Problem von Anonym - 14 Jahre

Mein Vater ist echt gestört...

Hey,ich bin 14 Jahre jung und habe echt Probleme mit meinem Vater .
Er ist ein radikaler Islamist könnte man ihn schon fast so nennen.
Er zwingt andere zu beten und denkt er wäre ein Mann ,obwohl er nur schwul ist lol.
Er klatscht Männern auf dem Hintern beleidigt jeden und ist eine sehr egoistische Person .
Wegen ihn hasse ich jeden Moslem aufeinmal ,er zwingt mich zu beten ich sage ihm ja warte doch mal ,aber sein Allah ist wichtiger als alles im Moment .
Er will ,dass ich mit zu seiner Arbeit komme in den Ferien um mich einfach zu langweilen damit er mich seinen radikal islamischen Bauern Freunden repräsentieren kann .
Und die haben echt einen unangemessen Ton und reden viel über Sex etc .
Da, ich nie Freizeit habe ausser mal in Schulferien muss er auch diese zerstören ich muss jedes Wochenende in die arabische Schule und dort diese drecks Sprache lernen mit solchen Kindern die alle in Kellern geboren sind.
(in meinem Alter waren da mal welche aber jetzt nicht mehr bin dort seit 3 Jahren fast )
Da, es ihnen nicht gefallen hat dort und ich hasse es auch ,aber ich komme nicht raus da ich es machen muss sagt mein Vater ob ich will oder nicht .
Naja ich komme jetzt in die 9te Klasse und halte es einfach nicht mehr aus .
Schuhe etc bekomme ich auch selten obwohl Finanziell alles gut ist ich muss meist so 4 Monaten mit den gleichen Schuhen rumlaufen auch wenn sie dreckig werden muss ich die tragen ,aber mein Bruder kriegt ein IPAD zu seinem Geburtstag ich mein Handy zurück ,da ich wegen meinem Körper (Haare ) attackiert wurde von meinen Mitschülern und ich irgendwann nicht mehr konnte und anfing zu beleidigen .
Naja,auch egal jetzt möchte ich Schuhe haben,da ich seit 4 Monaten die gleichen habe und naja die sind dreckig etc geworden aber naja ^^
Ich dachte Glaube ist kein zwang ?
Warum macht der Typ dann so was ich hasse ihn von ganz Herzen er sagte auch öfters er will mich nicht etc und er provoziert sehr oft und meine Mutter lacht da die eh finanziell abhängig ist und die Küche putzt mehr nicht .
Er denkt er wäre irgendwie cool wenn er alles bestimmt was geht bei dem eigentlich falsch nur,weil er es als Kind schlecht hatte muss ich drunter leiden ich kann ja nix dafür ,dass ich geboren bin an Selbstmord hab ich nie gedacht ,da wenn ich groß bin nicht mal ein Auge auf ihn zwicken werde dieser elende Typ was kann ich machen man es stört keine Freizeit ,Stress und naja dann kommen entsprechende Noten zu stande ich werd langsam aber sicher ein extremer Muslimenhasser wegen ihm ,da er die Releigion beschmutzt und genau das Gegenteil macht aber trotzdem auf Ehrenmann macht er ist nix man ich hab so ein Hass auf ihn.

PaulG Anwort von PaulG

Lieber Anonymer,

meine Antwort für dich hat lange auf sich warten lassen, dafür bitte ich dich um Entschuldigung. Beim erneuten Lesen deines Textes fällt mir auf, dass aus deinen Worten wirklich große Wut und berechtigter Ärger spricht. Ich weiß nicht, ob diese Dinge bei dir noch aktuell sind, aber ich denke, ich muss davon ausgehen. Ich begrüße es, dass du dich hier geöffnet hast, und hoffe, dir ein paar Anregungen bieten zu können.

