Problem von Anonym - 25 Jahre

Antwort zu Diskriminierungng an Uni

Hallo,

ich habe deine Antwort erhalten und durchgelesen und bin sehr dankbar dass du dich auch mit solch kritischen Themen befasst.

Das Thema was mich belastet ist nicht nur Frauenquote sondern auch viele andere Dinge die mit Jungs und Mädchen zu tun haben. Nun hast du mich über die Frauenquote schon aufgeklärt und ich glaube dir das auch. Was ich halt nur erschreckend an der Geschichte finde, ist die Tatsache, dass man unverblümt auf eine Anzeige schreiben darf "Frauen werden bei gleicher Eignung bevorzugt", ganz unabhängig von dem wie es ist. Umgekehrtes wäre hingegen nicht legitim.

Wenn du mir schreibst, dass ich hier 3 Jahre Rückstand habe, solltest du auch wissen, dass ich eine Frühgeburt gewesen bin, 9 Wochen zu früh, und ich habe großes Glück gehabt, dass ich ohne Einschränkung und nur mit einem geistigen Rückstand geboren wurde. Dass ich dadurch 1 Jahr in der Vorschule war, könnte ich kaum verhindern. Auch der Wehr oder Zivildienst ist eine Pflicht, die man auch nicht mal so beeinflussen kann. Das Abitur nach 12 Jahren war zu unserer Zeit auch nicht eingeführt. Insgesamt sind es also 3 Jahre Rückstand, gegen die ich schon vorab nichts machen kann, außer ein Jahr in der Schule zu überspringen. Wenn mir jemand vorher gesagt hätte dass diese verlorenen Jahre derart kritisch sind, dann hätte ich das auch getan. Trotzdem ist es nicht meine Schuld, und mit meiner Leistung hat es auch nichts zu tun. Du gehst bei deiner Rechnung auch von dem Idealfall aus, dass man nicht sitzen bleibt, kein FSJ macht und nicht auf einer Gesamtschule ist bzw sitzen bleibt. Die Gesamtschüler machen ihr Abi noch nach 13 Jahren. Ein FSJ haben auch viele, die ich kenne gemacht, und niemand spricht da von etwas Negativem, sondern eher von was Positivem, denn auch beim FSJ lernt man was, auch wenn es nicht beruflich relevant ist. Selbst diejenigen, die ihr Abi nach 12 Jahren machen, haben kein Jahr gewonnen, denn der Stoff wurde abgespeckt.sonst wäre das nicht möglich. Man legt einfach das Jahr Allgemeinbildung in die berufliche Ebene, so hat man dann ein Jahr gespart. Ginge es nach der Regel je eher desto besser, so könnte man auch Zehntklässler zur uni schicken, das abiwissen müssten sie sich dann eben aneignen. Man könnte jeden direkt in die Ausbildung schicken. Ich betreue an der Uni ein Programmierpraktikum und finanziere mir damit meinen Lebensunterhalt, habe ein Ehrenamt und ein schwieriges Studienfach, und auch da muss ich ganz ehrlich sagen, wer auf einer Seite Zeit sparen will, der hat sie eben auf der anderen Seite nicht. Umgekehrt: wer auf der einen Seite Zeit nimmt, dem fehlt sie halt für eine andere Sache. Klar, wer sich nur auf die Uni konzentriert, der wird auch genug Zeit dort hineinstecken, und bei allen anderen, die eben noch andere sinnvolle Sachen machen, dauert der Spaß dann ein Jahr länger. Auch das hat mit Minderleistung nichts zu tun, ganz zu schweigen von Leuten die ihr Studium abbrechen. Das ist keine Seltenheit und auch ich habe großes Glück gehabt, dass ich eine Prüfung im dritten Versuch noch bestanden habe. Viele Freunde, männliche wie weiblichen, haben ihr Studium nicht geschafft und die sind nicht dumm. Und auch im Programmierpraktikum was ich leite fällt mir kein Leistungsunterschied zwischen männlichen und weiblichen Teilnehmern auf und, Entschuldigung, auch wenn ich als Mann vielleicht die Frauen bei jedem Punkt, den ich ihnen nicht gebe, diskriminiere, so werden die Ergebnisse immer mit den anderen Praktikumsleitern gemeinsam diskutiert. Die Diskriminierung fällt mir aber auch bei den Jungen auf, die bei mir in der Hausaufgabenhilfe sitzen, die ich ehrenamtlich betreue.

