Problem von Anonym - 24 Jahre

Ich stecke im Sumpf und mir fehlt die Kraft wieder raus zu kommen!

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

ich bin 24 Jahre alt und konsumiere seit ca 2 Jahren in unregelmäßigen Abständen verbotene Substanzen. Auf der einen Seite ging es mir um eine Art Probierphase ... Regelmäßige Besuche in elektronischen Clubs führten mich zu Speed, Koks und Extasy ... Auf der anderen Seite konsumiere ich seit mehr als 2 Jahren Cannabis, anfangs im nur im Freundeskreis und nach und nach täglich.

Alles in allem komme ich mit dem Konsum in sofern gut zu recht, da ich eine erfolgreiche Ausbildung/Abitur hinter mich gebracht habe nun inmitten einem Studium stecke und eine starke Familie/Freundin hinter mir habe.

Das Problem vor dem ich nun stehe ist wie folgt:

Vor kurzem wurde ich das 2te mal mit Amphetaminen (1g) erwischt und mir droht ein erneutes Strafverfahren sowie Führerscheinentzug/MPU.

Dies hat mich schon beim ersten Mal in eine Lage gebracht mit der ich nur schwer umgehen kann.
Existenzängste, Angst vor dem Verlust meiner Freundin, etc.

Ich sehe dies nun natürlich als Chance die von mir oben genannten Konsungewohnheiten ab zu legen und diese bescheuerte "Experimentierphase" abzuschließen, jedoch überwiegt die Angst vor der Gesetzeslage in Bayern und den bevorstehenden Konsequenzen meiner Handlungen.

Ich hoffe auf dieser Seite auf jemanden zu treffen der mir die richtigen, wegweisenden Worte geben kann um die bevorstehende Zeit meistern zu können. Auch wenn ich mir sehr wohl darüber im Klaren bin das mein Kummer nur ein kleines Wehwehchen ist im Gegensatz zu manch anderen Situationen dieser HP.

Mfg

P

Delia Anwort von Delia

Hallo lieber Anonymer,

ich möchte von Anfang an ganz ehrlich sein: Du kommst mit deinem Konsum NICHT gut zurecht, sonst wärst du nicht bereits das zweite Mal mit Amphetaminen erwischt worden und würdest nicht täglich Cannabis konsumieren. Nach zweijährigen Konsum ist es auch schon lange KEINE Experimentierphase mehr! Dein Kummer ist auch kein "kleines Wehwechchen", sondern ein ernst zu nehmendes Problem.
Es ist schön, dass du erfolgreich dein Abitur abgeschlossen hast und jetzt studierst. Das bedeutet, dass du dir in der Hinsicht noch nichts verbaut hast. Das bedeutet aber nicht, dass du deswegen deinen Drogenkonsum im Griff hast.

Wenn du die Sache wirklich angehen möchtest, dann musst du zuerst einmal ehrlich zu dir selbst sein. Hast du noch die Kontrolle über deinen Drogenkonsum? Kannst du dich selbstständig einschränken und dich dann an diese Einschränkungen halten? Kannst du mit Freunden einen schönen Abend verbringen ohne das Verlangen nach Drogen zu haben? Wie gehst du mit stressigen Situationen um? Hast du das Gefühl, du könntest auch in schwierigen Zeiten auf Drogen verzichten?
Du stehst jetzt in deinem Leben an einer Kreuzung und musst dich entscheiden wohin du gehen möchtest. Du wurdest zweimal mit Amphetaminen erwischt und dir drohen jetzt ernsthafte Konsequenzen. Du kannst jetzt den Kopf in den Sand stecken und so weiter machen wie bisher. Oder du erkennst, dass es so nicht weiter gehen kann und änderst etwas in deinem Leben. Du musst nicht alles von heute auf morgen komplett umwerfen, aber du kannst jeden Tag einen Schritt machen um dein Leben wieder vollständig in den Griff zu bekommen. Lass dich von einem Anwalt beraten und dir erklären was wahrscheinlich auf dich zukommt und was du tun kannst. Sei ehrlich zu deiner Familie, deinen Freunden und deiner Freundin. Fang nicht an sie zu hintergehen oder zu belügen um dich selbst besser darzustellen. Lass dich nicht von der Angst lähmen, sie zu verlieren, sondern nutze diese Angst, um dich vernünftig zu verhalten.
Das wichtigste ist aber: Hol dir Hilfe! Such eine Suchtberatungsstelle in deiner Nähe auf und lass dich beraten. Das ist in der Regel vollkommen anonym möglich, du hast also nichts zu befürchten. Das erste Mal erfordert natürlich immer eine gewisse Überwindung, aber in diesen Beratungsstellen befinden sich Leute, die sich mit der Problematik auskennen und dir helfen können. Zudem haben die Mitarbeiter schon jede Menge gesehen und werden dich sicherlich nicht verurteilen. Sie werden mit dir reden und dir dabei helfen, die ganze Situation einschätzen zu können.

Du hast noch jede Menge Möglichkeiten in deinem Leben, versau es dir nicht! Sei ehrlich zu dir selbst und gestehe dir ein, dass du ein Problem hast und das nicht einfach ignorieren kannst. Es ist keine kleine Sache, die du einfach mal beiseite schieben kannst, sondern etwas, das dein Leben nachhaltig beeinflusst. Schau dir nicht selbst dabei zu, wie du weiterhin den Fehler machst Drogen zu konsumieren. Tu etwas! Du musst das auch keinesfalls alleine tun, hol dir Hilfe, sowohl von deiner Familie und deinen Freunden als auch professionelle Hilfe in Form einer Suchtberatung. Lass nicht zu, dass du in ein paar Jahren auf dein Leben zurück schaust und dir denkst, dass du es versaut hast und alles hättest anders machen sollen. Tritt dir jetzt selbst in den Hintern und unternimm etwas! NOCH steht dir alles offen, trotz drohendem Strafverfahren und eventuellem Führerscheinentzug. Das ist nichts im Gegensatz zu dem was dir noch bevorsteht wenn du noch einige Jahre weiter konsumierst. Ganz zu schweigen von gesundheitlichen Problemen, die zwangsläufig irgendwann auftreten werden. Lass es nicht so weit kommen, handle jetzt, sodass du in einigen Jahren stolz auf deine Entscheidung zurück blicken kannst.

Ich wünsche dir für deine Zukunft alles, alles Gute!