Problem von Nadine - 19 Jahre

Soll ich Ihn rauswerfen ??

Hallo ich bin 19 Jahre alt und wohne seit 1 jahr mit meinem freund zusammen. Ca. 2 Monate nachdem wir zusammen gezogen sind wurde er arbeitslos... ich habe einen Kredit von 10000 € für ihn aufgenommen ( ich weiß ist total bescheuert, aber zu der zeit fand ich das voll in Ordnung) und ja jetzt hatte er in diesem Jahr 6 Jobs und nie in vollzeit und hat kaum Geld heimgeracht er kann noch nicht mal seinen Teil der Miete bezahlen und ich sehe es langsam nicht mehr ein jeden Monat für ihn alles zu bezahlen ich bin doch nicht seine Mutter ??
Zur Zeit hat er wieder einen Job aber wer weiß wie lange?! Wir streiten uns nur noch.. aber ich weiß das ich zu meinen Eltern nicht wieder zurück kann da ich jetzt eine perserkatze habe und meine Mutter allergisch ist :( und ich werde meine Katze auf keinen Fall wegeben. Könnt ihr mir einen Rat geben was ich tun soll ? Ich bin langsam echt am verzweifeln. Ich bin mir nicht mal mehr sicher ob ich ihn liebe... aber ich kann es mir nach so langer Zeit mit ihm auch irgendwie nicht ohne ihn vorstellen.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Nadine,

da sind ja mehrere Schlachtfelder: Das eine, das ist seine Arbeit. Und das andere, das ist eure Beziehung.

Nehmen wir mal an, in eurer Beziehung würde alles super funktionieren: Er wäre ständig aufmerksam, fürsorglich, würde seine Fehler eingestehen. Auf jeden Fall gäbe es nicht so viel Streit, wie es gibt. Würdest du da auch mit dem Gedanken spielen, ihn vor die Tür zu setzen? Wahrscheinlich weniger. Im Moment ist es so, dass du natürlich auch an ihn gewöhnt bist. Andererseits, wenn eure Beziehung schon lange nicht mehr das ist, was sie sein sollte, dann würdest du dich nach seinem Weggang auch bald besser fühlen. Auch wenn es erstmal schwierig wäre. Trennungen sind auch nicht leicht, wenn man der Teil ist, der den Anderen zurücklässt.

Dass er sechs Jobs nur in Teilzeit hatte, ist für dich ärgerlich. Aber man kann immerhin sagen, er hat sich um Arbeit bemüht. Jetzt kommt natürlich gleich die Einschränkung. Ich muss dazu mehrere Fragen stellen, die du im Text nicht beantwortet hast: Erstens, wieso hatte er nur Teilzeit-Jobs? Hat er keinen anderen gefunden? Oder braucht er den halben Tag für was Anderes? Und warum hat er nur so wenig Geld übrig? Wird seine Arbeit jeweils schlecht bezahlt? Oder fließt das Geld bei ihm in andere Dinge, sodass nur wenig übrig bleibt, um zum Beispiel die Miete zu bezahlen? Je nachdem, wie deine Antworten auf diese Fragen sind, könnten hier einige Gründe dafür liegen, warum es so viel Streit gibt. Und ich kann das absolut verstehen. Was man nämlich merkt, ist: Dein Freund ist bequem geworden. Wenn er nicht das Verantwortungsbewusstsein hat, sich zu bemühen, dass er seinen Anteil erfüllt - wie wird es dann mit eurer Beziehung aussehen? Hast du das Gefühl, dies ist der Mann, mit dem du noch lange Zeit verbringen willst, vielleicht dein Leben? Oder bist du dir unsicher, ob er überhaupt in die Zukunft denkt?

Wenn du ihn rauswirfst, muss das noch nicht unbedingt eine Trennung bedeuten. Wird es aber sehr wahrscheinlich. Und du hast vor, beides in einem Rutsch zu vollziehen - wenn. Du kannst dir jetzt überlegen, ob du ihm noch eine letzte Chance gibst. Wenn er den Job abermals verliert oder sich herausstellt, dass es zu nichts führt, dann kannst du handeln. Es fragt sich halt, ob du es besser findest, ihm das anzukündigen: Also eine Drohung auszusprechen, die du dann wahr machst, wenn es soweit kommt. Oder ob du es für ihn überraschend machen willst, sodass er sich nicht vorbereiten kann. In jedem Fall musst du die Härte aufbringen, ihm nicht nachzugeben, sondern es durchzuziehen. Andernfalls signalisierst du, dass du von ihm emotional abhängig bist. Obwohl es in Wirklichkeit er ist, der von dir sehr stark abhängt. In jeder Hinsicht. Wenn du nicht konsequent bist und seine wahrscheinlich enttäuschte, wütende, entsetzte oder gar angstvolle Reaktion erträgst, mit dem Hintergedanken, dass du alles getan hast, was man von dir verlangen konnte (und weit mehr als das!) - wenn du nicht konsequent bist, dann vermittelst du ihm den Eindruck, schwach und berechenbar zu sein. Und gibst ihm die Möglichkeit, seinen Lebenswandel weiter fortzusetzen. Ich will ihm nicht unterstellen, dass er sich das bewusst sagt oder bewusst tut. Aber letztendlich ist es auch in seinem Interesse, dass jemand ihm aufzeigt: So kriegst du im Leben keinen Fuß auf den Boden. Vielleicht musst du diejenige sein, die das tut. Und dir damit auch selbst helfen.

Ich kann dir nicht sagen, ob du etwas tun "sollst". Ich kann dir nur raten: Entscheide dich, was du willst - und handle danach. Eigentlich hast du bereits alles gesagt, was es zu sagen gibt. Wenn dir die Beziehung nichts mehr zu geben vermag - und es also keinen Grund gibt, warum du weiter für ihn in die Bresche springen solltest - dann sei konsequent. Natürlich bleibt immer noch die Frage offen, wie das mit dem Kredit ist. Allein das würde dir ja als erhebliche Altlast noch erhalten bleiben. Er kann sich also glücklich schätzen, wenn du das außerdem für ihn auf dich nimmst. Wenn das für ihn kein Grund ist, dich zu entlasten und dir respektvoll zu begegnen, ist eine Trennung das Naheliegendste. Aber das kann ich nicht entscheiden, sondern das musst du selbst tun. Es wäre ungünstig, wenn du nach meiner Antwort denkst: "Ah, wenn er das gesagt hat, dann kann ich ja..." Das ist das nicht gut. Wenn du mich "an deiner Seite" brauchst, um dich dazu durchzuringen, einen Schlussstrich zu ziehen, dann bist du eigentlich noch zu unsicher. Wenn du nach meiner Antwort denkst: "Ja, eigentlich habe ich keinen Grund, so weiterzumachen!" - dann hast du dich selbst entschieden. Nur musst du dann auch zur Tat schreiten.

Ich wünsche dir also Kraft, die für dich beste Entscheidung zu treffen, und den Mut, sie umzusetzen. Ich möchte dir ein Kompliment machen, dass du so selbstständig bist und so klar, was deine Interessen betrifft. Lass dich nicht schrecken von der Möglichkeit, dass etwas Vertrautes endet - wenn es dich nicht mehr nährt, dann ist es besser. Aber nicht, was ich sage, sondern was du in dir fühlst, das sollte passieren.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul