Problem von Jelly - 21 Jahre

Seine Mutter

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
Ich habe folgendes Problem:
Mein Freund (22) lebt zuhause mit seiner Mutter. Ich bin unter der Woche von Sonntag bis Mittwoch beim studieren in einer weiter entfernten Stadt. Wenn ich wieder zurück komme wohne ich auch bei meinen Eltern. Wir sind seit fast zwei Jahren zusammen und ich bin sehr glücklich mit ihm. Nur ein Problem überschattet meiner Meinung nach unsere Beziehung: Seine Mutter. Eigentlich habe ich mich immer sehr gut mit ihr verstanden und war auch froh über das gute Verhältnis zu ihr. Sie hat mir Ratschläge bei Problemen gegeben und ich habe ihr bei ihren Problemen zugehört. Aufgrund dessen, dass mein Freund sehr schüchtern ist bin ich die meiste Zeit bei ihm zuhause, was mich bis vor kurzem auch nicht gestört hat. Als sich der Freund der Mutter von ihr getrennt hatte wurde plötzlich alles anders (Er ist nicht der Vater meines Freundes). Sie wurde pingeliger im Haushalt, sah alles etwas enger, war gestresster, fühlte sich allein usw.. Ich habe in dieser Zeit sehr viel mit ihr geredet über die Trennung und habe ihr stundenlang zugehört. Da ich dort fast schon wohnte, habe ich ihr angeboten mal die Wäsche zu waschen, oder habe die Küche aufgeräumt und hab gesaugt und gekocht.

Alles schön und gut bis zu diesem Abend:
Mein Freund schrieb mir, dass er gerade mit seiner Mutter diskutiere. Er schrieb weiter, dass sie sich beschwerte, warum ich so oft da sei auch wenn mein Freund nicht da war (Obwohl sie mir angeboten hat immer willkommen zu sein und ein und ausgehen dürfe wie ich wolle), das ich ja nichts im Haushalt tun würde (was nicht stimmt), dass ich ihr im Weg umgehe wenn sie putzt, dass sie sich nicht mehr zuhause fühlt wenn ich da bin und so weiter. Das war ein riesen Schock für mich, da ich mich bis dahin blenden mit ihr verstanden habe. Vor allem dass sie das hinter meinem Rücken mit meinem Freund klärt und nicht mit mir persönlich fand ich ziemlich hart. Mein Freund stand zu 100% hinter mir und hat seiner Mutter sogar zugetraut dass sie einen Keil zwischen uns treiben wollen würde. Von heute auf morgen. Ich habe mich dann mit seiner Mutter getroffen, die dann alles ziemlich runtergespielt hat und gesagt hat, dass alles gar nicht so gemeint war und dass sie da einfach einen schlechten Tag hatte und ich das Ventil zum Wut rauslassen war. Aber warum ich? Ich wollte ihr nie was böses. Außerdem hat sie gesagt dass wenn sie ein Problem mit mir hätte das auch persönlich mit mir besprechen würde. Das glaub ich nach diesem Vorfall aber nicht mehr. Generell war dieser Vorfall ein großer Vertrauensbruch für mich und ich bin ihr gegenüber jetzt auch sehr vorsichtig. Ich erzähle ihr nichts mehr von mir. Mein eigentliches Problem kommt jetzt: Für sie scheint die ganze Sache nach dem Gespräch gegessen zu sein. Für mich allerdings nicht. Sie erzählt mir stundenlang von ihren Problemen auf Arbeit und mein Freund verzupft sich irgendwann nach oben in sein Zimmer und zockt. So ist es fast jeden Abend, wenn wir bei ihm sind. Und sie lässt mir nicht mal die Möglichkeit das Gespräch zu beenden, da sie einen eeeewig langen Monolog führt der von einem Thema ins nächste geht. Und da hab ich keine Lust mehr drauf. Ich will ihr halt nicht mal die kleinste Möglichkeit geben etwas bei mir zu finden was sie dann irgendwie gegen mich verwenden könnte. Deswegen habe ich solange die Füße still gehalten und ihr zugehört. Doch dann hab ich es nicht mehr ausgehalten und hab letztens meinen Freund darum gebeten mich doch immer mit nach oben zu nehmen wenn er geht, damit wir einfach auch mehr Zeit zu zweit haben. Er hat zugestimmt aber ich habe Angst dass er das jetzt seiner Mutter irgendwie erzählt was unser Verhältnis natürlich nicht bessern würde. Es ist einfach nicht leicht und ich glaub das gibt mal alles noch richtig Streit, was ich verhindern will, aber ich weiß nicht wie und fühle mich auch nicht in der Position da mir jetzt groß Mühe zu geben. Ich würde meinen Freund da sehr gerne etwas mehr einbeziehen aber das ist eben ein ganz heikles Thema für ihn, weil seine Mutter für ihn sein ein und alles zu sein scheint (was mir nicht so gefällt aber es hinnehmen muss). Was soll ich tun? Es ist für mich ein Graus in dieses Haus zu gehen wenn sie da ist. Er ist nicht gern bei mir und schläft unter der Woche auch nicht bei mir wenn er arbeiten muss am nächsten Tag. Heißt wenn ich nicht bei ihm schlafe, schlafen wir getrennt. Sie mischt sich auch einfach überall in alle Lebenslagen ein, was mich nervt und er lässt das gerne mit sich machen und hat auch noch das Bedürfnis nach ihrer Hilfe auch wenn wir das gut allein schaffen würden (z.B. Pullis online aussuchen und bestellen). Die Situation ist für mich so eingefahren, dass ich sie mittlerweile schon gar nicht mehr mag und auch nicht bei ihm zuhause sein möchte. Ich weiß nicht was ich tun soll...

