Problem von Anonym - 13 Jahre

wie soll es weiter gehen?

Hallo liebes Kummerteam.
Bitte hilft mir!

Es geht darum das meine Mutter depressiv ist und sie hatte eine sehr deprimierende kindheit gehabt. Sie geht auch zur Traumatherapie, da sie alles sehr schwer verarbeiten kann. Ich liebe sie über alles auf der Welt und sie würde auch alles für mich tun. Sie hat es sehr schwer mit anderen fremden zu kommunizieren. Sie will nicht beurteilt werden. Meine Mama hat ein großes Herz und hilft jedem. Sie hat ein Helfersyndrom, also sie würde ihr letztes Essen jemandem geben und selber hungern. Sie ist sehr stark und hat schon viel erleben müssen, sie hat viel Humor und eine tollen Charakter. Durch ihr Helfersyndrom gibt es sehr viele die meine Mama ausnutzen.

Dann hat sie es nicht leicht mit ihrer Familie ihre Mama (meine Oma) war nie für meine Mama da, aber ich habe noch Kontakt mit ihr, Mama will mir den Kontakt nicht verbieten da ich mich gut mit ihr verstehe. Und sie hat zwei Geschwister (meine Tanten) die eine tyrannisierte meine Mama und ihre andere Schwester ist da so sie ist komisch. Komisch im Sinne von, sie ist eigentlich ganz ok und sie hat auch noch Kontakt mit meiner Mama, aber sie versteht alles falsch, sie wird schnell beleidigt.

Dann gibt es welche in unserem Haus die meine ganze Familie beleidigen, dass wir verwahrloste Kinder seien (und ich kann garantieren, das stimmt nicht) und dass meine Eltern uns falsch erziehen würden. Sie stalken uns und nur weil wir eine große Familie sind würden wir bei jeder sachlichen Beschädigung schuld seine. Sie haben schon das Jugendamt angerufen und die Polizei da, weil wir angeblich sehr laut wären. Das Jugendamt war bei uns zu Hause und hat sich umgesehen und schon als sie reinsahen, sahen sie, dass es bei uns sauber ist. Sie wollten auch nicht durch die Wohnung aber meine Mutter bestand darauf. Sie machen meine Eltern das Leben sehr schwer, vor allem meiner Mama. Mein Papa ist zum Glück sehr treu und steht meiner Mama zur Seite aber ich frage mich was ich tun kann, damit das ein Ende hat? Wie kann ich meine Mama wieder zum Lachen bringen? Und ist es erlaubt uns so zu stalken? Ps sie machen auch bilder von uns und nehmen uns auf.

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Vielen Dank für Deine Email, und für Deine Offenheit.

Zunächst möchte ich Dich sagen, wir beeindruckend ich es finde, wie erwachsen, reflektiert und mitfühlend Du mit Deinen 13 Jahren schon bist. Das ist wirklich ganz toll. Deine Eltern können sehr, sehr stolz auf Dich sein! Du scheinst ein sehr starkes, unabhängiges und kluges Mädchen zu sein. Und Du liebst Deine Mutter wirklich sehr, das merkt man sofort.
Eure familiäre Situation ist schwierig, das verstehe ich. Deine Mutter hat wohl einiges in ihrer Kindheit erlebt, was sie noch heute verfolgt und leiden lässt. Das geht natürlich auch an der Familie (Deinem Vater, Deinen Geschwistern und Dir) nicht spurlos vorbei. Es ist ganz toll, dass ihr so zusammenhaltet!

Es ehrt Dich wirklich sehr, dass Du Deiner Mutter helfen möchtest. Aber bitte vergiss eines nicht: Das, was Deine Mutter in der Therapie aufarbeiten muss, hat nichts mit Dir zu tun. Du kannst ihr nicht bei der Vergangenheitsbewältigung helfen, dafür geht sie bereits zum Spezialisten. Und Du darfst auch eigene Bedürfnisse haben. Du möchtest helfen, aber vergiss nicht Dich selbst. Sonst fällst Du noch in dieselbe Falle wie Deine Mutter: Du darfst auch Dinge fordern, Deinen Raum einnehmen und Nein sagen.
Mein Vorschlag ist, dass Du Dich mit Deinem Vater zusammensetzt und ihr gemeinsam überlegt, wie ihr den Alltag noch besser gestalten könnten, damit Deine Mutter entlastet wird und ihr als Familie weiterhin so gut zusammenhaltet. Das können praktische Dinge sein, ein Haushaltsplan zum Beispiel. Oder Du kannst anbieten 1x monatlich abends auf Deine Geschwister aufzupassen (ich weiss nicht, wie viele das sind und wie alt sie sind, ist nur ein Gedanke), damit Deine Eltern mal wieder als Ehepaar etwas machen können? Sonst gibt es vielleicht jemanden im Bekanntenkreis, den ihr bitten könnten Euch zu „babysitten“, damit Deine Eltern frei haben?

Und überleg doch einmal mit Deinem Vater, ob ihr als Familie eine Therapie machen könnt. Denn zu verstehen, dass man als Kind nichts mit der Krankheit oder dem Leiden der Eltern zu tun hat, ist nicht leicht. Du scheinst das zu verstehen, aber vielleicht wäre es gut, wenn ihr alle offen darüber sprecht. Und da Deine Mutter ja sehr sensibel ist und Angst vor Beurteilung hat, wäre es gut, dies in einem therapeutischen Kontext zu machen.

Was die Nachbarn anbelangt, die Euch Dinge anhängen wollen: auch da sprich bitte mit Deinem Vater drüber. Denn gewisse Dinge sind wirklich nicht zulässig, aber ich kann das aus der Ferne nicht beurteilen (und rechtliche Beratungen können wir nicht machen).

Ich wünsche Euch alles Gute und hoffe, dass Ihr diesen Zusammenhalt behaltet. Das wichtigste ist, dass Du zu Deiner Mutter stehst, sie unterstützt in Deinen Möglichkeiten und ihr sagst und zeigst, wie lieb Du sie hast. Aber vergiss nicht, dass Du weder Schuld an ihrer Krankheit bist, noch wirklich helfen kannst. Dafür braucht sie die Therapie. Und Du hast Bedürfnisse, die Du auch einfordern darfst! Schaffe Dir Raum für Dich, und habe kein schlechtes Gewissen. Denn Dich glücklich zu sehen, macht Deine Mutter sicher auch glücklich.

Viele Grüsse,
Judith