Anwort von Delia

Hallo liebe/r Anonyme/r,

was genau stört dich denn? Dein übernommenes Verhalten an sich oder eher die vielleicht eintretende Reaktion von anderen Menschen auf dein Verhalten?
Wenn dich wirklich dein eigenes Verhalten stört, dann ist es sinnvoll, es zu ändern. Wenn man viel Zeit mit bestimmten Menschen, Themen oder Situationen verbringt, ist es ganz normal, dass man sich anpasst und einige Dinge übernimmt. In dem Fall wäre es ratsam sich davon etwas zu distanzieren und vorerst die darin investierte Zeit einzuschränken. Wenn du merkst du übernimmst zuviel des im Internet gezeigten Verhaltens, dann beschäftige dich einfach weniger mit den jeweiligen Inhalten und den Menschen, die diese vertreten. Wenn du täglich ständig etwas zu dem Thema liest, ist es ja kein Wunder, wenn du anfängst so ähnlich zu denken.

Eine andere Möglichkeit wäre zu hinterfragen was genau diese Personen denn für eine Meinung vertreten. Man kann sich heutzutage für scheinbar alles diskriminiert fühlen, jede Abweisung und jede Abneigung der eigenen Person gegenüber kann man auf eine Diskriminierung schieben und damit jede Verantwortung von sich weisen. Wenn man dann noch in einem bestimmten Bereich (wie z.B. Herkunft, Sexualität, Religion etc.) einer Randgruppe angehört, dann kann man es sich sehr einfach machen und alle anderen Menschen als rassistisch, homophob ect. darstellen sobald diese etwas tun was einen selbst verletzt. Das bedeutet natürlich nicht, dass Diskriminierung nicht existiert und nur Einbildung der jeweiligen Menschen ist. Diskriminierung existiert definitiv und ist Teil des alltäglichen Lebens und es ist wichtig etwas dagegen zu unternehmen. Trotzdem sollte man genau hinterfragen ob wirklich eine Diskriminierung vorliegt oder ob ganz andere Gründe eine Ursache gespielt haben. Wenn ich mich für einen Job bewerbe und anstatt mir wird ein Mann eingestellt, dann könnte ich mich als Frau diskriminiert fühlen. Es könnte aber auch sein, dass der betreffende Mann einfach eine höhere Qualifikation oder mehr Berufserfahrung besitzt und die Tatsache, dass ich eine Frau bin, bei der Einstellung überhaupt keine Rolle gespielt hat.

Nehmen wir mal dein Beispiel mit dem Lippenstift. Fakt ist nun einmal, dass mehr Frauen als Männer Lippenstift tragen. Die Werbung versucht ihr Produkt zu vermarkten und wendet sich daher automatisch an die größte Zielgruppe, was in dem Fall die Frauen sind. Das bedeutet nicht, dass es Männern verboten wäre Lippenstift zu tragen, sondern es würde für die Werbeindustrie schlichtweg keinen Sinn machen eine Werbung für Lippenstifte an Männer zu adressieren.
Du kannst grundsätzlich tragen was du möchtest und aussehen wie du möchtest. Die Werbung selbst legt dir da keine Schranken auf, sie versuchen nur ihre Produkte zu vermarkten. Natürlich haben sie trotzdem Einfluss darauf wie wir über verschiedene Dinge denken. Die Werbung stellt uns ein bestimmtes Bild von weiblich und männlich, von Armut und Wohlstand, von einem "schlechten" und einem "guten" Leben dar. Diese Bilder sind oft ziemlich einseitig und klischeehaft und daher nicht dazu geeignet in die eigene Vorstellung übernommen zu werden. Sich davon aber ständig angegriffen und beleidigt zu fühlen bringt einen auch nicht weiter.

Kurz gesagt: Lass dich nicht in eine Welt ziehen in der es größtenteils darum geht sich ständig diskriminiert und angegriffen zu fühlen. Und schon gar nicht in eine Welt, in der Menschen es als richtig ansehen andere Menschen sofort als rassistisch, homophob ect. zu verurteilen. Natürlich gibt es solche Menschen, aber wenn man mit der Auffassung durch die Welt geht, dass alle darauf aus sind andere Menschen zu diskriminieren, ist das keine hilfreiche Vorstellung der Realität.

Alles Gute!