Problem von Anonym - 36 Jahre

Lieblose Ehe nach Fremdgehen

Liebes Kummerkastenteam
Ich wende mich an euch, weil ich in meinem Freundes- und Familienkreis mit diesem Thema niemanden vertraut machen möchte. Einer Freundin habe ich es in der akuten Phase erzählt und seitdem hasst sie meinen Mann, so dass wir nichts mehr gemeinsam unternehmen können. Dies nur vorab
Ich bin mit meinem Mann seit fast 10 Jahren zusammen, verheiratet sind wir seit 1,5 Jahren. Wir haben zwei gemeinsame Kinder (6 und 0,5 Jahre alt)
Die Probleme fingen nach der Geburt des ersten Kindes an – wie das so ist – wenig zeit für sich als Paar, schlaflose Nächte, anstrengendes Baby etc. Soweit so normal aber wir haben es irgendwie nicht hinbekommen, wieder auf die Ebene wie vor den Kindern zu kommen. Mein Mann wurde mir gegenüber immer verschlossener, versuchte ich ihn auf unsere Probleme anzusprechen oder ihm zu sagen, dass ich unglücklich bin so wie es momentan läuft, klappte er zu wie eine Auster, kam immer nur mit Gegenfragen wie „ach ja?“ „warum das?“ „ wie meinst du das“ – aber nie im sinne eines wirklichen dialoges, sondern einfach nur um etwas zu sagen. Denn ein richtiges Gespräch konnte ich mit ihm schon lange nicht mehr führen. Irgendwann akzeptierte ich das, ich dachte mir halt – so ist er nunmal, mach das beste daraus.
Dann merkte ich, dass er immer mehr und mehr auf seinem Handy über whatsapp mit jemandem schrieb. Sprach ich ihn darauf an, leugnete er, dass er überhautp so viel schrieb – auch wenn ihn andere darauf ansprachen tat er so, als würden wir übertreiben und dass wir uns das nur einbildeten. Er erzählte mir aber, dass er mit einer Frau schrieb, die er über einen chat kennengelernt hatte. Ich vertraute ihm zu diesem Zeitpunkt komplett, ich bin auch kein eifersüchtiger Mensch, also ließ ich ihn gewähren.
Die schreiberei wurde aber immer intensiver, schließlich führten sie auch lange telefonate. Der Kragen platzte mir, als sie ihm zu Weihnachten ein Paket mit Geschenken für ihn und meinen Sohn (!!) schickte, mich jedoch mit keiner Silbe erwähnte. Das war für mich ein absoluter Übergriff in MEIN Leben. Als ich meinem Mann das genau so sagte, schaute er mich völlig verständnislos an und meinte nur, was ich denn hätte, sie wäre halt eine Freundin, sie hätte auch kinder, es wäre doch total nett von ihr Geschenke zu schicken. Er kapierte – oder tat so als kapierte er es nicht – dass das Problem war, was sie N’ICHT getan hatte – mich zur Kenntnis zu nehmen. Sie wusste von meiner Existenz und ignorierte mich und das war für mich ein deutliches Zeichen
Ich wurde immer ratloser, weil mein Mann immer so tat als gäbe es kein Problem, dabei merkte ich es doch – mit mir sprach er fast gar nicht mehr während er mit der anderen Frau stundenlang schrieb und telefonierte. Ich könnte noch viele ähnliche Vorfälle erzählen – immer mehr merkte ich, dass sich da jemand in meine Ehe drängte und anscheinen nur ich en Problem sah – und nicht ernstgenommen wurde von meinem eigenen Partner
