Problem von Anonym - 15 Jahre

Wie sage ich es meinem Vater? :(

Hallo, ich (m/15) bin zurzeit echt down. Habe vor ein paar Tagen zum zweiten Mal einen Ladendiebstahl begangen, und das innerhalb 1 Jahr. Ich weiß bisher selber nicht was mich nochmal dazu getrieben hat, evtl der falsche Freundeskreis. Zusätzlich hab ich auch noch einem Kumpel geholfen, und hab deshalb auch eine Anzeige wegen Mittäterschaft. Das Problem ist, mein Vater ist derzeit im Urlaub und weiß von allem noch nichts. Er schreibt mir aber gelegentlich ein paar nette Worte und hofft das es mir gut geht. Im Sommer will er sogar mit mir nach Australien fliegen da er so stolz auf mich und meine schulischen Leistungen ist. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, ihm es direkt nach dem (Entspannungs)Urlaub zu beichten. Ich kann fast gar nicht einschlafen, weil es mir so Leid für ihn tut. (Er macht alles für mich) Er wird sehr enttäuscht und sauer sein. Wie kann ich es ihm am besten sagen?
Danke!

Anna Anwort von Anna

Hallo Du,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber. Dass es Dir momentan nicht gut geht und Du Dich in einer ziemlich verzwickten Lage befindest, kann ich mir sehr gut vorstellen. Du weißt im Moment nicht, was richtig und was falsch ist, weißt nicht, warum Du Dinge tust, die Straftaten sind. Du weißt, dass man es nicht machen sollte, merkst aber, dass dieses Verbot oder dieses Gesetz irgendwie nicht reicht, um Dich davon zu überzeugen. Andererseits ist Dir die Meinung Deines Vaters sehr wichtig. Man merkt, dass er Dir sehr viel bedeutet und Du ihn nicht enttäuschen willst.
Ich finde es sehr bewundernswert, wie offen Du über Deine Gefühle und Deine Ängste sprechen kannst und denke, dass genau das der Weg ist, um da raus zu kommen.

Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen! Es scheint Dir sehr wichtig zu sein, dass Dein Vater stolz auf Dich ist und nicht enttäuscht von Dir. Stelle Dich der Anzeige, der Polizei und steh ein für das, was Du getan hast. Steh dazu. Es ist nun getan, das kannst Du nicht rückgängig machen, aber Du kannst dafür gerade stehen und immer wieder hinterfragen, was Dich dazu gedrängt hat. Versuche auch Deinem Vater gegenüber so offen wie möglich zu sein und sprich mit ihm, wenn Du ihm vertraust, ganz offen über Deine Gefühle in Hinsicht auf den Diebstahl aber auch in Hinsicht auf ihn. Vielleicht hilft es sogar, wenn Du erstmal in Ruhe einen Brief schreibst und ihm darin davon berichtest, was Du gemacht hast. So kann er Dich nicht unterbrechen und muss ihn auch bis zum Ende lesen bzw. Dir somit zuhören.
Ich denke, für Dich und Deinen Vater ist es auch sehr wichtig, dass ihr gemeinsam mehr unternehmt. Lernt euch besser kennen, in dem ihr Dinge zusammen erlebt. Frage ihn, was er in seiner Jugend so gemacht hat oder ob er vielleicht schon mal an den falschen Freundeskreis geraten ist.

Und damit bin ich auch schon bei einem sehr wichtigen Punkt angekommen: Freunde. Wenn Du selbst vermutest, dass es der falsche Freundeskreis ist, der Dich zu solchen Taten drängt, dann wird da wahrscheinlich was dran sein. Freunde sind sehr wichtig für uns - nicht nur in Kindheit und Jugend, auch im Erwachsenenalter sind es die Freunde nach denen wir uns richten. Über sie sind wir empfänglich für Trends und Moden und sind beeinflussbar für alles, was gerade aktuell ist. Ob es zum Beispiel modische Brillen sind, ob es der Trend ist, Roller zu fahren, zu rauchen, einen bestimmten Sport zu machen oder Läden zu überfallen. Der Freundeskreis gibt den Takt vor und wenn das die einzigen Freunde sind, die wir haben und wir sie vielleicht auch besonders mögen, erscheint uns selbst eine solche Tat wie ein Ladendiebstahl wie eine mögliche Option oder ein Abenteuer, das wir mal ausprobieren sollten. Wenn Du Dich bewusst dagegen entscheiden willst und so eine Jugend nicht für Dich wählen willst, wenn Du eine Zukunft, die aus einer solchen Jugend entstehen kann, nicht willst, dann solltest Du Dich bewusst von diesen Freunden distanzieren. Vielleicht kannst Du ja den einen oder anderen Freund davon überzeugen, dass es nicht richtig ist.

Ich denke, es ist wichtig, dass Du den Konakt zu Deinem Vater nicht verlierst, aber auch nicht zu anderen Menschen, die Dir viel bedeuten. Verbringe mehr Zeit außerhalb dieses Freundeskreises, dann gelingt Dir sicher auch der Absprung von einer solchen Szene.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Glück dabei und hoffe, dass es Dir mittlerweile wieder etwas besser geht.

Liebe Grüße,

Anna