Ich bin total undankbar zu meinen Eltern
Erst einmal "Hallo" an denjenigen, der das hier gerade liest.
Ich konnte mich nicht recht entscheiden, ob das hier nun als Problem in der Familie oder Problem mit sich selbst zählt, habe aber letzendlich doch "Probleme mit sich selbst" gewählt, da ich finde, dass das Problem eher bei mir selbst liegt.
Um nun langsam mal zu dem Problem zu kommen... In letzter Zeit merke ich andauernd wie "gemein" und undankbar ich mich meinen Eltern gegenüber verhalte. Ich schreie rum, motze sie an und bin so gut wie nur noch angenervt wenn sie mit mir reden, was mir im Nachhinein dann immer total leidtut, da sie so ziemlich die besten und liebevollsten Eltern sind, die ich mir vorstellen kann.
Sie versuchen immer, trotz Geldmangel und sonstigen Problemen, mir alles zu ermöglichen, sind immer nett zu mir, erlauben mir vieles (zwar nicht alles, aber das erwarte ich auch gar nicht) und, und, und.
Und alles was dabei von mir zurückkommt, ist schlechte Laune, Genervtheit und bissige Kommentare. Im Nachhinein tut mir das alles immer total leid, ich möchte hingehen, mich für alles entschuldigen und ihnen sagen, dass ich mir keine besseren Eltern wünschen könnte, auch wenns nicht so rüber kommt, aber das kann ich dann irgendwie nie.
Gestern sagte sogar meine beste Freundin zu mir, dass sie nicht verstehe, warum ich immer so undankbar zu meinen Eltern sei. Darauf folgte erst einmal ein großer Schock meinerseit, aber sie hat Recht und ich würde mich auch gerne ändern, aber immer wenn ich das bis jetzt versucht habe ging es schief und ich war nach wenigen Tagen schon wieder genauso doof zu meinen Eltern. Ich würde unglaublich gerne etwas ändern, weiß aber nicht wie und würde mich sehr über Hilfe freuen..
Ich entschuldige mich für Rechtschreib- und Grammatikfehler..
Liebe Grüße!
Liebe/r Fragesteller/in,
du steckst höchstwahrscheinlich in der Pubertät. Eine Zeit in der viele Jugendliche ihr Verhalten und ihre Denkweise ändern, welches besonders für Eltern unerklärlich und schwer sein kann, aber auch für einen selbst oft nicht selbst nachvollziehbar.
Die Veränderungen während der Pubertät kommen oft durch Schwankungen im Hormonhaushalt zustande - es ist somit ein Zustand, den du nie direkt beeinflussen und vorhersagen kannst. Dein Gehirn entwickelt sich ebenfalls weiter, während der Pubertät kommt es bei vielen zur "Identitätsfindung", sie suchen nach ihrer Identität und bilden eine Persönlichkeit aus. Dieser Prozess kann konfliktbehaftet sein und bedeutet oft Ärger mit anderen und mit sich selbst. Allerdings ist diese "harte" Zeit oft nach einigen Jahren wieder vorbei, und auch die Eltern können wieder aufatmen.
Deinen Eltern selbst ist es sicher auch bewusst, dass du dich gerade in einer Phase der stetigen Veränderung befindest und versuchen daher auch dir Verständnis entgegen zu bringen. Richtig problematisch wird es erst, wenn du dauerhaft "undankbar" und "gemein" zu deinen Eltern bist und dieses auch nicht einsehen kann - besonders das Einsehen und Mitgefühl mit den Eltern ist ein großer Schritt und gelingt nicht vielen Jugendlichen! Dafür gebührt dir wirklich der Respekt! Deine Eltern sind sicher stolz auf dich, dass du die Situation so einschätzen kannst.
Sich für etwas zu entschuldigen ist eine große Überwindung, aber es zeigt auch deinen Eltern, dass du es eigentlich nicht böse mit ihnen meinst und sie dennoch gern hast. Du kannst ihnen auch einen Brief schreiben, wenn dir das reden schwer fällt. In dem Brief kannst du ihnen zum Beispiel sagen, dass sie die besten Eltern sind und es dir leid tut, dass du öfters launisch bist, aber dass sie es nicht persönlich nehmen sollten. Ein einfaches "Danke" reicht auch aus. Vielleicht kochst du ihnen auch mal etwas oder machst ihnen ein kleines persönliches Geschenk, damit sie wissen, dass du noch eine Bindung zu ihnen hast. Allerdings ist es hier anzumerken, dass Eltern von ihren Kindern grundsätzlich nichts materielles wollen - ihnen ist die emotionale Bindung viel wichtiger.
Wenn du merkst, dass du wieder einen schlechten Tag hast und am liebsten deinen Eltern alles mögliche an den Kopf werfen willst, kannst du ihnen sagen, dass sie dich in Ruhe lassen sollen, da du heute nicht gut anzusprechen bist. Ehrlichkeit hilft in diesem Fall sehr gut. Sag ihnen offen wie du dich fühlst. Ihr könnt sonst auch ein Codewort ausmachen wie etwa "Wolke". "Wolke" wird dann immer ausgesprochen, wenn jemand gerade lieber in Ruhe gelassen werden will oder gemieden werden sollte, um weitere Auseinandersetzungen zu vermelden. Das Codewort ist somit eine Art Warnung.
Du kannst sonst auch ein Stimmungstagebuch führen, wo du täglich oder auch immer wenn du das Bedürfnis dazu hast, deine Gefühlslage aufschreibst, was positiv und negativ daran ist und was du verbessern möchtest. Du kannst dafür Ideen sammeln und versuchen diese anzuwenden. Die Beiträge kannst du dann Tag für Tag miteinander vergleichen und kannst so sehen, ob du einen Fortschritt machen konntest oder auch mal einen Rückschritt vollzogen hast.
Andernfalls kannst du dich auch mit deinen Freunden darüber austauschen, wie sie ihre Beziehung zu ihren Eltern definieren, was sie anders machen würde und vielleicht haben sie auch Ratschläge für dich.
Viel Erfolg und Glück an dich und deinen Eltern.
Liebe Grüße,
Yen