Du hast klar zum Ausdruck gebracht, dass das Verhalten deines Vaters dich dazu bringt, die Religion und Kultur zu hassen, der du (offiziell) angehörst. Wenn dein Vater wirklich so rücksichtslos ist und weder Anstand noch Grenzen kennt, ist das auch vollkommen verständlich. Allerdings möchte ich dich auch ermutigen, nicht den gesamten Islam in diesem Licht zu sehen. Wenn du nämlich all das hasst, wofür dein Vater beansprucht zu stehen - auch wenn das nicht so ist -, dann überlässt du ihm das Feld, auf dem auch sehr anständige und respektvolle Menschen wachsen. In deiner Umgebung hast du den Glauben deiner Familie vor allem als Zwang und in Gestalt von Leuten kennen gelernt, die Ansprüche stellen, welche sie selbst nicht einhalten. Jedoch - du bist nicht verpflichtet, dich dem zu unterwerfen. Was würde dein Vater sagen, wenn du ihm aus dem Koran beweisen könntest, dass sein Verhalten unangemessen ist? Es ist nämlich auch möglich, solche Typen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Ich bin Deutscher - also, in dem Sinn, dass schon meine Großeltern und Urgroßeltern Deutsche waren oder sind. Da gibt es Leute in meiner Familie oder in meinem Bekanntenkreis, von denen weiß ich, dass sie nicht wirklich ein Problem damit hätten, wenn Deutschland keinen einzigen Flüchtling aus den Kriegsgebieten der muslimischen Welt aufgenommen hätte. "Sollen die Leute sich doch selbst helfen!", ist ihr Standpunkt. Da gibt es jugendliche Mädchen, die mir nach dem Jugendgottesdienst erzählen, Homosexuelle würden auf ewig in der Hölle leiden müssen; da gibt es Menschen, die gehen jeden Tag in die Kirche und sind dabei zu geizig, um eine Konzertkarte zu bezahlen - sie gehen in der Pause rein. Da gibt es Leute, die schreien in einem fort "Ausländer raus!", um dann Döner und Sushi essen zu gehen. Da gibt es Leute, die faseln etwas von "Erhaltung der deutschen Kultur", aber außer Fahnen schwenken können sie nichts, kein einziges deutsches Gedicht aufsagen; da gibt es Leute, die schimpfen über Gewalt gegen Frauen, wenn sie von Muslimen ausgeht, aber sehen nicht, dass im Hinterzimmer ihre eigene Frau weint und sich scheiden lassen will, weil sie es nicht mehr aushält. Nun - glaubst du, ich könnte mit all diesen Menschen etwas anfangen? Teils, teils. Bei manchen muss ich sagen, sie haben es wohl einfach nicht anders gelernt, oder wissen es nicht besser, oder sind schon zu alt, um sich noch groß selbst zu betrachten. Die meisten aber sind einfach zu bequem, um über den Tellerrand zu blicken. Alle muss ich letztlich so lassen, wie sie sind. Doch ich, ich selbst kann meine Kultur und Religion so machen, wie es mir gefällt und wie ich es für angemessen halte - auch wenn ich manchmal gute Miene zum bösen Spiel machen muss.

Wenn du alles verdammst, was dein Vater für sich in Anspruch nimmt, dann gibst du ihm mehr Bedeutung, als er eigentlich hat. Er erhebt nur den Anspruch, dass das, was er tut und sagt, der Islam sei, und man sich daran zu halten hätte. In Wirklichkeit ist die Sache komplizierter: Letztendlich ist der Islam nur so gut oder schlecht, wie die Menschen sind, die ihm folgen. Was dein Vater tut und sagt, ist eben nicht "der Islam" - es ist er, dein Vater, ein unzulänglicher Mensch, der die Religion als Entschuldigung für sein Verhalten benutzt. Würde ich sagen, er könnte, weil er so aufgewachsen ist, es nicht anders machen oder anders sehen, dann hätte ich sein Verhalten ja entschuldigt. Doch man muss davon ausgehen, dass Leute sehr wohl wissen, was sie tun - es ist ihnen bloß egal. Manche Leute sind einfach gleichgültig und egoistisch und selbstgerecht, da kann man nichts machen. Man muss es ihnen trotzdem sagen. Doch die wenigen Dummen, die es wirklich gibt, sind nicht das Problem. Das Problem sind die, die sich dumm stellen, um weiter nur zu ihrem eigenen Vorteil leben zu können. So wie dein Vater - der euch allen Vorschriften macht, der dir keine Vaterliebe erweist, der dich vernachlässigt und sich selbst alles erlaubt. Aber - an seinem Beispiel kannst du es doch sehen, wie man es besser machen könnte? Mit all seinen Vorschriften und Verboten wird er doch genau das Gegenteil von dem erreichen, was er will. Und kann dieser Gedanke dir keine Befriedigung schaffen, wenn er dich quält: "Nein, du wirst mich nicht brechen! Eine Weile noch, vielleicht nur ein paar Jahre, erlaube ich dir, auf die schöne Fassade zu schauen, die du für die Wirklichkeit hältst - doch dann wirst du sehen, dass du deinen Sohn zum Gegenteil von dem erzogen hast, was du wolltest, zum Gegenteil von dem, was du selbst bist: Zu jemandem, der denkt und sich selbst hinterfragt, der anderen Leuten ihre Freiheit lässt und ihnen seine Überzeugungen nicht aufzwingt." Und ich bin sehr froh, lieber Anonymer, zu wissen, dass das genauso sein wird. Denn ist es nicht so?

