Anwort von Chaleen

Liebe Emma,

Dass du unter Verlustängsten leidest, tut mir sehr leid.
Ich kann deine Situation gut nachvollziehen, da ich selbst oft Phasen durchstehen musste, in denen meine
Verlustangst mich eingeholt hat.

Verlustängste entstehen normalerweise nicht aus dem Nichts.
Klar, man hat irgendwo immer Angst Personen zu verlieren die man liebt.
Derartige Verlustangst, wie du sie beschreibst, kommt aber oftmals auch durch Ereignisse in der Vergangenheit.
Musstest du schon einmal den plötzlichen Verlust von einer geliebten Person durchstehen?

Bei mir war es so, dass ich in meiner letzten Beziehung schlagartig verlassen wurde,
Und ich mir nie erklären konnte, wieso eigentlich.
Aus diesem Grund und noch ein paar weiteren Hintergrundgeschichten, zum Beispiel auch die Trennung meiner Eltern,
leide ich nun unter Verlustängsten, unter denen wiederum mein momentaner Freund leidet.
Denn ich enge ihn regelrecht dadurch ein.

Nimmt diese Verlustangst aber so überhand, dass man seinen Partner wirklich so sehr einengt und alles dafür tun will,
dass er unbedingt bei einem bleibt, kann das leider schnell dafür sorgen, dass genau das der Trennungsgrund ist.
Jede Beziehung ist anders, aber die meisten Leute brauchen eine gewisse Freiheit.
Lässt man ihnen diese nicht, fühlen sie sich eingeengt und holen sich die Freiheit, indem sie sich vom Partner lösen.

Sollte deine Verlustangst also nicht nur Einfluss auf dein Wohlergehen nehmen,
Sondern auch auf den Umgang mit deinem Freund, zum Beispiel ihn einzuengen,
sollst du nur wissen, dass es das leider nicht besser machen wird.
Ich weiß aber auch, wie schwer es ist Ängste unter Kontrolle zu bekommen.

Ich glaube man muss sich, so wie du es in deinem Schreiben schon getan hast, öfter mal vor Augen führen,
ob diese Angst überhaupt berechtigt ist. Um seine Ängste zu überwinden, muss man sich ihnen stellen.
Du schreibst, dass dein Freund dir gar keinen Anlass für deine Angst gibt.
Hilft es dir denn, wenn du dir in solchen Angstmomenten genau das einredest?
Wenn du Angst hast, dann versuche dich einmal deiner Angst zu stellen und sie nicht an dich ran zu lassen.
Leichter gesagt als getan, ich weiß.
Aber versuche in Angstmomenten einfach zu sagen "Nein, ich lasse das nicht an mich ran".
Stelle dir einmal folgende Fragen, vielleicht helfen sie dir in solchen Momenten:
Wieso Angst haben, wenn es doch viel schöner ist die tolle Beziehung zu genießen?
Woher kommt diese Angst?
Wieso muss ich Angst haben? Mein Freund gibt mir keinen Grund dafür.
Ich werde geliebt, wieso sollte ich verlassen werden, wenn alles gut läuft?

Hast du vielleicht auch Angst, dass du ihn verlieren könntest, weil du dich selbst nicht so schätzt, wie dein Freund dich?
Denkst du, du seist nicht liebenswert genug, sodass du Angst hast dein Freund könnte dich verlassen?
Dein Freund jedoch sagt dir, du seist die Liebe seines Lebens.
Er scheint dich wirklich zu lieben und laut deiner und seiner Aussagen, musst du keinerlei Bedenken haben, dass er dich verlassen könnte.
Lerne dich selber genug zu lieben, um zu akzeptieren, dass auch andere dich sehr lieben können und dich somit nicht verlassen wollen und hoffentlich auch nicht werden.

Man wird oft im Leben enttäuscht, und vorsichtig zu sein oder auch mal Angst zu haben, ist sogar etwas Gutes.
Angst ist ein Schutzmechanismus. Angst und Vorsicht beschützen uns vor gefährlichen Entscheidungen oder unerwarteten Enttäuschungen.
Wichtig ist nur, dass man sich nicht vollkommen von seiner Angst beherrschen lässt.
Du musst Herr deiner Gedanken sein, nicht deine Angst. Die Angst sollte dich nicht beherrschen sondern eher warnen.

Leider gelingt es aber nicht immer, die Angst zu besiegen.
Ich würde dir auf jeden Fall ans Herz legen,
dich einmal in Ruhe mit deiner Angst auseinander zu setzen.
Stelle dich deiner Angst in Angstmomenten, indem du dir oben genannte Fragen selbst beantwortest.
Versuche dich nicht von ihr kontrollieren zu lassen.
Und besonders, tut es dir vielleicht gut, dich mit deiner Angst wem anzuvertrauen.
Den ersten Schritt hast du schon gemacht, indem du dich uns anvertraut hast.

Vielleicht erzählst du auch mal deinem Freund davon.
Wie gesagt, ihn einzuengen würde die Situation wahrscheinlich nur verschlimmern.
Aber es ist mit Sicherheit nicht falsch, ihn in deine Gefühlslage einzuweihen,
Sodass er dich versteht. Und vielleicht kann er dir dann abermals die Augen öffnen und dir beweisen, wie sehr er dich liebt.
Dann kann er dir sagen, dass du wirklich keine Angst haben musst, und einfach für dich da sein.
Vielleicht geht es dir dann schon besser.

Ansonsten kannst du bestimmt auch mal mit Freunden oder mit deinen Eltern darüber reden,
vielleicht haben diese ja auch einen Rat für dich, was du gegen deine Angst tun kannst!

Hilft dir wirklich gar nichts weiter, ist das auch noch kein Grund aufzugeben.
Denn zur Not gibt es immer noch Therapien gegen Ängste, die dir helfen können, mit diesen Umzugehen.
Wende dich also am besten an einen Therapeuten, sofern du selbst mithilfe deiner Familie und Freunden, die Angst nicht bezwingen kannst.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und Kraft,
und hoffe, dass du dich deiner Angst stellen und sie besiegen kannst!

Hier nochmal ein paar hoffentlich hilfreiche Links für dich:
http://verlustangst.de
http://nilsterborg.de/verlustangst-ueberwinden/
http://www.gedankenpower.com/verlustangst-ueberwinden-beziehung/

Ich wünsche dir Alles Liebe und Viel Glück,
Chaleen!