Problem von Oscar - 20 Jahre

Krise

Mein Anliegen ist Kompliziert, ich weiß selbst noch nicht genau was ich hier reinschreiben soll aber ich lege einfach mal los.
Mein Name ist Oscar ich bin 20 Jahre Alt und lebe in Berlin. Ich lebe momentan in meiner 1. eigenen Wohnung. Zu meinem Leben: Meine Eltern beide Alkohol und Drogenabhängig was bedeuten sollte das meine Kindheit Horror war, trotz Schläge die ich von meinen vollgetrunkenen und Zu gekoksten Vater kassiert habe, Enttäuschungen die ich von meiner Mutter erhielte die immer das Beste wollte es aber einfach nicht hinbekommt hat und jetzt vordem Abgrund ihres Lebens steht, das Ertragen des Todes meines Stiefvaters der wie ein Ersatz-Dad für mich war, Trotz der ganzen Gewalt, Enttäuschungen, geflossenen Tränen, kann ich kaum glauben das es mir Gut gehen soll. Ich falle mal mit der Tür ins Haus: Ich kiffe gelegentlich.
Ich hatte nie ein Problem mit Drogen, ich habe meinen Konsum schon immer im Griff, mich von sonstigen Drogen fern zuhalten fiel mir schon immer leicht und wird in der Zukunft auch kein Problem für mich sein. Ich fühlte mich Seelisch/Physisch gut. Nur habe ich das manchmal das Gefühl das sich das ändern könnte. Ich frage mich oft, bin ich schon Physisch krank? Merke ich gar nicht das es mir schlecht geht? Hat die Droge schon Besitz über mich ergriffen und mein Unterbewusstsein verdrängt das einfach? Seitdem ich mir diese Fragen stelle habe ich das Gefühl das mein Selbstbewusstsein flöten geht. Ich bin nicht mehr der gleiche wie der vor 2 Jahren. Der alte Oscar war Selbstbewusst, hatte Kontakt zu Frauen, hatte nicht diese Innere Blockade was auszusprechen weil er denkt er könnte den oder den Nerven damit auch wenn es um die einfachste Sache ging wie mir etwas zu reichen oder mir einen Gefallen tun. Nein zu sagen fiel mir auch früher leichter als heute. Ich war früher eine Person der es leicht fiel Menschen zu Unterhalten, ich war bekannt als der Witzige, verrückte und entschlossene, offene Oscar. Heute habe ich einfach Angst vor unangenehmen Situationen, auch wenn es mich nicht einmal betrifft oder bei mir passiert, Peinliches Schweigen - Horror!! Ich war mit meinem Aussehen sehr zufrieden, doch heute habe ich nur noch zu meckern an mir, dazu habe ich etwas zugenommen was das auch nicht verbessert. Meine Freunde mit denen ich früher jeden Tag , wirklich jeden Tag was unternommen habe, die ich über alles liebte wollen nur noch gelegentlich was mit mir machen, ich war früher ein "angesehenes Mitglied" der Clique (weiß sonst nicht wie ich sagen sollte), doch heute fühle ich mich wie der Fußabtretter von denen. Keiner hätte es früher gewagt gegen mich blöd zumachen, Sticheleien waren natürlich dabei das war aber alles harmlos. Heute werde ich teils beleidigt, runter gezogen und meine Einwürfe werden überhaupt nicht Ernstgenommen. Ich frage mich ob das an meiner Person liegt. Ich bin eine Person die sich das letzte mal in der 2. Klasse geprügelt hat, jemand der jedem Liebe geben möchte und zu jedem Nett ist (außer zu Rechtsradikalen sorry).

JETZT MEINE FRAGE: Bin ich so übertrieben Nett wegen meiner Erziehung? Kann man im Unterbewusstsein Krank sein es aber nicht merken? Was war der Auslöser für meinen Persönlichkeitswechsel? Kann es sein das es daran liegt das ich mir das alles bloß einrede? Das eigentlich alles gut ist?
Fragen über Fragen ich weiß, aber ich wäre euch dankbar wenn ihr mir Helfen könntet liebes Kummerkasten-Team.

OSCAR

Anwort von Yen

Lieber Oscar,

erstmal vielen Dank, dass du dich an uns gewendet hast. Ich versuche nun im Folgenden deine Fragen soweit es geht zu beantworten. Für eine differenziertere Antwort empfehle ich dir mit einem Fachmann bzw. einer Fachfrau zu reden, der/die in diesem spezifischen Bereichen auch geschult ist (z.B. Therapeuten, Lebensberatung o.ä.).

