Problem von Jens - 34 Jahre

Alles sehr verwirrend...

Ich bin seit 10 Jahren mit meiner Frau zusammen & seit fast 2 Jahren verheiratet.
Nun habe ich einen großen Fehler gemacht, ich hab sie mit einer Arbeitskollegin betrogen. Auch wenn es keine Entschuldigung ist, außer küssen und ein wenig fummeln ist nicht mehr gelaufen! Meine Frau ist dahinter gekommen...ich habe die Sache beendet da ich durch diesen "Knall " aufgewacht bin. Mich plagen immer noch Schuldgefühle und das zu recht. Wir reden viel und sind zur Erkenntnis gekommen, das wir uns beide vernachlässigt und uns als selbstverständlich betrachtet haben.
Es geht also wieder aufwärts, dachte ich...
Nun habe ich mitbekommen, das meine Kollegin ( die mir bis vor kurzem noch Liebesgeständnisse gemacht hat und sie mir auch leid getan hat, da ich ihr evtl. das Gefühl gegeben habe, das aus uns mehr wird ) warscheinlich jemd. neuen kennengelernt hat.
Jetzt das Problem...warum geht es mir so schlecht damit?
Ich hab doch alles was ich brauche, meine Frau, die Kid's und gute Freunde zum reden.
Warum nur belastet es mich das sie offensichtlich nen neuen hat? Es zerreißt mich förmlich wenn ich daran denke und im Moment denke ich Viel daran. Ich möchte nur meine Ehe nicht schon wieder belasten, ich hab angst am Ende ganz alleine dazustehen.
Das würde meine Frau und ich nicht verkraften...

Delia Anwort von Delia

Hallo Jens,

deine Frau und du scheint offen miteinander geredet und auch gemerkt zu haben, was in eurer Ehe falsch gelaufen ist. Das ist ein sehr wichtiger Schritt und eine gute Basis um an eurer Beziehung zu arbeiten. Aber reden allein reicht nicht, ihr müsst auch handeln und darauf achten, dass es in der Zukunft nicht wieder zu dem typischen Alltag kommt in dem ihr nicht sonderlich aufeinander achtet.
Was brauchst du von deiner Frau um dich von ihr wertgeschätzt zu fühlen und was braucht im Gegenzug deine Frau von dir? Was braucht ihr um euch gegenseitig von einander angezogen und begehrt zu fühlen? Was braucht deine Frau um den Vertrauensbruch verarbeiten zu können und sich in eurer Beziehung wieder sicher zu fühlen? Wie habt ihr euch benommen als ihr eure Ehe noch nicht vernachlässigt und euch gegenseitig noch nicht als selbstverständlich angesehen habt?

Außerdem solltest du dich mit der Frage auseinander setzen, warum genau du etwas mit der besagten Arbeitskollegin angefangen hast. Um zukünftig zu verhindern, dass du so etwas noch einmal tust, sollte dir vollkommen bewusst sein, warum du es getan hast und welche Bedingungen erfüllt sein sollten damit du nicht noch einmal der Versuchung nachgibst. War wirklich nur die gegenseitige Vernachlässigung in eurer Beziehung der Grund oder war die betreffende Arbeitskollegin etwas besonderes für dich? Das ist keine Fangfrage um dir die richtige Antwort zu suggerieren, sondern etwas worüber du dir Gedanken machen solltest.

Wenn dir die Sache mit der Arbeitskollegin sehr viel bedeutet hat und du dir vorstellen könntest etwas ernsteres mit ihr anzufangen und du dich sehr zu ihr hingezogen fühlst, dann haben deine Frau und du definitiv ein noch größeres Problem als vielleicht angenommen. Dann wäre es nämlich keine kleine Affäre, sondern etwas wesentlich größeres bei dem du dir darüber klar werden müsstest was du eigentlich möchtest und ob deine Frau noch die richtige Partnerin für dich ist.

So wie du schreibst klingt es aber anders. Eher so als hätte dir die Aufmerksamkeit der Arbeitskollegin in Form ihrer Liebeserklärung sehr gefallen und als wäre sie eine gute Möglichkeit gewesen um dein Ego zu streicheln. Du schreibst, dass sie dir sogar leid getan hat weil du ihr eventuell das Gefühl gegeben hast, sie hätte eine ernsthafte Chance bei dir. Sie scheint dir nahezu nachgelaufen zu sein und dich angehimmelt zu haben. Vielleicht war es in der Realität nicht ganz so stark, aber stark genug damit du dich gewollt fühlst. Also genau das, was du in deiner Ehe nicht mehr gefühlt hast.
Bei deiner kleinen Affäre, so kurz sie vielleicht auch war, hattest du die Macht und die Kontrolle, du konntest entscheiden wie weit es geht und wie ernst es wird, sie war ja scheinbar für eine feste Bindung zu haben. Ungeachtet der Tatsache, dass du deine Frau mit ihr betrogen hast, was deine Kollegin eigentlich mal zum Nachdenken über deine Bindungsfähigkeit hätte bringen müssen. Aber gut, in Liebesdingen verhält man sich nun einmal nicht immer sonderlich klug.
Letztendlich war es für dich letztendlich eine angenehme Situation, trotz der eventuellen Schuldgefühle deiner Frau gegenüber. Zuhause hast du nicht mehr die Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen, die du dir gewünscht hast, vielleicht auch nur unbewusst. Und dann kam deine Kollegin daher, hat dir das Gefühl gegeben ein toller potenzieller Partner zu sein, hatte sexuelles Interesse an dir und hat dir darüber hinaus noch eine Liebeserklärung gemacht. Dass du dich davon angezogen gefühlt hast ist ja kein Wunder. Das war ja schließlich die beste Nahrung für dein Ego und dein Selbstwertgefühl.
Und jetzt muss dein Ego wieder ohne diese Bestätigung auskommen. Ganz im Gegenteil, du musst sogar noch deine Schuldgefühle verarbeiten und dich aktiv damit auseinander setzen, dass in deiner Ehe in letzter Zeit so einiges schief gelaufen ist und dass ihr jetzt daran arbeiten müsst. Vielleicht bist du jetzt sogar erleichtert, dass es raus gekommen ist und ihr miteinander geredet habt. Eine sonderlich angenehme Situation ist es aber trotzdem nicht. Ganz im Gegensatz dazu von einer Frau angehimmelt und gewollt zu werden. Wenn diese Frau, die dir hinterher gelaufen und dir ihre Liebe erklärt hat. sich jetzt plötzlich für einen anderen interessiert, dann ist es nicht wirklich ungewöhnlich, dass du das nicht sonderlich schön findest. Wichtig ist wie du mit diesem Gefühl jetzt umgehst. Letztendlich ist die Frage: Stört dich die Situation, weil du eifersüchtig bist weil du lieber mit deiner Kollegin zusammen wärst oder stört es dich, weil du jetzt nicht mehr die angenehme Aufmerksamkeit von ihr bekommst und dich stattdessen mit deiner Ehe auseinander setzen musst? Sei ehrlich zu dir selbst und nimm dir Zeit um dich mit deinen eigenen Gefühlen und Wünschen auseinander zu setzen.
Alles Gute!