Problem von Lilly - 16 Jahre

Sorgen um meine Lehrerin

Nachdem wir vor einiger Zeit nach Frankfurt gezogen sind, habe ich endlich Klavierunterricht bekommen:) (Jetzt ca 6 Monate). Jetzt zu meinem Problem: Seit ein paar Wochen ist das Haustier meiner Klavierlehrerin verschwunden. Sie hat sofort angefangen danach zu suchen und überall nachgefragt,doch leider ist es bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht. Seit diesem Zeitpunkt sucht sie morgens und abends,seit mehreren Wochen und das jeden Tag.Doch seitdem hat sie sich verändert. Sie hat mir erzählt sie würde weniger als 4h pro Tag schlafen und dass sie selbst die ganze Zeit weint. Sie wirkt oft traurig und ist unkonzentriert,was ich von ihr so gar nicht kenne,aber nachvollziehen kann.

Doch alle sagen mir,wenn ich ihnen davon berichte,dass sie es doch einfach akzeptieren soll. Ich würde ihr so gerne helfen,rede während der Unterrichtsstunden mit ihr darüber,backe etwas um sie aufzuheitern und habe mich schon an der Suche beteiligt,aber es scheint immer schlimmer zu werden. Obwohl ich sie jetzt gar nicht so lange kenne,mache ich mir trotzdem Sorgen und möchte ihr irgendwie helfen,aber ich weiß nicht wie? Natürlich,sie ist erwachsen, aber auch Erwachsene können an manchen Sachen kaputt gehen und brauchen Hilfe,oder?

Judith Anwort von Judith

Liebe Lilly,

Danke für Deine Email. Ich bin gerührt und finde es ganz ganz toll, dass Du Dir Sorgen um Deine Klavierlehrerin machst. Du bist eine so empathische, mitfühlende Seele - bewahr Dir das gut! Das ist eine ganz tolle Eigenschaft.

Nun zu Deiner Frage. Natürlich können Erwachsene Menschen Kummer haben; sogar so starken, dass sie daran zerbrechen können. Hier zum KuKa schreiben durchschnittlich mehr Jugendliche, aber das heisst nichts.

Deine Lehrerin vermisst ihr Haustier. Ich weiss nicht, ob Du auch eines hast - aber Haustiere sind wie Familienmitglieder. Wenn sie versterben oder verschwinden, dann reisst das ein riesiges Loch. Und wenn man vielleicht allein gelebt hat (hat Deine Lehrerin Familie?), dann ist das Loch umso grösser.

Du machst alles richtig: Du sprichst mit ihr, versuchst, sie aufzumuntern und bietest ihr Deine Hilfe an. Deine Lehrerin scheint aber ohne weitere Hilfe nicht aus diesem Loch hinauszukommen, in das sie gefallen ist. Frag sie mal, was sie denn in ihrer Freizeit macht, ob sie sich jemandem anvertrauen kann, der nicht ihre Schülerin ist. Ein/e Lebensgefährte/in, Familie, Freunde. Sie müsste mit jemandem über den Verlust sprechen, damit sie irgendwann auch wieder nach vorn blicken kann und nicht ständig hofft.

Jeder Mensch braucht länger, um so einen Verlust zu verarbeiten.

Auch, wenn Das Tier nicht tot ist (zumindest ist dies nicht bestätigt), so muss Deine Lehrerin dennoch lernen, mit Trauer und Abschied umzugehen. Und das ist ganz ähnlich, wenn ein Tier verstirbt. Vielleicht ist es dann sogar einfacher, weil man genau weiss, dass es keine Hoffnung mehr gibt.

Schau mal, hier sind noch Links, die helfen könnten. Vielleicht leitest Du sie Deiner Lehrerin weiter.
http://www.trauerphasen.de/
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/trauer.html

Sie kann sich auch sehr gern an uns wenden, wenn sie sich etwas von der Seele schreiben möchte. Bitte richte ihr das aus.

Alles Gute für sie, und auch für Dich.

Herzlich,
Judith