Die Mädchen sind einfach sorgloser als die Jungs, die werden besser betreut (mehr Betreuungszeiten, mehr Spielmöglichkeiten). Ich habe da einen guten Vergleich, denn ich war auch schon in Einrichtungen für Mädchen und Jungs gleichzeitig, wo die Mädchen klar bevorzugt wurden. Das ist keine Seltenheit. Jungs hingegen wurden niemals bevorzugt. In manchen Einrichtungen durften die Jungs nicht zu den Mädchen rein, aber die Mädchen zu den Jungs rein. Wenn man als Junge ständig diskriminiert wird, ist es klar, dass man irgendwann die Lust an Schule verliert. Und das ist auch der Grund, warum Mädchen in der Schule meist besser sind. Jungs und Mädels sollten gleich intelligent sein in etwa, das sieht man nur nicht am Schulerfolg, wenn auf den Sonderschulen die meisten Leute Jungen sind, wohingegen Mädchen öfter Abitur machen. Es ist schon fast eine Selbstverständlichkeit, dass das Mädchen die Brave ist, die gute Noten bekommt, wohingegen der Junge, der Laute und Tobende eine schlechte Note kriegt. Natürlich gibt es auch gute Jungs und schlechte Mädchen, aber ich behaupte mal, Mädchen sind in den meisten Fällen etwas besser als Jungs. Gerade heutzutage wird immer groß plakatiert und betont, dass Mädchen Technik auch bzw besser können als Jungs. Aber die Jungen sind genauso gut wie die Mädchen und haben es verdient genauso gefördert zu werden. Du siehst, Bernd, es ist nicht explizit meine Situation, die mich so sauer macht, es ist das ganze Drumherum. Es betrifft alle Jungen und teilweise eben auch dir Männer. Mädchen und Frauen sind nicht perse die besseren Menschen, aber die Mädchen werden besser gemacht und dargestellt und auch besser gefördert. Es gibt den Girls Day. Irgendwann wurde dann auch ein biys day eingeführt, aber später als der Girls Day und mit weniger finanziellen Mitteln unterstützt. Im Zweifel also erstmal das Mädchen fördern. Wenn man sich zwischen Girls day und Boys day entscheiden müsste, so würde man den Girls Day nehmen, denn die Mädchen dürfen ja nicht benachteiligt werden.

Es geht mir nicht nur um mich, sondern um das ganze Drumherum bei der Benachteiligung von Jungs. Ok das habe ich auch nicht erwähnt, aber die Frauenquote war vielmehr nur der Tropfen, der bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Dazu gehört auch, dass das schlechtere Abschneiden der Jungs bei fachlichen Tests schon mehrfach als glücklicher Umstand dargestellt wurde à la "die Mädchen ziehen an den Jungs vorbei". Wenn so viel für einen getan wird, ist das aber auch kein Wunder, und auch ich hatte nicht immer ein sorgloser Leben. Im Zivildienst hatte ich viel Stress, danach bin ich an die Uni. Mein Wissen war teilweise schon verblasst, anders als bei den Frauen, die direkt anfangen könnten. Den Mädchen wird, im Gegensatz zu den Jungs, eine sorglose Laufbahn ermöglicht. Wenn es dann soweit ist, dass die Mädchen die Jungs überholt haben, werden die Jungs als Verlierer und unfähig hingestellt. So ist es jetzt auch bei mir. Dafür, dass ich diesen Rückstand habe, kann ich nichts, aber er wird mir immer unter die Nase gerieben werden, und sowas bremst einen auch. Im Gegensatz dazu haben die meisten Mädchen eine sorgenfreies Laufbahn und werden nicht gebremst. Es geht aber nichtmal nur um mich. Ich beklage mich über die Gesamtsituation. Ich bin nicht dumm oder unfähig, sonst würde ich heute kein Programmierpraktikum betreuen, aber damit habe ich auch Glück gehabt. Ich habe auch viele Sorgen und viel Theater während meines Studiums gehabt, und auch gerade deshalb fände ich es schon, ohne dir zu nahe treten zu wollen, eine Frechheit, wenn mir jetzt eine Minderleistung unterstellt würde wegen nem Jahr Rückstand, obwohl ich immer motiviert war. Denn dann hätte ich gar nicht erst anfangen brauchen. Viele Jungs werden benachteiligt und haben später einfach gar keine Chance mehr, sich gegen die Mädchen durchzusetzen, sind abgestempelt als Schulabbrecher etc. Diese Sorglosigkeit haben nur die Mädchen. Und sie können sich dann zu 100 Prozent und sorgenfrei auf die Schule konzentrieren. Du hast geschrieben, dass Frauen meist doch nicht bevorzugt werden. Das glaube ich dir auch. Ich sehe halt nur, dass für Jungs immer weniger gemacht wird. D Wenn in die Jungen Gruppe ein Mädchen rein kommt, und dann die Erzieherin sagt: "Mädchen dürfen auch hier unten rein. Die Jungs haben keinen eigenen Raum. Oben dürfen aber nur Mädchen hin." Was sollen die Jungs dann denken? Und das habe ich erlebt. Die kleinen Jungs sagen dann natürlich nichts und denken vielleicht auch nicht direkt was, aber zumindest im Unterbewusstsein entsteht der Gedanke "ich bin weniger wert".