"Bin ich so übertrieben nett wegen meiner Erziehung?"
Die Antwort ist: Die Möglichkeit besteht. Andere Faktoren sind aber nicht auszuschließen. Wenn du denkst, dass du zu jeder Person nett bist, weil du aufgrund deiner Vergangenheit weißt, wie das Gegenteil aussehen könnte und du dieses anderen Menschen nicht antun möchtest, dann bist du definitiv unter anderem so "übertrieben" nett wegen deiner elterlichen Erziehung. Es könnte auch sein, dass du so nett bist, da du nicht möchtest, dass andere Menschen so behandelt werden wie du von deiner Clique. Eine Frage zum Überlegen an dich: Kannst du auch nicht nett zu fremden Personen sein? Kannst du zu ihnen. unhöflich sein? Warum solltest du nicht nett zu ihnen sein? Möglicherweise fallen dir hier noch andere Gründe an.

"Kann man im Unterbewusstsein krank sein, es aber nicht merken?"
Hier kommt es auf die Krankheit an. Und auch darauf an, wie man die Krankheit definiert. Wenige sehr extreme Beispiele: Menschen mit Wahnvorstellungen denken, dass sie wirklich verfolgt werden oder dass der Nachbar heimlich ihre Suppe vergiftet hat, obwohl dieser in Wahrheit dies nicht getan hat (und auch im Schlaf nicht mal daran denkt). Leidet einer an akustischen Halluzinationen und hört dauernd Stimmen, so sieht dieser auch nicht ein, dass diese durch eine neurologische Störung in seinem eigenen Gehirn entstehen - er denkt, dass die Stimmen von außerhalb kommen, möglicherweise auch durch Lautsprecher, die heimlich in die Wand eingebaut wurden. Menschen mit Störungen, die ihnen nicht bewusst sind, würden aber niemals auf die Idee kommen, dass mit ihnen nicht stimmt. Und wenn der Arzt die Diagnose liefert, verleugnen sie diese. Für sie ist es die Realität, und dieses verbleibt auch meist ein Leben lang.
Wie definierst du dein seelisches Befinden? Du meinst, dass du dich gut fühlst, aber was meinst du mit "gut"? Ist es das Gefühl der Freude, eine glückliche Stimmung oder was anderes? So wie du dein Leben vor einigen Jahren mit dem heutigen vergleichst, sieht es so aus als wärst du nicht zufrieden mit deiner momentanen Lebenslage, welches auch eigentlich dafür sorgt, dass man sich selbst nicht mehr so gut fühlt. Wenn du glaubst, dass deine Gefühle für dich selber unnatürlich wirken und nicht "greifbar", dann empfehle ich dir zu einem Therapeuten zu gehen, sodass er dieses abklären kann.
Wie ist außerdem dein Drogenkonsum? Nimmst du sie täglich, wöchentlich, monatlich oder seltener(Stichwort: "gelegentlich" - was bedeutet dies bei dir)? Ist es "nur" kiffen oder sogar mehr (bzw. was sind sonstige Drogen für dich)? Soweit du wöchentlich einmal oder gar seltener rauchst, beschränkt es deine Wahrnehmung nur kurzfristig für einige Stunden. Rauchst du allerdings täglich oder sogar mehrmals am Tag, so sieht dieses wiederum anders aus. Denn auch hier gilt: Je mehr Konsum innerhalb kurzer Zeit oder in regelmäßigen Intervallen mit kurzen Pausen von ein bis zwei Stunden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirkung der Droge noch anhält. Bei Marihuana ist allerdings noch zu beachten, dass das menschliche Gehirn nach einem längeren regelmäßigen Konsum resistenter gegenüber der Droge wirkt. Welches bedeutet, dass man immer mehr rauchen muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen, wie die die mal früher mit weniger erreicht worden ist.
Des Weiteren könnte deine Erfahrung in der Kindheit auch ein Risikofaktor darstellen. Aber da solltest du dir nicht zu viele Sorgen machen, wenn du schon selber von dir behaupten kannst, dass es dein heutiges Befinden nicht außergewöhnlich stark beeinflusst. Manche Kinder leiden noch nach Erreichen des Erwachsenenalters unter den Folgen ihrer erlebten Misshandlung während der Kindheit. Dies äußert sich z.B. in höherer Aggressivität, Stimmungsstörungen oder Vertrauensproblemen.
Was außerdem hier anzumerken ist, ist die Frage, was man als "normal" bezeichnet und was man als "von der Norm abweichend" (krank) bezeichnen würde. Ein bestimmter Mensch würde sich möglicherweise als emotional beschreiben, während ein anderer an seiner Stelle sich schon als depressiv bezeichnen würde. Entscheidend ist hierbei die Frage, inwieweit man im Alltag seinen Funktionen nachgehen kann oder ob sich das Aufstehen aus dem Bett bereits als unüberwindbare Hürde ergibt, welches man eigentlich hätte mit Leichtigkeit überwinden können, wenn es keine Depression gäbe.

