Problem von Anonym - 12 Jahre

Verzweiflung und Mobbing

Liebes Kummerkasten Team ich möchte hier mit meinem ziemlich großen Problem wie ich finde über Mobbing reden ich wurde stets gemobbt seit der ersten Klasse momentan bin ich in der sechsten Klasse anfangs der fünften Klasse konnte ich mich eigentlich ziemlich gut einleben doch jetzt mobbt mich meine ganze Klasse .Sie sagen ich sei zu klein und ohne intelligents und sie sagen dass ich zu wenig Muskeln hätte und dass ich zu unsportlich wäre .In der Grundschule habe ich mit meinen Eltern über meine Probleme gesprochen doch diese haben einen Brief an die Lehrerin geschrieben dass es mir nicht so gut geht daraufhin eskalierte die Sache und es wurde immer schlimmer jetzt traue ich mich nicht mehr mit meinen Eltern über solche Dinge zu reden momentan ist es so schlimm dass ich die Schule wechseln will doch davor habe ich auch alles weil ich denke dass ich in einer anderen Schule genauso schlecht aufgenommen werde im Prinzip bewege ich mich immer im Kreis ich finde keinen Ausweg aus dem Mobbing es wäre schön wenn ihr mir sagen könntet was die beste Lösung für mich wäre und mich ein bisschen unterstützt vielen Dank fürs zuhören

Dana Anwort von Dana

Hallo, du Liebe!

Ja, da kommst du mit einem Thema, das leider immer mehr Überhand nimmt und es tut mir sehr leid, dass du davon betroffen bist. Und du hast Recht: es IST ein sehr wichtiges Thema und man sollte es nicht unterschätzen.

Oft hilft es schon im ersten Schritt zu überlegen, woher das Mobbing überhaupt kommt.

Dieses Niedermachen eines einzelnen Menschen hat nur einen einzigen Grund bei aller Sinnlosigkeit: die Mobber wollen sich selbst besser fühlen. Kinder und Jugendliche, ja sogar Erwachsene (!), die andere Menschen mobben, versuchen dadurch, selbst ein "höher gestelltes Gefühl" zu bekommen, sich selbst wertiger zu fühlen, indem sie andere wertloser machen. Oft sind diese "großen Wortführer" nämlich eigentlich ganz kleine Würstchen, die ihre große Klappe und den Angstfaktor der anderen nutzen, ihre Stellung zu stärken, weil sie ganz genau wissen: "Haben die anderen keinen Respekt aus Angst, ist es mit meiner Stellung in der Klasse/in der Arbeit bald vorbei." Wer Angst hat und die ganze Zeit nur reagieren muss, hat keine Zeit, sich mit dem Inneren der mobbenden Person/Personengruppe auseinander zu setzen.

Das Problem ist also, dass sie mit dieser Taktik also erst einmal gewinnen. Die Gemobbten (in dem Fall du) bekommen so eine Angst, dass sie nur noch mit gebücktem Rücken und hoch gezogenen Schultern herum laufen, ständig in Panik, dass wieder eine Attacke kommt, ständig in der Defensive, also der Abwehr. Andere Mitschüler haben Angst, dass es ihnen genaus gehen könnte, wenn sie sich nicht auf die Seite der Mobber schlagen, daher mischen sie mit, ohne Sinn und Verstand.

Wie kommt es jetzt, dass gerade du ein Mobbing Opfer geworden bist?
Wahrscheinlich bist du ein Mädel, das sich eher zurück zieht, als sich groß hinstellt, das schnell Angst entwickelt und eher scheu bleibt. Das sind ja alles keine schlimmen Eigenschaften, aber sie eignen sich hervorragend zum "reinschlagen". Anstatt dich zu schützen, hauen sie drauf. Toll, nicht? Arm, oder?

Was könntest du nun tun, damit das anders wird?

Klar, man kann immer flüchten. Man kann die Schulen wechseln, aber die Frage ist, ob sich dann was ändert.
Du bist mittlerweile schon so angsterfüllt, dass du das wahrscheinlich wie ein Schild vor dir her trägst, ohne das zu wollen. Das zieht solche Mobber extrem an, weil sie das Opfer in dir riechen können. Auch das ist NICHT DEINE SCHULD. Ich zB mag solche eher sanften und ruhigen Charakter sehr gerne, aber ich bin auch kein Mobber.

