Problem von Anonym - 29 Jahre

Fühle mich in der Partnetschaft Einsam!

Hallo, ich habe folgendes Problem. Ich wohne seit ca. zwei Jahren mit meinem Freund (30) zusammen. Seit drei Jahren sind wir ein Paar. Am Anfang der Beziehung dachte ich wirklich zum ersten Mal in meinem Leben habe meinen Traummann gefunden. Wir haben so gut wie jeden Tag zusammen verbracht, Kino, essen gehen, DVD Abende, shoppen usw. Klar am Anfang ist es immer anders, man ist noch interessiert aneinander. Ich sag mal so, er hat es vor mir nie wirklich leicht gehabt und schon gar nicht mit Frauen. Er hat starkes Übergewicht, aber ich nehme ihn so wie er ist, von Anfang an schon. Im ersten Jahr zeigte er mir noch sehr viel Interesse an mir, flogen auch gemeinsam im Urlaub. Sowas kannte ich auch noch nicht. Im zweiten Jahr zogen wir zusammen, ja und damit fing eigentlich alles an und er machte den Meister, was ich auch sehr gut fand, aber das war eigentlich alles der Anfang vom Ende. Zärtlichkeiten wurden viel weniger, keine Hilfe mehr im Haushalt, keine gemeinsamen Pläne für einen Urlaub, keine Übereinstimmungen beim Möbelkauf, Streit ums Geld. Ich wurde dadurch innerlich sehr unglücklich. Wollte schon sehr oft ausziehen. Aber immer wieder haben wir uns zusammen gerauft. In jeder Beziehung gibt es Höhen und Tiefen. Ich versuche immer an uns zu glauben. Ich bat ihn damals mit mir ein kleinen Urlaub zu machen. Es tat mir so weh weil er einfach nicht wollte, konnte. Er machte mir keine Kompromisse. Einfach nix! Dann habe ich selbst gebucht für mich, alleine. Ich war auf den Malediven, hatte viel Zeit zum nachdenken. Als ich wieder kam, tat er so als wenn nix gewesen wäre. Aber vermisst hatte er mich schon. Sowas merkt man ja. Dann hatte er sich für ein paar Wochen mal geändert, aber dann ging alles wieder von vorne los. Jetzt im dritten Jahr, ihm interessiert nur noch zocken an einer Konsole. Er macht es oft und eigentlich immer wenn er nach Hause kommt. Auch am Wochenende. Wir machen nicht mehr soviel zusammen. Sonntags will er auch nicht genervt werden. Er hätte mich sogar mal alleine ins Kino gelassen, weil er den Film nicht mochte. Aber ich mache immer was er möchte. Ich versuche ihn auch mal für mithilfe im Haushalt zu animieren. Kein Erfolg! Es ist natürlich mittlerweile ein einanderherleben. Ich mache vieles alleine oder auch mal mit anderen. Habe aber nur ein oder zwei Freundinnen, ja und meine Mutter noch. Ich versuche mir immer eigene Hobbys zu suchen, hab dann ein-zweimal Spaß dran und dann wieder nicht. Natürlich Klammer ich mich viel an meinem Partner, er mag es glaub ich nicht mehr so. Er weist mich irgendwie oft ab und will für sich sein. Aber mal ehrlich wozu lebt man denn dann zusammen? Es müssen doch noch Gemeinsamkeiten geben. Und noch etwas mit ihm zu reden bringt nicht viel. Er zeigt immer Desinteresse an einem Gespräch. Antwortet mir meistens nicht, oder macht ein auf Dickkopf. Wenn wir einen Streit haben, redet er meist vier Tage nicht mit mir, da kann ich noch so oft versuchen mit ihm zu reden. Ich bin auch immer diejenige die zu ihm ankommt und versucht sich zu versöhnen. Ich habe schon oft gelesen das, dass normal wäre das es sich immer so entwickelt. Man sollte sich eigene Hobbys suchen, mit Freunden viel machen. Aber dann denke ich mir kann ich auch alleine bleiben. Manchmal fühle ich mich zu Hause so kontrolliert auch. Also wie im Knast. Wenn ein Päckchen kommt, was ich denn wieder bestellt hätte, ich habe manchmal Angst mir etwas zu kaufen ein Shirt oder ne Hose oder so, weil er mich dann wieder ausfragen würde. Ich habe irgendwann angefangen solche Dinge heimlich zu machen. Tüten im Auto lassen oder so bis er zur Arbeit geht. Pakete zu einer Packstation schicken zu lassen. Ach alles mögliche habe ich schon gemacht. Wenn ich etwas anhabe was er noch nicht kannte, werde ich sofort gefragt ob es neu ist. Ich glaube er versucht irgendwann eine komplette Kontrolle über mich zu bekommen. Er versucht glaube ich der Starke, Mächtige zu sein. Ich habe nix zu sagen so unter dem Motto. Er bestimmt wann wir was machen. Wann wir im Urlaub zusammen fliegen, wann wir essen gehen und sowas. Wie komme ich denn aus diesem ganzen Strudel raus? Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten? Ich liebe ihn und versuche immer mit ihm das alles durchzustehen. Immerhin war er mal ganz anders. Über eine Antwort bin ich echt gespannt. Ich warte drauf!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Die Antwort auf dein Problem fällt mir nicht ganz leicht, denn ich habe eine klare Meinung dazu, die dich aber so beeinflussen würde, dass deine Entscheidung vielleicht nicht von dir selbst kommen könnte, daher muss ich sie zurück halten und versuche, dich mit Fragen zu einer eigenen Entscheidung und Meinungsfindung zu bekommen, die meiner nicht gleichen muss. Du bist nunmal nicht ich.