"Was war der Auslöser für meinen Persönlichkeitswechsel?"
Was der Auslöser war, kann ich dir leider nicht beantworten, da mir zu wenig Erkenntnisse über deine Lebensgeschichte vorliegen. Ich empfehle dir solche Modelle auch mit einem Psychotherapeuten auszuarbeiten. Was du selber für dich machen kannst ist, dass du für dich ausschreibst, was dir in letzter Zeit total viel Freude oder Trauer bereitet hat. Und versuchst diese Ereignisse aus der Ferne zu betrachten und diese zu bewerten. Haben diese Ereignisse etwas in dir bewegt und dich verändert? Wie könntest du dich verändert haben? Wie würde ein anderer Mensch reagieren, wenn er in deiner Lebenssituation wäre? Du kannst darüber auch mit Menschen sprechen, die dir nahe stehen. Mit deiner Clique zu reden, würde in diesem Fall wohl nicht viel Sinn machen, wenn die dich schon so schlecht behandeln.
Es könnte allerdings auch möglich sein, dass sie dich eigentlich nur "aufziehen", du kannst doch mal beobachten wie sie miteinander umgehen. Sind sie da liebevoller oder beleidigen sie sich auch gegenseitig (zum Spaß)? Leider ist es allerdings auch oft so, dass nette Menschen durch dominantere (oft auch aggressivere) Menschen unterdrückt werden. Ich empfehle dir hier dringend ein Umgebungswechsel, denn du hast es nicht verdient so behandelt zu werden.
Von deinem Alter entnehme ich, dass du gerade aus der Pubertät herausgekommen bist. Die Pubertät ist eine Zeit, in der viele Veränderungen durchlaufen werden. Dies hängt mit der Entwicklung des Gehirns und dem hormonellen Haushalt zusammen. Am Ende der Pubertät kann es somit schon vorkommen, dass man eine andere Person als vorher ist. Viele Eltern beschreiben ihre Kinder im frühen Kindesalter als "lebhaft" und "fröhlich", nach der Pubertät sind diese nun eher "still". Zurückzuführen wäre dies eventuell auch auf die gewisse Unbeschwertheit, die man als Kind oft und als Jugendlicher ebenfalls (im Optimalfall) erlebt.

"Kann es sein, dass es daran liegt, dass ich mir das alles bloß einrede? Dass eigentlich alles gut ist?"
Fragst du dich, ob du dir bloß einredest, dass alles gut ist oder fragst du dich, dass du dir einredest, dass du in Wahrheit unbewusst krank bist obwohl eigentlich alles gut ist? Auch hier, kann ich dir die Frage nicht zu 100% beantworten. Das Problem mit der Definition einer "Krankheit" habe ich bereits bei der zweiten Frage am Ende kurz erläutert. Beides ist möglich. Ich denke, dass du dir für das Erste Klarheit verschaffen kannst, indem du dir Zeit für dich selbst nimmst und alles sammelst, was dich in letzter Zeit oder schon immer gestört hat und was dir Freude bereitet. Mache dir klar, was für dich im Leben wichtig ist, welche Werte du erreichen kannst (z.B. Nettigkeit) und welche nicht (z.B. Unbeschwertheit) und überlege dir, wie du deine jetzige Lebenssituation ändern kannst.

Ich hoffe, dass es dir meine Antworten etwas gebracht haben und dich nicht noch mehr verwirrt haben.

Alles Gute und viel Glück.
Liebe Grüße,
Yen