Problem von Anonym - 21 Jahre

WG-Kummer

Liebes Kummerkasten-Team,


Ich wohne in einer Zweck-WG mit zwei anderen Studenten - er studiert Deutsch als Fremdsprache, sie BWL. Der Lautstärkepegel ist frustrierend (vor allem in der Klausurzeit), das schmutzige Geschirr stapelt sich manchmal so in der Spüle, dass ich selber kaum Platz unterm Wasserhahn zum Abwaschen finde und der Herd gleicht auch oft einem Schlachtfeld. Ich frage mich manchmal, ob die beiden sich nicht vor mir schämen? Oder ekeln sie sich nicht selber manchmal vor diesem Zustand?
Da ich nicht der „Katze-aus-dem-Sack“-Typ bin und eher still den Ärger in mich rein fresse, als einmal laut zu werden, spreche ich solche Dinge auch eher mit nettem Ton beiläufig an und bitte sie beispielsweise höflich, vielleicht nach dem Kochen mal den Herd abzuwischen.
In letzter Zeit hat sich das Ganze so entwickelt, dass ich schon mehrmals in den letzten Wochen an der Sauberkeit etwas bemängelt habe, was nun zur Folge hat, dass die beiden mir immer weniger freundlich begegnen bzw. mich teilweise nicht mehr grüßen, wenn ich nach Hause komme. Ich werde also zur Strafe, weil ich es gewagt habe ihren Hygienestil zu kritisieren (wenn man das überhaupt als Kritik bezeichnen kann), ignoriert und mit kalter Abweisung zuhause empfangen?
Habe mich jetzt nach einer neuen Wohnung umgesehen...


Vielen Dank fürs Zuhören

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Puh, das klingt anstrengend.
Du schreibst, dass Du Dich schon nach einen neuen Wohnung umschaust, und am Schluss schriebst Du "Danke für's Zuhören". Ich bin mir gerade unsicher, ob Du überhaupt noch einen Rat zu dieser WG Situation haben möchtest?

Aber generell drängt sich mir ein Eindruck auf: Du gehst dem Konflikt aus dem Weg, oder? Streit ist Dir zuwider? Und dieses unterschwellige Grummeln, die schlechte Stimmung in der WG belastet Dich. Aber Du ziehst lieber aus, als dass Du das Thema mal offen ansprichst.

Für die Zukunft rate ich Dir, an Deiner Fähigkeit zu arbeiten, Deine Wünsche und Bedürfnisse ohne Vorwürfe zu formulieren. Du hast eine andere Vorstellung von Zusammenleben als die anderen - so what? Das ist nicht schlimm. Du hast ein Recht auf Deine Meinung - und andere haben das Recht auf ihre. Man muss nur drüber reden. Und zwar wertfrei und konstruktiv. Das wird Dir im Arbeitsleben noch oft über den Weg laufen.

Hier ein paar Links zum Thema Ich-Botschaften und Gelaltfreier Kommunikation (google einfach beides auch mal):
http://www.persoenlichkeits-blog.de/article/27/wie-formuliert-man-ich-botschaften
https://www.perspectiva.ch/kommunikation/gewaltfreie-loesungsfokussierte-kommunikation.html

Alles Gute -entweder in der bestehenden oder der neuen WG!

Herzlich,
Judith