Problem von Anonym - 22 Jahre

Ich stehe zwischen den Stühlen

Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen der mir sagt es ist leichter ich beende dass einfach alles hier und jetzt! Ich habe keine Kraft mehr weiter zu machen! Es ist egal was ich tue , es ist falsch. Denn ich tue immer einem Menschen weh den ich überalles liebe!
Ich habe meine Ausbildung verloren, und rutsche wieder immer weiter in die Bulimie ab.
Ich liebe meinen momentan Ex Freund, auch wenn er mir viel angetan hat! Ich wollte mich heute mit ihm treffen und mit ihm reden, aber wenn ich dass tue, verletze ich meine Mutter. Sie hasst ihn! Aber ich liebe ihn.
Er schrieb mir er kann dass nicht mehr, weil meine Mutter ihm immer böse Nachrichten schreibt, was ich total verstehen kann. Ich will keinem weh tun , es macht mich alles so fertig und ich frage mich warum ich mein Leben nicht schon längst beendet habe. Ich tue niemanden gut. Und ich weiß nicht mehr weiter.

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Danke für Deine Email.
Es tut mir wirklich leid zu sehen, wie du leidest.
- Du liebst einen Menschen, der Dir nicht guttut. Du schreibst, Dein Ex hat Dir viel angetan, aber dennoch kommst Du nicht von ihm los.
- Deine Mutter ist gegen Eure Beziehung, schickt ihm sms und setzt Dich unter Druck, Dich von ihm fernzuhalten
- Dein (Ex-)Freund setzt Dich unter Druck und sagt, er könne mit der Feindseligkeit Deiner Mutter nicht länger umgehen und verlangt von Dir (denke ich mal), dass Du Stellung beziehst.

Dementsprechend fühlst Du Dich zwischen den Stühlen und zu einer Entscheidung „er oder sie“ gedrängt.

Das ist eine extrem unangenehme und auch ungerechte Situation. Denn weisst Du, wenn Menschen einen lieben, dann respektieren sie auch die Entscheidungen, die sie nicht nachvollziehen können. Deine Mutter und Dein (Ex-)Freund haben zwei Dinge gemeinsam. 1. Sie sagen, es liegt ihnen etwas an Dir und 2. Sie verlangen von Dir, dass Du Dich auf eine Seite begibst.

So etwas verlangt man nicht von einem Menschen, den man liebt.

Und Du? Wann kommst Du ins Bild? Was ist DEIN Stuhl? DEIN Wille?

Und weisst Du, was mir daran besonders leid tut? Zu sehen, dass Du Dich überhaupt nicht im Fokus hast! Du denkst an Deinen Ex, den Du noch glaubst zu lieben. An Deine Mutter, die Du nicht enttäuschen und verletzen willst. Du willst es allen recht machen. Gefallen, niemanden enttäuschen.

Aber man kann nicht allen gefallen!
http://www.psychotipps.com/von-allen-geliebt-und-gemocht-werden.html

Und ich glaube, dass Du genau da ansetzen solltest. Gesunder Egozentrismus. Was tust Du, um DIR Gutes zu tun? Ich glaube, dass Du ziemlich kurz kommst in der ganzen Gleichung. Deine Traurigkeit und Wut richtest Du gegen Dich selbst, indem Du immer mehr in die Essstörung rutscht. Kannst Du Deine Gefühle äussern? Sagst Du STOPP? Kannst Du sagen, wenn man Dir weh tut und dann auch konsequent sein und Dich wehren? Du schreibst, Dein Ex hat Dir weh getan, aber dennoch verzeihst zu ihm bzw. liebst ihn noch.

Wieviel bist Du Dir selbst wert?

Da solltest Du meiner Meinung nach ansetzen. Steh zu Dir. Bau Dein Selbstbewusstsein auf. Du bist ein toller Mensch und musst niemandem etwas beweisen, bevor Du das Recht hast geliebt zu werden. Ist Dein Ex ein Mensch, der Dich unterstützt, der Dir das Gefühl gibt, ein toller, schöner, intelligenter Mensch zu sein? Denn genau das sollte er.

Du bist 22 Jahre alt und kannst Deine eigenen Entscheidungen treffen. Und bevor Du Dich von irgendjemandem in einer Richtung drängen lässt, rate ich Dir ganz dringend, Dein eigenes Selbstbewusstsein aufzupäppeln. Dabei können auch ein paar Sitzungen bei einem Therapeuten helfen.

Hier noch ein paar hilfreiche Links:
http://www.netzwerk-essstoerungen.ch/d/ratgeber/page_4.htm
http://www.bzga-essstoerungen.de/

Ich wünsche Dir alles Gute! Viel Mut und Stärke!

Herzlich,
Judith