Problem von Anonym - 22 Jahre

Aus Psychose wird Depression und das wegen Liebe?

Hallo

und zwar meine ganze Geschichte fing vor 1 1/2 Jahren an und ich bekam eine Psychose, musste deswegen auch in die Psychatrie für 3 Monate. Als ich wieder heim durfte war alles anders. Früher hatte ich viele Freunde und war beliebt, doch als sich das herumgesprochen hat, hat mich niemand mehr angeschaut und Gerüchte wurden über mich verbreitet. Ich hab diese eine Freundin, die mir so am Herzen liegt und ich sie ehrlich gesagt von ganzem Herzen liebe. Sie ist immer für mich da steht zu mir und stärkt mir immer den Rücken. Sie ist mir als einzige geblieben, darüber bin ich so froh.

Doch vor einem 3/4 Jahr hat sie das herausgefunden. Wir habe darüber geredet und es war alles in Ordnung aber sie hat das nicht erwidert. Aber wir sind immer noch allerbeste Freunde, und sie ist die einzige die ich habe. So, nun hab ich meine Psychopharmaka gegen die Psychose abgesetzt und hab dadurch vor 2 Wochen eine schwere Depression diagnostiziert bekommen. Natürlich weiß sie davon und ich rede mit ihr darüber, aber ich kann ihr einfach nicht sagen, dass ich sie liebe, weil sie ja schon mal nein gesagt hat und ich dann gar keinen mehr hätte bzw. das Verhältnis noch mehr angeknackst wäre. ich weiß echt nicht was ich tun soll bzw kann.

Judith Anwort von Judith

Lieber Unbekannter (ich habe Deinen Beitrag anonymisiert),

Herzlichen Dank für Dein Vertrauen.
Du hast schon eine Menge hinter Dir in den letzten 18 Monaten. Das ist sicher nicht einfach; zunächst die Diagnose, der Klinikaufenthalt, und dann das veränderte Alltagsleben. Es tut mir leid zu lesen, dass bis auf eine Freundin sich alle abgewendet haben von Dir.

Weisst Du – wir sind hier alle keine Psychologen. Ich kann Dir nicht sagen, ob Du Liebeskummer hast, der wegen Deiner Krankheit umso stärker ist, oder ob Du Dich wegen Deiner Verunsicherung und Verzweiflung an den (scheinbar) einzigen Menschen, der Dich unterstützt, klammerst. Liebe und andere Gefühle liegen manchmal eng beieinander. Dankbarkeit, Freundschaft, Lust… um nur ein paar zu nennen. Ich möchte nicht die Echtheit und Intensität Deiner Gefühle anzweifeln, versteh mich nicht falsch.

Wie ist es denn mit anderen Familienmitgliedern? Vielleicht kannst Du Dich doch noch jemand anderem anvertrauen? Und ganz wichtig ist in meinen Augen, dass Du offen mit deinem behandelnden Arzt oder Psychiater über Deine Gefühle redest. Vielleicht können andere Medikamente helfen, damit Du die Depressionen in den Griff bekommst. Oder vielleicht gibt es Gesprächsgruppen, denen Du beitreten kannst, um noch andere Menschen kennenzulernen.

Deine Freundin ist sicher gern an Deiner Seite und unterstützt Dich. Es ist sehr wertvoll, dass Du sie hast. Aber es ist auch eine grosse Verantwortung für einen Menschen zu wissen, dass man der EINZIGE Mensch ist für jemanden. Das kann auch etwas einschüchtern. Wichtig ist, dass Du selbstständig wirst und es schaffst, Dein Leben auch ohne die ständige Hilfe anderer zu leben.

Daher sprich doch bitte offen mit Experten und hol Dir die Hilfe, die Du brauchst.

Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute.
Judith