Problem von Anonym - 29 Jahre

Wie soll es nur weitergehen ..

Hallo Liebes Team,

Ich weiss eigentlich garnicht wo ich anfangen soll. Vielleicht damit: ich bin jetzt seit fast 3 jahren in einer Beziehung mit meiner jetzigen Freundin im Dezember habe ich den Entschluss gefasst sie zu heiraten, was wir jetzt auch Ende Mai tun werden. Wir haben letztes Jahr zusammen ein Haus gebaut. Das haus steht in der nähe ihres heimatortes und ca. 150km von meiner Heimat aus entfernt. Ich habe meine Arbeitsstelle natürlich auch gewechselt weil die distanz auf dauer nicht funktioniert hätte. Nunja alles läuft auf die perfekte lebensplanung hin. Jetzt das Problem. Ich merke immer mehr wie mir "zuhause" und meine Freunde fehlen .. ich bekomme nicht mehr viel mit und das macht mich wirklich fertig. Ich war immer ein so geselliger Mensch der so gerne Dinge mit freunden unternommen hat und jetzt gibt es das fast nicht mehr .. der hausbau hat mich lange auf Trab gehalten das ich über das alles nicht viel nachdenken konnte , aber jetzt wo ich wieder Zeit hab schmerzt es umsomehr. Hinzu kommt das meine bald Frau keine Freunde hat bzw der Kontakt doch nur sehr sporadisch ist. Das bedeutet das ich hier in meinem "neuen" Zuhause niemanden hab ausser Sie und ihre Eltern. Klar könnte ich hier neue Bekanntschaften und Freunde finden aber dadurch würde der Kontakt zu meinen alten Freunden wohl endgültig zusammenbrechen u d das würde mir das Herz brechen. Ich bin wirklich traurig mit der Situation und kann mich nicht wirklich jemandem mitteilen. Ich bekomme natürlich immer die Antwort ich hab mir das selbst ausgesucht. Das stimmt auch aber ich muss dazu auch sagen ich habe viele Entscheidungen getroffen die mich heute hier sitzen lassen, die ich wohl nicht soweit durchdacht hab was ich alles hinter mir lassen werde. Ihr seht so ein richtiges problem ist das eigentlich garnicht ich nenne es vielleicht jammern auf hohem Niveau. . Hab ein haus bald eine wundervolle Ehefrau aber trotzdem stehe ich irgendwie mit gebrochenem Herz da.

Vielen dank das mir jemand von euch zugehört hat.

Judith Anwort von Judith

Lieber Unbekannter,

Vielen Dank für Deine Zuschrift. Eins vorweg: Natürlich hast Du einen Grund, traurig zu sein! Das ist nicht „Jammern auf hohem Niveau“ und die Antwort „das hast Du Dir so ausgesucht“ (mit dem Unterton „Jetzt löffle die Suppe auch schön aus, für einen Rückzieher ist es nun zu spät“) ist nicht sonderlich hilfreich, und meiner Meinung nach auch nicht ganz richtig. Vorwürfe helfen hier nicht.

Aber mal der Reihe nach. Zunächst meinen herzlichen Glückwunsch! Du schreibst, dass ihr Ende Mai heiratet – also ist das vielleicht heute? Ich wünsche Euch alles Gute. Und dass Du Deine Frau liebst und das Leben mit ihr teilen möchtest, stellst Du auch nicht in Frage, das finde ich super.

Das, was Dir zu schaffen macht, ist die komplette Veränderung, die mit dem Haus und der neuen Lebensumgebung einhergeht. Das ist auch sicher ein grosser Schritt: 1,5 Stunden von den Freunden entfernt, in einer unbekannten Umgebung mit wenig sozialem Anschluss. Das ist immer schwierig, und für jemanden, der gesellig ist, umso mehr.

Ich schlage vor, dass Du ganz offen mit Deiner Frau sprichst. Sie liebt Dich, wird Dich heiraten, und sicher ist sie daran interessiert, wie Du empfindest. Hast Du ihr mal gesagt, wie wichtig Deine Freunde für Dich sind? Denn der Partner ist zwar ein wichtiger Teil im Leben, aber nicht alles: jeder Mensch bleibt ein Individuum mit eigenen Hobbies und Freunden. Sag ihr, dass Du Deine Leute vermisst und Angst hast, dass der Kontakt abbricht. Sucht gemeinsam nach Lösungen. ZB. Könntest Du alle paar Monate mal Deine Kumpels einladen? Oder Du fährst hin? Oder (so mache ich das mit Freunden aus der Schulzeit): 2 Mal im Jahr reserviert man ein langes Wochenende und entdeckt gemeinsam neue Städte und Länder.

Natürlich ist das nicht dasselbe wie früher, als alle noch ungebunden und frei von Verpflichtungen waren. Jede Lebensphase verlangt auch andere Prioritäten. Aber das heisst nicht, dass man sich und seine Freunde / Hobbies komplett aufgeben muss und zwischen Partnerin und Freunden entscheiden muss.

Falls das alles nicht hilft, könnt ihr natürlich auch überlegen, das Haus zu verkaufen und wieder in Deinen Heimatort zu ziehen. Das wäre eine grosse Planänderung, und muss gut überlegt werden. Aber im Endeffekt müsst ihr glücklich sein, und nicht einem „perfekten Lebensplan“ folgen. Den gibt es nicht – das Leben steckt voller Überraschungen. Also hör auf Dein Herz, nimm Deine Bedürfnisse ernst, sprich mit Deiner Frau und gemeinsam findet sich sicher eine Lösung.

Alles Gute,
Judith