Tut mir leid dass es so lang geworden ist, aber da spielen mittlerweile schon so viele Faktoren mit rein die mich aufregen und stressen, dass es fast nicht kürzer ging. Vielen Dank fürs Durchlesen :)

Anna Anwort von Anna

Liebe Jelly,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber. Ich finde es sehr bemerkenswert wie selbstreflektiert und selbstkritisch Du die Situation betrachtest, finde es aber auch schade, wie sehr Du Dich mittlerweile schon einengen musst, um den Frieden in der Familie Deines Freundes zu wahren.

Mit den Schwiegermüttern hat man häufig Probleme, vor allem wenn man ein sehr rücksichtsvoller Mensch ist wie Du, der immer alles richtig machen will. Deine Unsicherheit und Perfektion bieten der Mutter von Deinem Freund dann auch noch das Podium um Dich zu kritisieren und zu bemängeln, denn Du lässt ihre Worte und Launen sehr nah an Dich heran. Ich finde es übrigens sehr mutig und aufrichtig von Dir, dass Du sie direkt darauf angesprochen hast und versucht hast, die Sache aufzuklären. Für sie hat es scheinbar gereicht, das Thema aus der Welt zu schaffen. Für Dich leider nicht, was ich durchaus verstehen kann, denn immerhin bist Du diejenige die angegriffen wurde und die durch das Verhalten der Mutter aus allen Wolken gefallen ist.
Ich finde, dass Deine Schwiegermutter (entschuldige, wie ich sie schon so nenne, aber das macht es wirklich einfacher) Dir gegenüber respektlos ist. Sie sagt Dir, dass Du immer ein und aus gehen kannst, dass Du quasi ohne Probleme dort leben darfst, sie nimmt Deine Hilfe im Haushalt an und nimmt abends wie selbstverständlich Deine emotionalen Kapazitäten als Zuhörerin für ihre eigenen Probleme in Anspruch - auf der anderen Seite beschwert sie sich aber darüber, dass Du nicht GENUG gibst und stellt klar, dass Du ja eigentlich NUR ein Gast bist und dafür doch schon ziemlich häufig da bist. Das heißt, sie sendet Dir vollkommen unterschiedliche Signale. Du warst sicher sehr froh darüber, anfangs so gut dort aufgenommen zu werden, vielleicht ist die Familie Deines Freundes auch irgendwie zu Deiner eigenen geworden. Nur dann wurde das sowieso schon sehr sensible Vertrauen innerhalb kürzester Zeit zerstört, in dem zwischen den Zeilen geesagt wurde, dass Dein Zuhause-Fühlen auf vollkommen falschen Tatsachen basiere. Und solange Deine Schwiegermutter Dir nicht ganz offen sagen kann, was sie dazu verleitet hat das zu sagen und Du nicht merkst, dass es ihr wirklich unangenehm ist, sich so verhalten zu haben, wird sich Dein Vertrauen auch nicht "regenerieren" können.

