Problem von Anonym - 22 Jahre

Überfall, wie schützt man sich?

Letzte Nacht (es war gegen 23:40 ca) höre ich eine Frau mehrmals laut schreien.
Ich dachte mir es sei nur eine betrunkene (da wir hier in der Gegend viele "rum gröllende" stark betrunkene Leute haben), ich dachte mir nichts dabei & legte mich ins Bett schlafen.

Am nächsten morgen erzählte mir meine Mutter & Nachbarin eine junge Frau wurde fast vergewaltigt, direckt an der Straße bei den Mülltonnen, als sie auf dem nachhause weg von der Arbeit war. Durch ihre lauten Schreie, alarmierten Bewohner die Polizei.
Der Mann hatte sich angeblich in einer dunkleren Hecke versteckt & die Frau mit einem Messer bedroht sogar verletzt.
Ich stand etwas unter schock, mir lief es eiskalt den Rücken runter.

Wie wehrt man sich in so einem Fall??? Schreien? Beißen? Treten? Eine Pfefferspray, das in der Handtasche liegt bringt nichts, wenn einem nur Sekunden bleiben.

Ich mache mir sehr große Sorgen, da es direkt an der Straße meines Wohnortes passierte. Einen Weg den ich täglich zur Arbeit nehmen muss.

Michaela Anwort von Michaela

Hallo liebe Unbekannte!

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dich diese Beinahe-Vergewaltigung sehr schockiert hat. Wenn solche Geschehnisse in der nächsten Umgebung stattfinden, schwindet sehr schnell das Gefühl der (vermeintlichen) Sicherheit. Man geht immer davon aus, dass einen "sowas" nicht passiert, aber die Wahrheit ist leider, dass jeder ein Opfer von Straftaten werden kann.

Wie wehrt man sich nun in einem solchen Fall? Schreien, Beißen und Treten sind schon mal sehr gute Optionen. Die meisten Täter rechnen nicht mit Gegenwehr und gehen davon aus, dass ihre Opfer durch den Überraschungseffekt nicht in der Lage sind zu reagieren. Von daher ist lautes Schreien, Treten und sonstige Gegenwehr jeglicher Art schon ein Vorteil auf Seiten der Opfer. Oftmals ergreift der Angreifer in einer solchen Situation eher die Flucht, weil natürlich die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden, erheblich größer ist.
Nun muss man aber ehrlich sein; nicht jeder Mensch ist in der Lage zu Schreien. Klingt erstmal komisch, ist aber so. Man denkt, dass es einem in einer solchen Situation leicht fallen wird; das muss aber nicht immer so sein. Kannst du Schreien? Jetzt und hier, während des Lesens? Ohne Rücksicht drauf, wer es hört? Wenn du das kannst, ist das super! Falls nicht, solltest du es üben. Irgendwo, wo dich niemand hört oder meinetwegen in ein Kissen. Manchmal muss hier einfach eine Hemmschwelle überwunden werden und so eine Übung kann da helfen.
Es gibt natürlich auch spezielle Selbstverteidigungskurse für Frauen; vielleicht wäre das etwas für dich? Solche Kurse kosten nicht die Welt und dauern oft auch nicht sehr lange. Du hast natürlich auch die Möglichkeit, eine Kampfsportart in einem Verein deiner Wahl zu erlernen. Das macht Spaß und man lernt gleichzeitig noch neue Leute kennen. Solche Kurse können dein Sicherheitsgefühl langfristig erhöhen.
Das Pfefferspray bringt in der Handtasche tatsächlich nichts. Viele Frauen tragen es daher auch schon unauffällig in der Hand, wenn sie Nachts oder an gefährlichen Ecken unterwegs sind.
Früher gab es auch mal das sogenannte "Heimwegtelefon". Das ist/war eine Agentur mit Sitz in Berlin. Man konnte dort kostenlos deutschlandweit anrufen und sich quasi plaudernd nach Hause begleiten lassen. Die Mitarbeiter haben deine Daten und deinen Standort abgefragt und konnten so im Falle eines Falles eingreifen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dieses Projekt noch existiert. Nichtsdestotrotz kann man die Idee ja aufgreifen! Wenn du Abends von der Arbeit auf dem Nachhauseweg bist, verabredest du dich mit jemanden, den du zu dieser Zeit anrufen kannst. Jemand aus der Familie, Freund, Freundin. Derjenige weiß, wo du bist und kann im Fall der Fälle die Polizei verständigen.
Das wären jetzt die Möglichkeiten, die mir spontan so einfallen.
Jetzt, da so etwas bei euch in der Nachbarschaft passiert ist, wird vielleicht auch die Polizei öfter mal Streife fahren. Vielleicht beruhigt dich das auch noch ein bißchen.
Eine kleine Anmerkung habe ich noch: wenn du nächstes Mal Schreie hörst und dir nicht sicher bist, was da passiert, rufst du die Polizei. Man weiß nie, wer dort Hilfe benötigt und selbst wenn es sich als Irrtum herausstellt, nimmt dir das die Polizei nicht übel. Man kann anrufen und sagen, dass man Schreie hört, aber nicht genau weiß, ob oder was dort passiert ist. Die Beamten fahren lieber einmal zu viel raus, als einmal zu wenig. Die junge Frau war sicherlich auch froh, dass jemand auf ihre Schreie reagiert hat, wer weiß, was ihr ansonsten passiert wäre.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du bald wieder ein wenig unbeschwerter durch euer Viertel laufen kannst.

Viele Grüße,
Micha