Problem von Anonym - 17 Jahre

Mein Vater sieht mich nicht als seine Tochter an

Hey ich hab seit gut 15 1/2 Jahren Probleme mit meinem Vater und bin sehr oft am weinen. Meine Eltern haben sich scheiden lass als ich 1 1/2 war hab davon also nichts mitbekommen, danach fing alles an der Streit um das sorgerecht das meine Mutter sich hart erkämpfen musste und wo ich auch froh drüber bin. Ich war nach der Scheidung jedes zweite Wochenende bei ihm so mit 3 Jahren kam eine neue Frau in sein Leben und ich mochte sie auch am Anfang sehr sie war lieb und nett, es dauert auch nicht lange da haben die beiden geheiratet und sie war schwanger von ihm mit meiner kleinen halbschwester (11) ich liebe die kleine sehr sie ist mir richtig wichtig, gut zwei Jahre später folgte mein kleiner Bruder (9) ich hab ihn lieb hab aber keine gute Bindung zu ihm und vor und Jahren kam dann das dritte Kind meine jüngste halbschwester auf die Welt (6) und seit dem Tag habe ich das Gefühl ich bin für meinen Vater nicht mehr wie nur Luft. Ich hatte zwischen drinn auch keinen Kontakt zu ihm weil er es nicht wollte und so aber er hat mir nie irgendwas zu Weihnachten, Ostern oder zu meinem Geburtstag geschenkt meine Geschwister bekommen alles was sie wollen und ich gehe jedes Jahr leer aus, ich meine mir geht es nicht um die Geschenke mir geht es darum das ich meinem Vater egal bin und das er mir damit sehr sehr weh tut und ich einfach fertig mit den Nerven bin.
Gibt mir bitte einen Tipp was ich machen kann

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Vielen Dank für Deine Email. Erstmal ein gutes neues Jahr! :)
Dass Du Dich "hinternangestellt" fühlst von Deinem Vater kann ich gut nachvollziehen. Er hat eine neue Familie gegründet mit 3 kleinen Kindern, die bei ihm und seiner neuen Frau leben und die er daher jeden Tag sieht.

Sicher ist es trauig und schade, dass er sich Dir gegenüber so verhält. Ich möchte sein Verhalten auch nicht entschuldigen, kann mir aber schon vorstellen, dass er dadurch, dass er die anderen Kinder ständig sieht, sie jünger sind und ihn noch mehr "brauchen" als Du, seine Zeit schnell dort investiert ist. Du bist die Grosse, der Teenager, die fast-schon-Erwachsene. Du brauchst ihn nicht - die Kinder schon!

Das heisst nicht, dass Du Dir nicht auch die Liebe und die Zuneigung Deines Vaters wünschst, und das heisst sicher auch nicht, dass er Dich vregisst oder Du in seinen Augen weniger wert bist. Ich kann nur mutmassen, aber ich glaube/hoffe, dass er sich einfach verzettelt und Du dunmerweise hintenüber fällst. Ein gang ganz blödes Gefühl.

Du schreibst nicht, ob es ein schleichender Prozess war, dass er immer weniger Zeit mit Dir verbrachte, oder ob es von einen Tag auf den anderen so war (mit der Geburt der jüngsten Schwester?). Wie auch immer es nun war, ich denke, dass Du ihn mal direkt drauf ansprechen solltest. Bitte ihn um ein Treffen. Kino, Essen gehen, und sag, dass Du mit ihm sprechen möchtest. Sag, dass es Dir wichig ist. Und dann sag ihm, wie Du Dich fühlst. Er kann nicht in Dich hineinblicken, daher musst Du ihm sagen, was in Dir vorgeht.

Ich weiss, momentan bist Du total verletzt und traurig. Da ist so ein Gespräch nicht einfach zu führen. Ich denke, Du solltest Dir die Worte vorher zurecht legen, so dass es nicht ein einziger grosser Vorwurf wird, sondern Du ihm erzählst, wie es Dir geht (traurig, vermisst ihn, würdest Dir wünschen dass er mehr Anteil an Deinem Leben nimmt...). Frag ihn, wie es ihm damit geht, dass ihr Euch so auseinanderlebt. Warum er sich zurückzieht. Bitte ihn um mehr Zeit.

Vielleicht sprichst Du vor dem Gespräch mal mit einer Freundin. Übt das Gespräch.

Nochmal: Du hast schon allen Grund, verletzt und traurig zu sein. Ich möchte nicht, dass Du im Gesräch irgendwelche "Schuld" auf Dich nimmst. Es ist seine Verantwortung als Vater, Dich zu sehen und sein Leben entsprechend zu arrangieren. Aber ich möchte vermeiden, dass es ein Gespräch voller Vorwürfe wird. So kommt man nämlich auch nicht weiter.

Falls Dir das zu schwierig erscheint: Hast Du schonmal überlegt, ihm einen Brief zu schreiben? Das gibt Dir mehr Zeit alles zu formulieren und Dir über Deine Gefühle und Wünsche klar zu werden. Wäre auch noch eine Idee.

Ich hoffe, dass Dein Vater Dir wieder mehr Platz in seinem Leben gibt.

Falls das alles nichts hilft: Eltern sind leider auch nur Menschen, mit Ecken, Kanten und Fehlern. Und manchmal verhalten sich auch die eigenen Eltern unfair und ungerecht. Nimm das bitte nicht persönlich: Du bist ein liebenswertes Mädchen. Ich kenne Dich zwar nicht, aber wie Du schreibst zeigt mir, wieviel Gefühl, Wissens- und Lebensdurst in Dir steckt! Lass Dir das durch einen "abwesenden Vater" nicht kaputt machen!

Ich wünsche Dir alles Gute!

Herzlich,
Judith