Meine ehrenamtliche Hilfe gilt nur den Jungen, auch wenn das den Erzieherinnen da nicht passt. Manchmal habe ich Theater und mir wird unterstellt, sexistisch zu sein, weil ich ja nur Jungs helfe und keinen Mädchen. Wenn hingegen nur Mädchen geholfen wird, so ist das in Ordnung oder was? Wenn nur Mädchen einen eigenen Lernraum haben, dann soll das in Ordnung sein.

Vielleicht schreibst du mir jetzt als Antwort, dass ich mich hier wieder nur abwertend gegenüber den Mädchen äußere oder mit meinem Lebenslauf unzufrieden bin. Das können wir dann nochmal umrühren mit dem gleichen Ergebnis. Das will ich gar nicht, es geht mir eher um die Diskriminierung der Jungen. Es ist, als hätten Mädchen mehr Rechte. Und das ist einfach nicht gerecht. Sicher, auch Ausländer werden diskriminiert oder Leute mit Türkischen Namen. Da könnte man noch viele Beispiele nennen. Mir geht das Thema mit Jungs und Männern nur eben sehr nahe, weil ich es gerade mit den Jungs oft erlebe.

Ich denke, du erkennst schon recht gut, dass es mir hier nicht darum geht, Mädchen irgendwie abzuwerten. Ich glaube aber, dass das oft missverstanden wird, wenn ein Mann oder ein Junge sich über Mädchen Bevorzugung beklagt. Denn wer beklagt sich denn? Ein selbst Betroffener. Das wird dann als Rumgejammere abgestempelt, aber die Mädchen werden sich wohl nicht darüber beklagen. Deshalb schreibe ich dir ja auch das mit den Mädchen, damit du weißt dass es bei diesem Problem eigentlich nicht um mich geht, sondern vielmehr um die Diskriminierung. Und wenn ein Mann mitkriegt wie Jungs diskriminiert werden, dann fällt das auch auf ihn zurück. Zumindest ich kann für mich sprechen, dass ich mich durch die Jungen Diskriminierung indirekt mit diskriminiert fühle.

Nun hast du schon absolut richtigerweise angemerkt, dass man dagegen sowieso nichts tun kann. Warum schreibe ich dir das dann? Weil es Gefühle sind, die mich belasten, weil sich alles in eine Richtung entwickelt. Die Jungs werden schon benachteiligt. Bei den Männern ist das vielleicht noch nicht so. Nur guck dir mal an, was alles im Anmarsch ist. Frauenbusse, Frauentaxis, Karneval nur für Frauen, Frauenparkplätze, Girls Day mehr als boys day. Dann gibt es bereits schon Ladys Nights, Fitness Bereich nur für Frauen mehr als für männer, auch wenn sie gegen das agg Verstößen. Als einmal ein barbershop nur für Männer geöffnet wurde, gab es einen riesigen Aufstand, obwohl es reihenweise Fitnessclubs nur für Frauen gibt. Es gibt Frauen beauftragte aber keine Männer beauftragten, und genau das ist die Ursache von diesem ganzen Mist, und weil Erzieher meist weiblich sind. Oder wie der Frauenfußball künstlich gehypt wird, damit die Frauen ja bloß die gleiche Aufmerksamkeit kriegen wie die Männer. Bei allen Männer Domänen wird immer extra betont, dass Frauen das genauso gut oder besser könnten. Ich spiele zum Beispiel im Verein Tisch Kicker, eine wirklich fast reine Männer Domäne. Immer wenn eine Frau mal mitspielt und erfolgreich ist, wird das unheimlich gehypt und es wird immer gesagt, dass Frauen das ja genauso gut können wie Männer. Auch zu dem Thema habe ich mich mal kritisch geäußert in einem Forum, und ich kann dir sagen, dir Leute haben da unheimlich verbal auf mich ein geprügelt und mich gleich als unfähig abgestempelt. Für Männer um Ballett ist das zum Beispiel nicht derart ausgeprägt, da darf man sich schonmal kritisch zu äußern. Da werden auch schon mal Tatsachen verdreht. Beim Tisch Kickern gibt es eine eigene Damen Bundesliga. Ich hatte Fakten dazu genannt, aber solche Fakten werden in diesen Diskussionen gerne ignoriert, weil man ja bloß die Frauen niemals kritisieren darf, da sie eine Minderheit beim Tischkiyxkern sind.