Abgesehen davon, dass das Verhältnis zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter immer etwas kompliziert ist, kann ich mir schon vorstellen, dass das Verhalten von ihr dadurch ausgelöst wurde, dass sie ihren Partner verloren hat und sich nun viel stärker an ihren Sohn klammert. Aber sie klammert sich nicht nur mehr an ihn, in dem sie zum Beispiel öfter seine Hilfe braucht oder mehr Zeit mit ihm verbringen will, sondern sie klammert auf eine Weise an ihm, die sie sogar auf seine Freundin eifersüchtig werden lässt - und das ist kein gutes Zeichen. Es kann jetzt natürlich nur eine Phase sein, die vorüber geht, wenn sie selbst emotional wieder stabiler ist und dafür spricht ja schon, dass sie vorher zum Beispiel nicht so war. Aber Du musst darauf achten, dass Du nicht zum Sündenbock wirst, der einer Mutter ihren Sohn "stiehlt". Und hier ist es wichtig, dass Du an Deiner Selbstsicherheit arbeitest. Wenn Du Dich ungerecht behandelt fühlst, vertraue darauf und sprich es an. Wenn Du findest, Du hast Deinen Sold in diesem Haushalt getan, mach auch nicht mehr. Wenn Du keine Lust hast, Dir einen Monolog anzuhören, versuche eine solche Situation entweder zu umgehen oder sage frei heraus, dass Du nun müde bist und nicht mehr zuhören kannst. Man kann auch bestimmt bleiben und dabei trotzdem höflich. Eigentlich sollte sich Deine Schwiegermutter ja von sich aus etwas zurücknehmen. Ihre Freundin langweilt sie sicher auch nicht mit einem Monolog. Da stellt sich mir schon die Frage, warum sie Dir gegenüber so wenig Hemmungen hat.

Dein Freund spielt in der Geschichte auch eine sehr wichtige Rolle. Und zwar muss er sich entscheiden, mit wem er zusammen leben will - mit Dir oder mit seiner Mutter. Wenn eine der Parteien da einen Konkurrenzkampf draus macht und verhindert, dass beides möglich ist, sollte die Entscheidung für ihn klar sein. Natürlich wird er seine Mutter nicht vollkommen vor den Kopf stoßen wollen und das ist hoffentlich auch gar nicht nötig. Aber nötig ist, dass er klar Partei ergreift und dazu gehört es auch, Dich nicht stundenlang in einem Gespräch mit ihr gefangen sein zu lassen. Es kann aber auch gut sein, dass Dein Freund vielleicht nicht so sensibel ist und die Verhaltensweisen seiner Mutter (die ja auch nicht gegen ihn gerichtet sind) in dem Maße bemerkt.

Dass seine Mutter Dich als Konkurrentin betrachtet, ist vielleicht auch einfach nur ein Zeichen dafür, dass Dein Freund ausziehen und mit Dir seinen eigenen Haushalt gründen sollte. Denn kein Haus ist groß genug für die Herrschaft zweier Frauen... ;-)

Vielleicht helfen Dir hier die Übungshefte noch ein wenig weiter:
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Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße,

Anna