Um Mobbing entgegen zu treten, braucht man Kraft und Hilfe.
Du bist 12, das ist jung, aber du hast es hierher geschafft und dein Anliegen sehr gut vorgetragen. Ich bin mir sicher, dass du das auch in der Schule schaffen könntest.
Der erste Gang wäre zum Vertrauenslehrer oder einem Lehrer, dem du sehr vertraust. Lehrer oder Lehrerin, egal und dann das vertrauliche Gespräch suchst. Erst einmal nur mit dieser einen Person alleine, vielleicht sogar öfter. Es geht hier aber nicht nur darum, ihr zu sagen "hey, ich fühle mich blöd, ich werde gemobbt irgendwie...", sondern zu erläutern, WIE schlimm es dir geht und wie stark das schon ausgeartet ist. Es wäre später im Verlauf der Gespräche wichtig, dass DU selbst (im Beisein der Bezugsperson, die du dir gewählt hast) vor die Klasse trittst und in die Offensive gehst. Das ist echt schwer, das fordert extrem viel Mut, aber es hilft in vielen Fällen schon. Suche dir einen Lehrer, der dich versteht und der auf deine Wünsche eingeht. Wenn es jemand ist, der "das wird schon!" sagt, suche dir jemand anderen. Es muss jemand sein, der hört, was du sagst und es ernst nimmt. Denn es IST ernst.

Es hilft zu sagen: "Schule ist für mich schon fast die Hölle, es ist extrem schwer, es tut weh." Offen und ehrlich erklären, wie es einem geht und klar sagen, dass das aufhören muss. Es ist auch wichtig, dass du selbst das tust. Es müsste eine Klassenstunde geben, in der das Thema ist, am besten sogar mit einem Mobbingexperten, die man an die Schulen holen kann. Da haben die Lehrer Zugriff drauf. Trotzdem hilft es nichts, wenn Eltern oder Lehrer mit den Mobbern reden. Dann heißt es "du Petze!!!" und es geht alles so weiter. Du petzt aber nicht, du holst dir wichtige und unabdingbare Hilfe! Das darfst du, das ist dein Recht! Bereitet eine Unterrichtseinheit zu dem Thema vor, bereite dich auf eine kleine Rede vor, die du mit Lehrerhilfe verfasst und breite es vor deiner Klasse mit Hilfe der Lehrer und dem Experten (wenn möglich) aus. Aus deiner Not heraus kannst du so etwas sehr Produktives tun. Achte darauf, dass dir die Lehrer wirklich zuhören, dass sie dich ernst nehmen und dich nicht einfach zurück schicken. Schau genau, dass sie an deiner Seite bleiben und dich nicht alleine stehen lassen.

Und das Gute daran, wenn ihr es in der Klasse thematisiert habt: es wird mehrere Schüler geben, die entweder das eh schon nicht gut geheißen haben und nur geschwiegen haben oder Schüler, die das so gar nicht gesehen haben und umdenken. Diese wirst du so auf deine Seite ziehen können und dann hast du Hilfe im Rücken.

Alleine wirst du das nicht durchziehen können, daher wirklich Hilfe suchen. Vielleicht hast du ja ein, zwei Freunde in der Schule, die dich bei diesem Weg auch mit unterstützen können? Es müssen aber Mitschüler sein, die nicht sofort zu den Mobbern rennen und erklären, was du vor hast. Es muss gut vorbereitet werden und dann im Unterricht thematisiert. Der Weg fordert Mut...aber er kann wirklich erfolgreich sein.

Du kannst dich auch hier erst einmal einlesen:

http://schueler-mobbing.de/

Dieses PDF kannst du selbst mal lesen, es ist eine Hilfe für die Lehrer, wenn ein Mobbingopfer kommt und es dann deiner Vertrauenslehrerin/lehrer mitbringen:

http://www.sbndb-regionalpoint-bogen.de/pdfs/Was%20muss%20Schule%20tun-12-10.pdf

Ich wünsche dir wirklich viel Erfolg. Es ist wichtig, dass du den Mut findest, es anzugehen, denn du hast nichts falsch gemacht. Du bist das Opfer und solltest es nicht mehr sein müssen. Die Täter (ja, es sind Täter!) müssen verstehen, dass das Problem in ihnen selbst liegt...und dass sie es nicht lösen, indem sie Unschuldige drangsalieren.

Ich hoffe, dass du bald einen entspannteren Schulalltag haben kannst.

Alles Liebe,

Dana