Irgendwann gab es einen großen Knall und ich setzte ihm das Messer auf die Brust und zwang ihn mir endlich die Wahrheit über ihn und die andere zu erzählen. Er rückte stückweise damit heraus, dass er sich schon mit ihr getroffen hatte (angeblich hätte er mir das auch erzählt, aber ich wusste davon defintiv nichts!) und nach mehreren anläufen und drängen meinerseits gab er dann auch endlich zum, dass er mit ihr geschlafen hatte. Das Schlimmste daran: es geschah kurz vor unserer Hochzeit. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Seitdem sind die Hochzeitsbilder und die Erinnerungen an diesen Tag für mich Ballast. Ich kann mich nicht mehr daran erfreuen – es kommt mir alles wie geheuchelt vor. Ich sagte ihm auch, dass wir nie hätten heiraten dürfen, dass er mir den tag mit seiner Lügerei versaut hat.
Die Frau besaß noch die Frechheit mich per email zu kontaktieren – er hatte ihr meine adresse gegeben!!. Sie beschimpfte mich, dass ich nun wieder versuchen würde, heile welt zu machen. Sie wäre in schlechten Zeiten für meinen Mann dagewesen und er wäre mit ihr so glücklich gewesen. Er hätte die Hochzeit nur aus Solidarität nicht abgeblasen und weil er seinen Sohn nicht verlieren wollte. Ich wäre eine falsche Schlange und hätte ihn nicht verdient uswf. Usf.
Ich zeigte ihm ihre email, worauf hin er nochmal versuchte mit ihr zu reden, sie hatte ihn aber bereits gesperrt. Seitdem haben sie keinen Kontakt mehr – sagt er – und ich nehme es so hin…denn – und nun kommen wir zu meinem eigentlichen Problem: es interessiert mich nicht mehr! Meine Gefühle für diesen Mann sind tot. Das ganze ist knapp 2 Jahre her, wir haben mittlerweile ein zweites Kind bekommen (ich war schwanger als das ganze Drama rauskam) – ich hätte mich sonst vermutlich sofort getrennt. Ich hatte die Hoffnung, dass wir daran arbeiten können, habe Ratgeber gelesen – denn zur Paartherapie wollte er nicht – typisch mann – wir würden das schon alleine schaffen. Passiert ist – nichts – es läuft genauso weiter wie vorher. Nichts von dem, was er auch versprochen hatte, traf ein – nicht mehr Zeit für uns, nicht mehr miteinander reden, vor allem was einen bedrückt. Er spielt wieder auster, arbeitet lange und wir reden kaum miteinander. Sehen tun wir uns unter der Woche eh kaum, und am Wochenende…ach es ist einfach trostlos. Ich möchte am liebsten weglaufen aus dieser kalten Ehe. Ich weine oft, manchmal bekommt er es auch mit aber er nimmt mich nicht in den Arm, fragt nur was ich hätte, aber ich mag mit ihm nicht mehr reden. Es kommt eh nichts dabei herum.
Ich versuche, mir mein Leben einzurichten, habe Hobbies, Freunde – aber ich bin so unendlich traurig und einsam in dieser Ehe. Es ist furchtbar. Und es tut doppelt weh, wenn ich andere Paar e sehe, die so normal, liebevoll und humorvoll miteinander sind. Soll ich das nie wieder haben?
‚Eine trennung schaffe ich momentan nicht – auch wegen der kinder – der älteste hängt so sehr an seinem Vater und ich habe auch ganz ehrlich angst alleinerziehend mit zwei kindern zu sein. Ich wohne hier allein, weit weg von der Familie, es ist so schon unsagbar shwer weil wir keine Unterstützung im Krankheitsfall haben oder wenn mal Termine anstehen – wie soll das erst werden wenn ich ganz alleine und auch noch alleinverdiener bin
Ich bin ratlos, traurig, einsam – ich weiß auch nicht direkt was ihr mir raten könnt oder sollt. Es hat schon geholfen, das mal von der Seele zu schreiben – denn dass ich mit niemandem reden kann und die meisten denken, bei uns wäre alles ok macht es noch viel schwerer.
Vielen Dank schonmal für eure Antwort

