Problem von Kurti - 65 Jahre

Frau von Freund in Not geraten

Hallo,
im November erreichte mich eine schreckliche Nachricht eines recht guten Freundes. Er war mit Verbrennungen 2. Grades an den Händen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Hände dick verbunden machten ihn hilflos. Durch eine große Fahrlässigkeit der Nachtschwester fand man ihn des Morgens verstorben auf dem WC liegen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass er trotz klingeln keine Hilfe bekam, die Nachtschwester jedoch zweimal in ihr Protokollheft einen Zimmerbesuch notierte mit dem Vermerk: Patient nicht im Bett / Zimmer. Der WC lag genau gegenüber des Ganges, ohne dass dort nachgeschaut wurde.
Wie mir seine Frau mitteilte ermittelt der Staatsanwalt.
Das Problem aber liegt darin, dass die Familie mit drei Kinder um die 20 und noch zu Hause lebend, vor ca. drei Jahren in ihr neu erbautes und noch mit Schulden belastetes Haus eingezogen ist. Die Frau hat des weiteren ihre pflegebedürftige Schwiegermutter noch mit im Haus und kann deshalb nur stundenweise arbeiten. Nun bekommt sie eine eine kleine Rente, da ihr verstorbener Mann (53 Jahre) nur 35 Jahre Berufsarbeit nachweisen kann. Was ich als besonders verwerflich bei ihrer Sachlage empfinde, ist die Tatsache, dass ihr geringes Einkommen von der Witwenrente abgezogen wird.
Wie sie mir ferner sagte, kann sie wohl das Haus noch um ein Jahr halten, bis dann aus derzeitiger Sicht die Versteigerung unumgänglich sein wird.
Mich selbst trennen ca. 2,5 bis 3 Std. Autofahrt (je nach Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen) sodass ich (selbst Erwerbsunfähig und 50% Chronisch eingeschränkt) bzw. meine Frau keine direkte Hilfe vor Ort leisten kann.
Welchen Rat können Sie mir hier geben bzw. kann die Witwe irgendwelche Hilfe in Anspruch nehmen, die ihr und auch mir nicht bekannt ist?
Nun bedanke ich mich vorab auch im Namen der Witwe dafür, dass Sie sich die Zeit zur Prüfung meiner Sorge anhören und vielleicht auch einen gedeihlichen Ratschlag haben.
Übrigens, die Witwe hat keine Kenntnis von dieser meiner Anfrage.
Schöne Grüße
Kurti

Harald Anwort von Harald

Hallo lieber Kurti,

es ist schön zu lesen, dass du dich sehr um die Familie deines verstorbenes Freundes sorgst und versucht ihnen zu helfen. An dieser Stelle möchte ich dir mein herzliches Beileid aussprechen.

Vorab möchte ich dir noch sagen, dass wir hier im Kummerkasten alle ganz normale Menschen sind, weshalb ich dir leider keine Auskunft darüber geben kann, ob sie irgendwelche spezielle Unterstützung bekommen kann. Du denkst da sicherlich an finanzielle Hilfe.
Mit so etwas kennen wir uns leider nicht aus aber dafür andere Menschen.
Mein erster Rat wäre sich definitiv an die Schuldnerberatung zu wenden. Die Menschen dort sind Fachleute auf diesem Gebiet. Denn noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen, noch ist nicht alles verloren und das Haus steht vor der Zwangsversteigerung.

Grundsätzlich bleiben der Familie zwei Möglichkeiten:
Sie versuchen das Haus zu halten und den Kredit zu tilgen oder sie verkaufen das Haus.
Du schreibst, dass ihre Kinder in den 20ern sind, wenn sie studieren dann ist das im Moment schlecht aber wenn da jemand berufstätig ist, dann können sie ja vielleicht etwas beisteuern, so 100-200 Euro pro Person für die Tilgung der Schulden. Was zusammen dann doch eine ganze Menge ist.
Eventuell sonst noch jemand aus der Familie. Geschwister,... die vielleicht helfen können.
Vielleicht funkioniert das. Vielleicht aber auch nicht.

Wenn das alles nicht möglich ist und sie das Haus auf kurze oder weite Sicht verlieren, dann denke ich ist es das Sinnvollste das Haus so früh wie möglich zu verkaufen, um eine Zwangsversteigerung zu vermeiden, da das Haus dabei deutlich unter Wert verkauft wird.
Er schreibt, dass sie das Haus noch ca. ein Jahr halten kann. Ein Haus innerhalb eines Jahres zu Verkaufen ist realistisch.
Ich bin mir vollkommen bewusst, dass das sehr einfach dahin gesagt/geschrieben ist, dass sie ihren Traum vom Eigenheim einfach an den Nagel hängen sollen aber es sollte definitiv abgewendet werden, dass sie das Haus verlieren und danach trotzdem noch einen Haufen Schulden haben. Je nachdem wie viel sie dann noch Schulden haben - vielleicht sogar eine Privatinsolvenz.
Das muss auf jeden Fall verhindert werden.

Jeder hatte sicherlich in seinem Leben schon mal finanzielle Probleme und sowas ist alles andere als angenehm. Wenn sie das Haus verkaufen und am Ende eine 0 oder wenigstens einen kleinen Berg Schulden haben, dann kann das auch enorm entlastend sein. Eine Veränderung kann ja auch eine Verbesserung sein und weniger Sorgen bedeuten.
Diese starken finanziellen Probleme sind eine enorme psychische Belastung und daher sollten sie da schnellst möglich eine Lösung finden.

Sie sollen sich ausgiebig beraten lassen und sich dann für die sinnvollere Möglichkeit entscheiden aber sie sollten eine Zwangsversteigerung und eine Privatinsolvenz definitiv vermeiden. Das ist das Wichtigste.

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort helfen konnte und wünsche dir und der Familie deines verstorbenen Freundes alles Gute. :)
Liebe Grüße
Harald :)