Problem von James - 20 Jahre

Ich bin Alkoholabhängig und komme nicht mehr klar.

Hallo, mein Name ist James (geändert) und ich bin 20 Jahre alt. Ich trinke seit einem Jahr nun ungefähr täglich (außer ich bin total krank) Alkohol. Von Bier bis Wein, von Wein zu Whiskey und Wodka. Jeden Abend mindestens 4 Flaschen Bier, manchmal auch nen Halben Kasten und dazu ne Flasche Wein bis ich überhaupt ruhig einschlafen kann. Anfangs war ich noch verkatert vom Alkohol, aber mittlerweile steh ich auf und gehe meinem halbwegs geregelten Tagesablauf nach. Durch das Trinken schwitze ich vermehrt, mir fällt es schwer ohne Alkohol irgendwas nach zu kommen, denn ich habe das Gefühl mein Selbstbewusstsein ist zu gering. Jetzt zu meinem eigentlichen Problem. Ich gehe momentan in die Fahrschule.. Durch das Trinken kann ich lernen quasi vergessen, weil ich mich nicht konzentrieren kann und außerdem vergesslich werde. Ich habe überhaupt nicht zuhause gelernt, einfach weil ich unmotiviert bin und mich die ganze Sache mit dem Führerschein auch nicht wirklich interessiert. Mir machen die Fahrstunden keinen Spaß, es ist für mich nur Stress und ich bin froh, wenn ich davon nichts hören muss. Richtig exzessiv angefangen zu trinken habe ich seit Januar, nachdem es mit meiner Freundin die ich über alles liebte in die brüche ging. Wie es mit ihr zu Ende ging, nahm mich total aus dem Konzept und habe mir alles nur weggetrunken. Ich habe soviele Probleme, mit denen alle anderen fertig werden, ich jedoch dran scheitere. Ich trinke Abends wenn ich alleine in meinem Zimmer bin, dadurch das mein Vater regelmäßig Bier trinkt, bemerkt er meine Sucht auch nicht. Alle in meinem Umfeld bemerken meine Alkoholabhängigkeit nicht, weil es "normal" ist das wir abends täglich 1-3 Bier zusammen trinken. Ich will eigentlich permanent berauscht sein, so schnell es nur geht. Denn hab ich genug Alkohol, kann ich Emotionen zeigen, lustig sein und das traurige ist.. niemand bemerkt das ich eigentlich schon gefühlt 2,4 Promille intus habe.

Ich brauche Hilfe, ich weiß das, nur kümmere ich mich nicht darum. So wie um gar nichts eigentlich. Ich brauche Hilfe, um aus diesem Loch zu kommen.

Laura Anwort von Laura

Lieber "James",

danke, dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast. Du hast schon jetzt einen mutigen Schritt gewagt und Stärke bewiesen. Denn dadurch, dass du dir eingestehst, dass du ein Problem hast, hast du bereits einen großen Fortschritt gemacht.

In der heutigen Zeit fällt es oftmals gar nicht auf, wenn jemand täglich Alkohol konsumiert, denn die Jugend von heute nimmt dies nicht sonderlich ernst und macht sich einen Spaß daraus, wenn ein Kumpel wieder einmal einen Vollrausch hat. Was jedoch oft unbemerkt bleibt, ist die Gewohnheit dem Alkohol gegenüber, die zu einem Problem und sogar zur Sucht führen kann. Deine Freunde können also gar nicht wissen, dass du dich in einer sehr heiklen Lage befindest, da sie das Problem nicht wahrnehmen.
An deiner Stelle würde ich einmal mit einem guten Kumpel über deine Situation sprechen und ihm erklären, was dich belastet und warum es so weit kommen konnte. Erst, wenn deine Freunde merken, was wirklich los ist, können sie dich unterstützen und sie wollen dir dann bestimmt helfen.
Es ist wirklich gut, dass du dir eingestehst, dass du ein Problem hast und dass es so nicht weiter gehen kann. So lange du von deiner Sucht nicht loskommst, solltest du den Führerschein nicht anstreben, denn betrunken Auto zu fahren bringt sowieso nichts. Mach den Führerschein, sobald du dich psychisch und physisch dazu bereit fühlst.
Ich würde dir raten, dass du einmal bei einer Suchtberatungsstelle anrufst und ihnen dein Problem erklärst. Du kannst den Menschen, die dort arbeiten alles erzählen und du kannst ihnen all deine Geheimnisse anvertrauen. Denn hier arbeiten Professionelle, die sich auskennen und dir gerne helfen. Du musst ihnen nur auf halbem Weg entgegen kommen und bereit sein, dir helfen zu lassen. Denn eine gelungene Beratung basiert auf ein Gespräch, an dem beide, Ratsuchender und Berater, aufeinander einwirken. Am Telefon kann man nicht alles besprechen, das heißt, wenn du einmal den Mut hast diese Beratungsstelle aufzusuchen, wäre es bestimmt vorteilhaft.
Wenn du einem Freund, wie schon vorher erwähnt, von deinem Problem erzählst, dann begeitet er dich wahrscheinlich gerne und steht dir bei. Es ist immer besser, wenn man so etwas nicht alleine durchstehen muss.

Es ist keine Schande ein Alkoholproblem zu haben, wichtig ist nur, dass man etwas dagegen unternimmt. Den ersten Schritt hast du ja bereits gemacht - du hast uns von deinen Sorgen erzählt. Du kannst auch deinem Hausarzt von deinem Problem erzählen, er kann dich sehr gut beraten und weiß, was das Beste ist für dich.

Ich wünsche dir noch ganz viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg. Gib die Hoffnung nicht auf. Du scheinst ein starker, kluger und ehrlicher Mann zu sein, denn sich so ein Problem einzugestehen ist mit Sicherheit nicht sehr einfach. Aus diesem Grund bitte ich dich noch weiterhin so stark zu bleiben und einen Weg einzuschlagen, der dir zu deiner Besserung verhilft. Befolge meinen Rat und kontaktiere eine Beratungsstelle. Um bald wieder ein Licht am Ende des Tunnels erblicken zu können, musst du an dir arbeiten und alles versuchen, dass es dir wieder besser geht. Denn jeder ist seines Glückes Schmied und ich bin mir sicher, wenn du Schritt für Schritt an die Sache herangehst und einen Lösungsweg findest, hast du bald wieder einen Grund glücklich zu sein.
Ich glaub an dich und ich glaub auch, dass du es schaffen kannst. Sei nur optimistisch und denk daran, dass du nicht der Einzige bist, der davon betroffen ist. Viele andere in deiner Lage haben es mit Konseqenz und Zielstrebigkeit aus der Alkoholsucht geschafft, denn im Leben gibt es so viele verschiedene Gründe, um glücklich zu sein. Der Alkohol zäht hier eindeutig nicht dazu! Versuche dich an den Kleinigkeiten im Leben zu erfreuen. Dein Wohlbefinden steht an erster Stelle.
Ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte und dir Mut zusprechen konnte. DU bist etwas einzigartiges, deshalb versuche bitte dir helfen zu lassen. Dann klappt es auch bestimmt mit dem Führerschein :-)

Ganz liebe Grüße
Laura