Anna Anwort von Anna

Liebe Anonyme,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber und es freut mich, dass Du mit uns den Ansprechpartner gefunden hast, der Dir im Moment in Deinem Umfeld noch fehlt. Deine Zeilen haben mich sehr bewegt und ich kann mir vorstellen, dass es furchtbar ist, wenn man sich in einer unglücklichen Ehe gefangen fühlt und keine Hoffnung auf Besserung sieht.

Dein Mann verhält sich wie ein kleines Kind - bei Problemen wendet er sich an Außenstehende, er ist nicht in der Lage, Verantwortung für sich und seinen Partner zu übernehmen und bei problematischen Gesprächen blockt er ab. Er kann nicht zu seinen Gefühlen stehen und wählt im Zweifelsfall den leichten statt den ehrlichen Weg. Seine Geliebte wurde zu einer Ersatzmutter, die ihn getröstet hat, wenn es ihm schlecht ging, ihm gut zugeredet hat, wenn er doch eigentlich seine Probleme mit seiner eigenen Frau hätte alleine lösen sollen und ich glaube, mehr Verbundenheit gab es zwischen den beiden auch nicht. Schade, dass sie ihn nicht gleich behalten hat.
Bitte entschuldige meine harten Worte, aber ich gehe davon aus, dass Du Deinen Text nicht nur in einem verzweifelten Moment geschrieben hast, sondern Dir auch eine objektive Meinung über Deine Situation erhoffst.
Ich finde es sehr beeindruckend, wie lange und standhaft Du versucht hast, eure Ehe zu meistern, während er schon lange Ausflüchte gesucht hat und ich kann mir vorstellen, dass Du nach so einem langen Kampf nun sehr erschöpft bist. Dass Du da keine Gefühle mehr für ihn hast, einfach keine Lust und Motivation mehr hast, kann ich vollkommen nachvollziehen und ist wahrscheinlich auch die gesündeste Reaktion auf diese Erfahrungen.

Ich sehe ehrlich gesagt keine großen Chancen, dass ihr euch nochmal zusammen raffen könnt und ich glaube, dass es auch nicht das wäre, was Du Dir aus Herzen wünschen würdest. Dass Du ihn aber auch nicht direkt verlassen kannst oder willst und dass es zumindest sehr schwer wäre von den Umständen her, kann ich auch verstehen. Wichtig ist jetzt, und ich denke, das tust Du bereits, dass Du die Vorteile eures Zusammenleben nutzt, in dem er Dir bei der Aufgabenbewältigung hilft, aber dass Du Dir drumherum ein eigenes Leben, emotional fernab von ihm aufbaust. Mache Dich nicht abhängiger von ihm, als Du sein musst und sprich ruhig mit Menschen, die Dir nahe stehen über Deine Situation und Deine Gefühle. Es gibt keinen Grund, ihn länger in Schutz zu nehmen und ein heiles Bild zu bewahren. Das ist es nicht und so sollte es auch nicht für die Menschen sein, die Du liebst. Wenn Du gemerkt hast, dass es Dir gut tut, das Ganze mal aufzuschreiben, dann solltest Du das auch weiterhin tun. Führe Tagebuch oder schreibe Briefe, um Dich weiterhin mehr auf Dich zu konzentrieren. Denn während dem Schreiben bekommt man oft ein klareres Bild über die eigenen Gefühle und die eigene Situation und kann Dinge klarer sehen, die einem vorher zu konfus vorkamen.

Wichtig ist es auch, dass Du Dich umso mehr mit Dir beschäftigst. Lerne Dich als Menschen besser kennen! Was berührt Dich wirklich? Wo liegen Deine Fährigkeiten und Interessen? Was wolltest Du schon immer mal gemacht haben? Wer bist Du? Könntest Du Dich neu erfinden? ich halte Dich für sehr selbstreflektiert und stark und bin sicher, dass es Dir gelingen wird, einen neuen Weg für Dich und Dein Leben zu finden.

Vielleicht helfen Dir ja diese Übungshefte dabei:
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Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße,

Anna