Und ich glaube dass diese Sachen jeden Mann unterschwellig belasten, auch wenn du es vielleicht öffentlich im Kummerkasten nicht so schreibst. Du brauchst mir auch nicht zu antworten, ich muss mir das alles nur mal von der Seele schreiben.

Es gibt ja so Männerrechtler, die das alles als ganz schrecklich darstellen, und von denen möchte ich mich mal ganz klar distanzieren, das was die machen finde ich auch nicht in Ordnung und sie nennen auch viele falsche Tatsachen. Die Punkte die mich hier belasten, haben damit nichts zu tun.

Gruß

Bernd Anwort von Bernd

Lieber Unbekannter,

(Leider erst) nach dieser Zuschrift habe ich mir durchgelesen, was Du uns schon vorher geschrieben hattest. "Neugierig" gemacht durch Deinen Satz:
"Wenn du mir schreibst, dass ich hier 3 Jahre Rückstand habe, solltest du auch wissen, dass ich eine Frühgeburt gewesen bin, 9 Wochen zu früh, und ich habe großes Glück gehabt, dass ich ohne Einschränkung und nur mit einem geistigen Rückstand geboren wurde."
Und es gibt da noch vieles mehr, was - wenn ich dieses "Abfahren auf die Diskriminierung der Männer an der Uni" nun lese - ich nun ganz anders werten muss!
Bevor ich auf das gerade geschilderte Anliegen komme, möchte ich Dich bitten, noch einmal an Deine (zum großen Teil unbeantworteten) Zuschriften anzuknüpfen: das Ganze ergibt ein Bild, dass Du nach meiner Meinung nun gerade auf ein "Feindbild" fokussierst, das weder Dir noch den Damen wirklich gerecht werden kann.
Wenn Du es willst und wenn Du es kannst, wäre es mir lieber, auf Dich einzugehen, als auf Deine "Manie" einzuhacken.

Du hast viel zu erzählen, was wirklich bemerkenswert ist!
Das ist in den letzten zwei "Runden" leider vollkommen unter die Mahlsteine gekommen:
zermahlen zwischen den Steinen des (Deines) Vorurteils und der (meiner :-( ) zynischen Antwort.

Darf ich Dir verraten, dass mein Zynismus bei dem Thema eigentlich auch mich selbst "ohrfeigt"?

Als Bergmann durfte ich mir sicher sein, dass wohl in meinem Leben niemals eine Frau mir meinen Arbeitsplatz streitig machen wird.
Und als ich mich für einen (studienfremden) Beruf im Gleisbau entschieden hatte, war mein erster Gedanke bei einer Baubesprechung, an der auch eine Bauingenieurin teil nahm:
hübsch!

Das war sicherlich keine professionelle und schon gar nicht eine angemessene Achtung des Menschen, der mir da gegenüber stand!
"Nur ein Produkt der Erziehung"? (das war Deine Frage im Juli 2011).

Die Frage lasse ich so (aus dem Zusammenhang gerissen) einfach stehen und sage dazu: "ja"!

Warum?

Mein Vater hatte noch ganz fest verwurzelt das Bild von "seiner Frau", die bitte schön das Mittagessen auf dem Tisch hatte, wenn der "Patron" geruhte, sich seiner Familie zu widmen.

Für Dich und Deine feedbackers mag es unvorstellbar sein: in meiner Jugend war die durchschnittliche Frau in Deutschland ebenso unterdrückt und "Kopftuch" bedeckt, wie selbst unsere (deutschen) Machos es nun zwar nach außen belächeln oder gar lächerlich machen.

Aber innerhalb der familiären Grenzen, die einen nach außen abschotten, dann doch Frau und Kind gegenüber übergriffig werden.

Es ist so viel Verlogenheit in unserem ganzen System.

was hilft, ist sicherlich keine Quote und keine Ausgrenzung!

"Offenheit und Ehrlichkeit"!

Eigentlich so selbstverständliche Zutaten, wie in jeder Speise: Pfeffer und Salz?

Wir haben diese Fähigkeiten weitestgehend verloren und eingetauscht gegen

"Berechnung" und "Eigennutz"!

Bitte schreibe noch einmal darüber, was Dich wirklich bedrückt!

Ich schreibe es hier noch einmal:

Ich habe vieles gelesen, was Du uns vorher geschrieben hattest und es tut mir leid, dass Du erst unter diesem Thema Antworten von uns bekommen hast!


Alles Liebe

Bernd