Problem von Anonym - 27 Jahre

Wie soll ich weiterverfahren?

Hallo zusammen,

um ein grobes Bild von mir zu haben, ein paar Fakten: Männlich, 27 Jahre, in toller Beziehung, Philosophisch, Kopfmensch/Querdenker

Ich stecke in einer kleinen Lebenszwickmühle. Habe einen sehr gut bezahlten Job und zudem auch relativ sicher. Bin zwar in einem Großkonzern aber in puncto Auslagerung für die nächsten Jahre vorerst sicher.
Unsere Abteilung besteht aus meinem Chef (hinauf gibt’s es unendlich Hierarchien) meiner Kollegin, meinem Kollegen und mir – gefolgt von unseren Fahrern.

Bin nun seit ein paar Jahren dort und habe meine Position sehr manifestiert bzw bin schwer ersetzbar in meiner Abteilung (darf ich wirklich behaupten da ich mir das KnowHow selbst schwer erarbeitet habe /Arroganz AUS :-D) - Ansprechpartner für viele Abteilungen und darf auch ein gutes Ansehen genießen.
Hört sich alles gut an – jedoch nicht für mich, denn es gibt nichts grässlicheres für mich als Routine und wiederholenden Alltag bzw wenn es keine großen Herausforderungen mehr gibt. Sollte es zu einem Problem im Tagesgeschäft kommen (wo ich mich immer freue), habe ich meistens nach ein paar Minuten die Lösung parat und damit war es auch schon wieder.
Ich will nicht (wie oben erwähnt) Arrogant klingen oder sogar überheblich aber leider belastet mich eben dieses sehr.

Im September habe ich geplant eine höhere Schule anzutreten und berufsbegleitend zu studieren, dass viel Zeit in Anspruch nehmen wird (sofern ich es motivationstechnisch durchhalte). Meine Freundin unterstützt mich, Familie und Freunde habe ich kaum, welches einen Vorteil in Punkto Zeitmanagement bringt.

Ich tendiere dazu, mir einen neuen Job zu suchen wobei ich riesige Angst habe die Flexibilität meines Jobs zu verlieren und vor allem auch über die Toleranzgrenze meines Gehalt-Spielraums zu kommen. Derzeit sehe ich aber nicht wirklich eine Aufstiegschance in meiner Abteilung (kann sicher aber immer sehr schnell ändern bei uns) – wobei ich, wenn ich studiere, mit meinem Job einen riesen Vorteil ziehen kann.

Meine Frage stellt sich ob ich weiter reinbeißen und unter der Monotonie studieren oder ich einfach alles niederreißen und auch wirklich einen neuen Beruf antreten soll. Es haben beide Wege ein so hohes Risikopotential – entweder ich flipp eines Tages aus und treffe Entscheidungen die ich bereuen werde und verliere damit einen guten Job oder ich packe es an und könnte sogar auf was positiveres stoßen.

Einige denken sich vielleicht „Junge, halts Maul und sei dankbar für das was du hast….“ – Bin ich, aber trotzdem nicht glücklich.
Fühlt sich jemand in meine Position hinein? Hat so eine Situation hier wer mal gehabt und kann mir Tipps geben auf welche Indikatoren ich aufpassen soll? Ich bin planlos … Doofe Wohlstandsgesellschaft(-sprobleme)…..

Danke für alle helfenden Tipps und Meinungen im Vorhinein (auch Kritik (bitte nicht zu heftig) erwünscht).

LG

Delia Anwort von Delia

Hallo lieber Anonymer,

wenn du mit deiner jetzigen Situation nicht glücklich bist, ist das für dich nun einmal problematisch. Von daher ist es vollkommen in Ordnung, wenn du eben nicht einfach alles klaglos akzeptierst, sondern dir Gedanken darüber machst.

Hast du denn schon einmal versucht, deinen Job interessanter zu gestalten? Zusätzliche Aufgaben übernommen, in andere Arbeitsbereiche rein geschaut, veraltete Vorgehensweisen/Systeme/Anleitungen auf den neusten Stand gebracht?
Wenn du das bereits versucht hast und es tatsächlich keine Möglichkeit gibt deine Aufgaben interessanter zu gestalten oder in der Hierarchie aufzusteigen, würde es prinzipiell schon Sinn machen dir etwas anderes zu suchen und deinen jetzigen Job zu kündigen. Bei dir ist es jetzt aber so, dass du bald ein berufsbegleitendes Studium beginnst und dir selbst auch darüber im Klaren bist, dass es viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Trotz dieser sicherlich realistischen Einschätzung kannst du jetzt noch nicht genau abschätzen was konkret auf dich zukommt. Vielleicht wird das Studium wesentlich aufwendiger und anstrengender als du vermutest und du wirst sogar froh sein, dass du die Routine auf der Arbeit kennst und dich dort nicht auch noch enorm anstrengen musst. Vielleicht merkst du aber auch, dass du das Studium locker nebenher schaffst und kannst dir dann ganz in Ruhe einen neuen Job suchen.
Von daher wäre es wahrscheinlich das Klügste den Anfang deines Studiums abzuwarten und zu schauen wie du überhaupt zurecht kommst, zumal dein jetziger Job dir auch noch ein gewisses Maß an Flexibilität zu bieten scheint. Du musst ja auch erst einmal herausfinden, ob das Studium wirklich das ist, was du machen möchtest oder ob du dir nach wenigen Wochen bereits denkst, dass du lieber etwas anderes versuchen möchtest. Mit finanzieller Sicherheit ist es oftmals wesentlich einfacher sich umzuorientieren und herauszufinden was man machen möchte.

Und wenn du mal wieder einen Tag hast, an dem dich dein Job einfach nur noch anödet, denk daran: Kündigen kannst du immer. Die Möglichkeit läuft dir ja nicht weg. Auch wenn du die Zeit auf der Arbeit manchmal nur absitzt, du bist nicht gefangen, sondern kannst jederzeit kündigen und dich umorientieren. Mit 27 Jahren hast du auch noch Zeit, um etwas zu finden, was dich wirklich interessiert. Wenn du jetzt also noch einige Monate in deinem Job bleibst, bedeutet es nicht, dass du deswegen ewig in diesem Job vor dich hinvegetieren wirst. Es bedeutet nur, dass du schaust, wie sich die nächsten Monate bei dir entwickeln werden.

Ich wünsche dir alles Gute!