Problem von Anonym - 16 Jahre

Freundschaftsprobleme und mehr (wahrscheinlich auch mit sich selbst)

Hallo Kummerkasten-Helfer

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals in meinem Leben an diese Plattform wenden würde, doch anscheinend habe ich mich da geirrt.

Bevor ich von meinem Problem erzähle, sage ich noch etwas zu mir und meiner jetzigen Situation: Ich komme aus guten Verhältnissen (Eltern verdienen gut und ich bin die Älteste von drei Kindern). Ich bin ein totaler Familienmensch!
Seit ich klein bin, mache ich viel Sport und spiele Geige. Ich besuche zurzeit das Gymnasium (ich wohne in der Schweiz, weshalb das Schulsystem ein bisschen anders abläuft als in Deutschland, aber das ist jetzt unwichtig).

Ich hatte immer Freunde. Ich war offen und unternehmungsfreudig, aber in der Schule war ich immer aufmerksam, weil ich gute Noten haben wollte und bis heute mag ich es, Sachen zu erfahren und lernen. Ich bin eine richtige Leseratte. Auf jeden Fall merkte ich auch, dass meine "Freunde" sich immer mehr von mir distanzierten. Bis heute denke ich, dass sie eifersüchtig auf mich waren, weil ich sehr vieles wusste (dank dem Lesen <3). Das war, als ich in die 6 Klasse kam.

Ich muss gestehen, dass ich bis zur 9 noch eine Freundin hatte , die bis zur 6 noch eine andere Schule besuchte. Wir waren froh, als wir dann zusammen in der Klasse waren. Ich sah sie schon als gute/beste Freundin. Aber irgendwie verliess sie mich auch und wollte zu den Coolen der Klasse gehören. Sie begann, mit den Jungs zu flirten und ich war mehr so die Freundin, bei der man schnell die Hausaufgaben abschreiben konnte. Aber das Schlimmste war, als wir 3 Jahre danach, eine neue Schülerin bekamen. Diese Schülerin war wirklich cool. Ich habe sie natürlich angesprochen und wir hatten sofort vieles gemeinsam. Aber dann merkte ich, dass sich meine beste Freundin immer besser mit der Neuen verstand. Sie wurden immer enger und ich fühlte mich wirklich ausgeschlossen. Es war aber nicht mehr lange, bis ich die 9. Klasse abgeschlossen hatte und das Gymnasium besuchen konnte. Diese beiden besuchen heute eine andere Schule in einer anderen Ortschaft. Sie sind bis heute noch sehr gut befreundet und ich beneide ihre Freundschaft, welche immer hin besser hält, als es unsere jemals tat.

Bei mir ist es immer noch gleich: Ich schliesse recht viele Freundschaften (sehr oft mit Klassenkameraden) am Anfang des Schuljahres, doch je mehr die Zeit vergeht, desto kürzer halten sie. Sie (die Freundschaften gemeint) werden immer oberflächlicher, was ich schade finde.
Irgendwie bin ich es immer, die die Person anspricht, sie auch beim Chatten immer zuerst anschreibt oder die Person fragt, ob wir gemeinsam Zeit verbringen sollen. Mittlerweile regt mich das ein bisschen auf, aber naja, ich verdränge dieses Gefühl. Ich weiss, dass ich schon recht beschäftigt bin mit der Schule, mit meinen Freizeitaktivitäten und vor allem mit dem Lernen (ich bin kein Genie, weshalb ich ein bisschen mehr Zeit brauche), aber ich würde mir auch die Zeit nehmen, mit jemandem ins Kino zu gehen oder so.

Ich habe auch mit meiner Mutter darüber geredet und sie sagt mir immer, ich soll interessant für die anderen bleiben. Also ich finde mich wirklich interessant. Ich kann viele Dinge und werde auch dafür bewundert. Ich rede sehr gerne über Bücher, Anime, Sport, Musik,... vieles eigentlich. Aber die anderen gehen immer zu denen, die eigentlich nur daheim sind und nichts tun.

Heute hatte eine Klassenkameradin (sagen wir mal, Person A), mit der ich in der Schule viel mache, sich auch irgendwie komisch verhalten. Sie ging mehr zu einem Mädchen (Person B*), welches die frechste von uns allen ist, und hing mit ihr ab. Klar darf sie das.
Bevor der Unterricht begann, ging ich mit A, B und noch zwei anderen Mädchen schnell auf die Toilette. Ich wartete auf A und da merkte ich, das die Stunde schon angefangen hat. Als sie fertig war, gingen wir raus und kurz vor der Tür meinte sie, ich sei richtig asozial. Ich fragte sie, warum? "Na, du wartest gar nicht auf B!", meinte A.