Viele Menschen reagieren sehr emotional auf solche Berichte wie den deinen. Klar ist eins - es gibt das Gleiche auch in nichtmuslimischen Familien. Dennoch: Es freut mich, dich sagen zu hören, dass du das Verhalten deines Vaters schlimm findest und nicht akzeptieren wirst. Denn so wie du es beschreibst, ist es das wirklich. Du darfst stolz sein, unter diesem Druck nicht aufgegeben, sondern weiter gekämpft zu haben. Wenn die Zustände unerträglich werden, hast du auch immer die Möglichkeit, dich ans Jugendamt zu wenden. Ich kenne deine Familie nicht, doch aus deiner Erzählung scheint viel Schlimmes durch, und ich möchte dich ermutigen, dir Hilfe zu suchen, wenn du es für geboten hältst. Grundsätzlich gilt auch: Dies, was du erlebst, ist nicht für ewig. Es wird eine Zeit kommen, in der du deine eigenen Entscheidungen triffst. Das hast du selbst schon angesprochen. Jedoch möchte ich dich auch bitten: Setze dich mit dem Gedanken auseinander, mit deinem Vater eben nicht so umzugehen, wie er mit dir umgeht. Denn dann wärst du nicht wirklich besser als er. Welche Genugtuung kann es dir bieten, ihn zu verachten, wenn er einmal alt oder krank ist? Doch nur die Genugtuung, gemein zu sein. Ist das wirklich dein Ziel? Niemand verlangt von dir, dass du dir beständig ein Bein für Menschen ausreißt, die es dir nicht danken, oder es - deiner Meinung nach - nicht verdienen. Doch tust du dir einen größeren Gefallen, wenn du wenigstens ein nötigstes Maß an Respekt und Freundlichkeit aufrecht erhältst, sobald du deiner eigenen Wege gehst. Ein ruhiges Gewissen ist das beste Ruhekissen - und auch wenn es verlockend ist, es jemandem mit gleicher Münze heimzuzahlen, der einen schlecht behandelt: du wirst dadurch nicht glücklich werden, da du ein Mensch mit Gewissen bist. Nimm dir vor, anders zu sein, anders zu bleiben, als es dein Vater ist - dann bist und bleibst du der offene und freundliche Mensch, der Mensch mit Gerechtigkeitssinn, als den ich mir dich vorstelle. Magst du mir nicht den Gefallen tun? Ich wünsche dir Kraft und Mut, dein Recht zu fordern, doch auch, dass du dich nicht mit denen gemein machst, die dich (zu Recht!) wütend machen. Es wäre gegen dein Ziel. Und wenn du - da bin ich ganz sicher - deinen Weg findest, dann wird es dir leichter sein, wenn du weißt, dass du ganz anders bist. Anders im Guten. Und ebenso wirkst du auf mich, und deshalb macht es mich froh, diesen harten, aber ehrlichen Text von dir gelesen zu haben. Den eines Menschen, dem die Gerechtigkeit etwas gilt.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul