich dann schwindelig, benommen, schwitze und so ein unwirklichkeits Gefühl. Dieses Gefühl hatte ich damals auch in der Schule. Ich weis dann nicht mehr wo ich bin und ob das alles real ist. Es hört sich komisch an aber ist der reinste Horror. Zum Therapeuten Trau ich mich nicht weil ich nicht mal mit meinen Eltern oder Freunde darüber reden kann und ich Angst hab das die dann was mitbekommen und es etwas kostet da ich kein eigenes Geld habe. So, das war jetzt echt ein langer Text. Ich weis das ihr keine Ärzte seit aber vlt habt ihr von so einem Vorfall schonmal gehört und könnt mir Tipps geben. Ich danke euch schonmal in Vorraus für euren Aufwand und eure Zeit. Bitte achtet nicht auf meine Rechtschreibung.
Viele liebe Grüße an euch:)

Anna Anwort von Anna

Hallo Du,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber. Ich finde es sehr bewundernswert, wie offen und detailliert über Deine Situation schreiben kannst und denke, dass Du schon einen wichtigen Schritt gemacht hast, indem Du es schaffst, Deine Gefühle offen und ungeschönt zu formulieren.

Die Angst davor rot zu werden, gehört zu den Phobien, ähnlich wie zum Beispiel eine Spinnenphobie oder die Angst vorm Fliegen. Phobien sind Ängste, die sich zu einem Extrem gesteigert haben und bei denen der Betroffene alles tut, um sich den Situationen, vor denen er Angst hat, nicht aussetzen zu müssen. In vielen Fällen kann das sehr stark die Lebensqualität einschränken, wie das bei Dir ja schon der Fall ist. Dennoch ist es sehr wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und zu versuchen, gegen die Angst anzukämpfen, damit Du Dich nicht noch weiter in ein Schneckenhaus zurückziehst.
Woher die Angst vorm rot Werden kommt, ist schwer zu sagen, aber wahrscheinlich hat es psychische Ursachen. Ein geringes Selbstwertgefühl verbunden mit einschlägigen Erlebnissen, vielleicht auch schon in der frühen Kindheit sind wichtige Faktoren. Das Problem besteht darin, dass man selbst nicht weiß wie andere einen wahrnehmen, denn man selbst sieht sich ja nur von "innen" und nicht von außen. Hat man ein negatives Selbstbild, geht man davon aus, dass man sich gerade furchtbar blamiert und die Leute um einen herum nur das Negative in einem sehen. Die Angst vorm rot Werden ist mit einer riesigen Scham verbunden - irgendwann hat man etwas erlebt, was einem extrem unangenehm und peinlich war und das hat sich ganz schön tief im Unbewussten verankert.
Hier noch Einiges über diese Phobie:
http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article13365070/Wenn-die-Angst-vor-dem-Erroeten-krankhaft-wird.html
https://www.palverlag.de/Erroeten_Artikel.html
http://www.erythrophobie.de/

Ich kann verstehen, dass Du nicht unbedingt zu einem Therapeuten gehen willst, aber ich glaube, dass es in Deinem Fall wirklich unerlässlich und sehr wichtig ist. Der Grund für Deine Angst scheint sehr, sehr tief zu liegen und ich denke nicht, dass Du alleine "dran kommst". Eine Psychotherapie wird von den Krankenkassen bezahlt, es kann nur je nachdem lange dauern, bis Du einen Termin bekommst. Daher suche Dir am besten morgen schon einen oder am besten mehrere Therapeuten in der Nähe raus und rufe dort an. Hier mehr dazu: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html
Auch kann ich verstehen, dass es Dir sehr unangenehm ist, darüber mit jemandem zu sprechen. Meist ist es aber doch so, dass es sehr entlastend und guttuend ist, wenn man sich jemandem anvertraut. Wenn es Dir im direkten Gespräch zu schwer fällt, schreibe doch einen Brief!
Wichtig ist es, dass Du Dich mehr und mehr mit Deiner Angst auseinander setzt. Versuche, sie zu verstehen, informiere Dich über Ängste und Panik, über Phobien und das damit verbundene vermeidende Verhalten. Je mehr Du über Deine Angst weißt, desto klarer wird sie und desto besser lässt sie sich verstehen und in kleinen Schritten auch besiegen.
Vielleicht wäre hier das Heft was für Dich? http://www.amazon.de/gp/product/395550137X/ref=s9_simh_gw_p14_d0_i1?pf_rd_m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_s=desktop-1&pf_rd_r=1Z4DNYSGS4FKZ3GPW69N&pf_rd_t=36701&pf_rd_p=585296347&pf_rd_i=desktop
und das hier: http://www.amazon.de/Das-kleine-%C3%9Cbungsheft-Seelische-Bibliothek/dp/3955500888/ref=pd_bxgy_14_img_2?ie=UTF8&refRID=0QHACAKYH5G3MQ6QJG85

Ich finde es ürbigens sehr gut und bewundernswert stark von Dir, dass Du trotz allem noch Deine sozialen Kontakte aufrecht erhälst. Auch, wenn Du Dich nur nachts mit Deinen Freunden triffst, Freunde und Bekannte sind unheimlich wichtig. Vielleicht kannst Du ja einen Deiner Freundin mal nach einem Kaffee trinken nachmittags fragen und somit einen ersten kleinen Schritt machen?

Ängste sind Schutzmechanismen unserer Psyche, die sehr wertvoll und sehr wichtig sind. Sie schützen uns vor Verletzungen in den Bereichen, wo wir schon mal schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und weil Ängste im Kleinhirn, also auch körperlich sehr tief sitzen, ist es auch sehr schwer, ihnen mit Vernunft zu begegnen. Man sollte aber nie aufhören, es zu versuchen, denn der Verstand und die Vernunft wissen manchmal auch eher, was besser für einen ist.

Ich wünsche Dir ganz ganz viel Kraft auf Deinem Weg in Richtung Besserung und hoffe, dass Du Dich traust, einen weiteren Schritt zu gehen und Dir Hilfe zu suchen. :-)

Viele Grüße, Anna