Ich war perplex. B hatte noch nie auf mich gewartet! Vielleicht hätte ich das tun sollen, aber selbst A ist manchmal einfach ohne mich gegangen. Und ICH war es immer, welche auf sie gewartet hat. Soll ich das jetzt irgendwie ignorieren? A regt mich schon mega lang auf, weil sie mich einfach nicht versteht. Keiner meiner "Freunde" versteht mich.
Ich kann diese Menschen nicht als "Freunde"bezeichnen, sie sind mehr so, ja Mitschüler.

Langsam fühle ich mich schon einsam, wenn ich daran denke, wie andere so eine tolle Freundschaft haben, die auch wirklich lange dauert.

Es nervt mich einfach, dass es immer bei mir in letzter Zeit wirklich schlecht geht. Ich gebe mir wirklich Mühe. Aber bin ich an allem Schuld? Kann es sein, dass ich irgendwie genervt wirke oder nervig bin gegenüber anderen?


ich weiss, dass man als Gymnasiastin stark sein muss, alles können muss. In meiner Klasse gibt es viele, die genial und beliebt sind zugleich. Ich beneide die wirklich.

Ich fühle mich einfach allein in meiner Klasse (innerlich). Ich sehe meine Klassenkameraden jetzt mehr als Konkurrenten. Das ist oft so, wenn ich einige Fächer verbessern muss, weil ich nicht die gewünschte Note erhalten habe und jetzt strenge ich mich wirklich an.)

Manchmal bin ich genervt bin von dem ganzen Lernen für Fächer, die ich verbessern muss. Bis jetzt geht es ein wenig nach oben, aber es muss schneller gehen, weil ich nur drei Prüfungen pro Fach im Semester habe. Meine Mutter sagt dann : Wenn du nicht fähig bist, ins Gymnasium zu gehen, dann verlasse es!
Aber ich mag es und ich bin gut,a aber ich möchte wirklich gut sein, wie ich's immer war.


(Ich weiss, dass mein Text wirklich nicht ordentlich ist, sondern wirklich chaotisch mit der ganzen Erklärung,aber ich hoffe, dass es verständlich ist. Ich wollte das mit der Schule noch erwähnen, weil ich denke, dass es mit meinem Problem zu tun hat.)

Naja, wer auch immer Sie sind, ich hoffe, dass Sie für mich einen Ratschlag haben. Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn das auch unter uns bleiben könnte.

Mit freundlichen Grüssen
Ihre ehrgeizige und ratlose Anonyme (:

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe Anonyme!

Schön, dass du uns schreibst. Zuerst möchte ich dir sagen: Wir sind leider eine öffentliche Website, somit steht dein Problem auch online und meine Antwort dazu, aber ich habe nochmals die Namen geändert, die du angegeben hattest - für die Person, der du den Namen mit Anfangsbuchstaben M. gegeben hast, Person A und für die andere mit Anfangsbuchstaben T. Person B. Da jetzt alles geändert ist, kann das auf keinen Fall jemand zurückverfolgen und dich so erkennen, keine Sorge, du bleibst anonym!

Als ich deinen Text gelesen habe, ist in mir der Gedanke gekommen, dass du ein sehr reflektiertes, junges Mädchen bist. Du scheinst dir über deine Gefühle und Wünsche sehr im klaren zu sein und kannst das auch gut ausdrücken. Außerdem wirkst du wie ein selbstbewusster Mensch, der sich auch nicht scheut, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Das finde ich großartig für dein Alter!

Du erzählst von deinem Freunde-Problem. Dass du das Gefühl hast, nicht wirklich Freunde zu haben und dass du die Mädchen in deiner Klasse mehr als Kolleginnen betrachtest. Und gleichzeitig habe ich den Eindruck beim lesen bekommen, dass du immer noch traurig darüber bist, dass du deine ehemalige beste Freundin verloren hast. Das kann ich gut verstehen, denn so etwas schmerzt sehr. Noch dazu, da sie jetzt mit der anderen Freundin so eng ist und beide eine andere Schule besuchen. Dadurch nehme ich jetzt an, wird der Kontakt sich mit ihr verringert haben. Aber hat er ganz aufgehört? Und wenn ja, wieso? Du könntest sie ja wieder mal anschreiben oder ist die Ortschaft so weit entfernt? Das wäre zum einen eine Möglichkeit, wieder eine Freundin zu gewinnen - vielleicht dich einfach mal mit ihr der alten Zeiten wegen zu treffen und dann einfach zu schauen, ob eure Freundschaft noch oder wieder Bestand haben kann. Das gibt es nämlich sehr wohl, dass Freunde von früher in späteren Zeiten wieder befreundet werden. Ich habe z.B.: mit einem ehemaligen Freund aus dem Gymnasium während der Zeit der Oberstufe bis zur Matura zirka kaum was mit ihm zu tun gehabt und erst danach haben wir uns mal wieder getroffen und gemerkt, dass wir uns eigentlich recht gut verstehen.