Ich frage dich also einfach ein paar Dinge, die du für dich selbst beantworten musst. Danach sollte es klar sein, was du tun musst.

- möchtest du auf diese Weise weiter leben, wenn sich nichts ändert?
- liebst du ihn auch weiterhin, auch wenn sich nichts ändert?
- denkst du, er könnte wieder so werden wie früher?
- was glaubst du, müsste passieren (bei ihm oder dir), dass es wieder so wird wie früher?
- könntest du dich mit allem arrangieren, auch wenn alles so bleibt?
- kannst du die Beziehung nur weiter führen, WENN sich etwas ändert?
- welche Wege siehst du, um zu einer Änderung zu kommen?
- wie weit würdest du gehen, damit es sich ändert?
- würdest du kämpfen?
- wie kann der Kampf aussehen?
- würdest du auch alleine einen Therapeuten aufsuchen, um ein wenig Einblick in die Problematik zu geben und Lösungsansätze zu bekommen?
- hältst du deinen Freund für "änderbar"? Oder ist er einfach nur sehr träge und das kommt halt jetzt inzwischen voll durch?
- wie sieht es mit deiner eigenen Wertigkeit aus? Würdest du dafür einstehen?
- würdest du eher kuschen, anstatt für dich selbst zu kämpfen?
- hältst du es für möglich, dass dein Freund sich da besinnt?

Wie realistisch ist das....?

Deine Freunde liegen falsch, wenn sie sagen "nach einer Weile ist das so und man muss sich eigene Wege suchen." Natürlich schleichen sich Dinge ein, andere Pfade treten sich aus und Routine hält Einzug. Aber eben nicht NUR. Routinen sind nichts Schlechtes, sie geben auch Sicherheit. Trotzdem sollte die Beziehung immer wieder frische Elemente haben - und vor allem ebenbürtig sein. Beide Partner haben gleich viel zu melden, beide Partner sollten sich abstimmen (nicht einer ist der Bestimmer und der andere nickt), Kontrolle hat in einer Beziehung nichts zu suchen, ebensowenig fehlende Mithilfe und Unterstützung.

Bitte, denke darüber nach, was dich in der Beziehung hält. Überlege, ob das ein "Wachtraum" ist, weil es einfach komplett anders jetzt ist oder ob es real ist, das nochmals zu bekommen. Hängst du Vergangenem nach, das vorbei ist oder gibt es Chancen, das wieder zu erlangen? Was genau liebst du? Deinen Freund? Oder die Tatsache, nicht alleine zu sein? Sind es Veränderungen, die dein Freund durchgemacht hat? Oder ist es nicht vielmehr so, dass er anfangs anders war und so langsam alle Masken abfallen (weil er dich sicher hat) und nun immer mehr so wird, wie er eigentlich tatsächlich ist?

Was auf keinen Fall sinnvoll ist, ist schlucken und so weiter leben. Dir geht es damit schlecht. Daher ist es wichtig für dich, Position zu beziehen. Die kann so aussehen, dass du kuschst und weiter hoffst (defensiv, nicht sehr produktiv), dass du ihm weitere Chancen gibst, dass du dich aber informierst, dass du ihm klar sagst, dass du das so nicht mehr mit machst und selbst bestimmst, wie es weiter geht (offensiv), natürlich auch mit der Gefahr, dass er darauf keinen Bock hat und die Beziehung leidet bis erliegt oder aber auch eine Distanz aufbaust (vorübergehende Trennung zum Schauen, was ist überhaupt noch an Liebe und Zuneigung vorhanden). Es gibt noch mehr Möglichkeiten, Position zu beziehen, aber eine Position zu wählen, wäre gut. Du merkst, dass du das so nicht möchtest, dass dir Änderungen wichtig wären. Dann stehe dafür ein. Dann mach das so. Durch leises Vor-dich-hin-leiden wird das nicht besser, erst durch Aktion. Momentan wirst du ausgebremst und nicht ernst genommen. Wenn es dir wichtig ist, das zu ändern, ändere es.

Und glaube mir, das sind jetzt nur allgemeingültige Dinge. Mehr steht mir nicht zu, damit du selbst frei in deiner Wahl des Weges bleibst.

Ich wünsche dir, dass du klarer siehst und auch weißt, was du möchtest und was du nicht mehr möchtest. Ich wünsche dir den Mut, die Dinge beim Namen zu nennen und für deine Position stark zu sein. Egal, ob das bedeutet, dass die Beziehung besser wird oder ihr euch irgendwann trennt. Es ist dein Leben, du hast nur eines. Und dieses eine Leben sollte doch so schön wie möglich für dich sein. Ich wünsche dir, dass es dir gelingt, das zu realisieren.

Alles Liebe,

Dana