Anscheinend läuft es, so wie du es beschreibst, bei dir nicht zum ersten Mal ab - du kommst in eine neue Klasse, verstehst dich recht gut mit einigen Mädls und die Freundschaft geht aber nicht über die alltäglichen Smalltalks in der Schule hinaus. Ich kann auch gut verstehen, dass es nervt, immer diejenige zu sein, die den ersten Schritt macht, anschreibt, nach einem Treffen fragt etc. Wenn du es nicht tust, was passiert dann? Meldet sich dann die andere Person oder nicht? Mir scheint, du hast dich überwiegend in der Schule nach Freunden umgesehen - es gibt aber auch andere Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen. Eine Möglichkeit ist, wie ich oben schon angeschnitten habe, bei alten Freunden/Klassenkameraden von früher durchzuklingeln. Einfach mal sich zu treffen und hier wieder bei einer alten Freundschaft neu ansetzen. Oder aber du suchst mal außerhalb der eigenen Klasse nach Freundinnen. Gibt es da jemanden aus einer anderen Klasse, den du so vom sehen her kennst und mit dem du dich ganz gut verstehst? Wenn ja, kannst du auch hier ansetzen und dich mal mit Leuten aus anderen Klassen zusammentun. Eine andere Möglichkeit sind Vereine, Klubs. Du spielst Geige - wäre es für dich eine gute Option, in einem Orchester mitzuspielen? In einem Musikverein? Da findest du Gleichgesinnte. Außerdem machst du gerne Sport, schreibst du. Welcher Sport genau bereitet dir Freude? Basketball, Fußball, Tennis, oder eher Laufen, Fitnessstudio? Bei ersteren Sportarten hast du auch immer die Möglichkeit, in Teams und Vereinen mitzuspielen - da kann man auch gut anknüpfen und neue Freunde finden. Da du gern liest und dich anscheinend ja auch sehr gerne mit anderen darüber austauschen möchtest, wäre doch ein Buchklub für dich perfekt! Und diese gibt es auch in deinem Alter. Man muss wahrscheinlich gründlich suchen, aber ich bin mir sicher, dass es da eine Möglichkeit gibt. Hier hättest du Leute, die deine Interessen auch teilen und somit hättest du schon eine gemeinsame Basis - anders als nur bei der Schule. Das Internet ist ebenfalls eine Möglichkeit, neue Freunde zu finden. Ich selbst war einmal in einer ähnlichen Situation und habe auf einer Internetseite ein Studenteninserat geschaltet - und war überrascht, wieviele junge Leute ebenfalls nach neuen Freunden und Bekanntschaften suchen.
Hier habe ich dir einen Link rauskopiert, auf welchem du dich nach neuen Freunden umsehen kannst und auch selbst Inserate schalten kannst:
http://www.sozialkontakt.ch/?gclid=CIKUxaafztICFYSVGwodrBwOQQ

Was das gemeinsame auf die Toilette gehen und aufeinander warten betrifft - da sind Freundinnen oftmals so, dass sie erwarten, dass jeder auf den anderen wartet. Natürlich - wenn sie auf dich nie warten, verstehe ich es auch, dass du nicht auf sie wartest. Aber man kann das ja miteinander besprechen und einfach sagen, dass du gern hättest, dass sie auf dich warten. Auf deine Frage, ob du nervig bist gegenüber anderen oder genervt wirkst, kann ich dir leider keine Antwort geben. Das kannst nur du selbst überprüfen - beobachte das einmal genauer - könnte das stimmen? Was lässt dich denn genervt wirken? Oder was lässt dich nervig erscheinen? Klebst du an den anderen dran wie eine Klette, wenn du mit jemandem was machst oder lässt du dem Anderen auch Abstand? Wie würdest du dich selbst im Umgang mit anderen beschreiben? Denn du schreibst auch, dass du die KlassenkameradInnen jetzt als KonkurrentInnen betrachtest, weil du deine Noten auch verbessern möchtest. Warum sind sie deshalb automatisch KonkurrentInnen für dich? Kannst du nicht einfach nur deine Noten verbessern? Dann können dir die der anderen doch völlig egal sein. Denn das könnte ein Grund dafür sein, dass die Klassenkolleginnen dich nicht so ganz annehmen, wenn sie dein Konkurrenzdenken spüren. Warum ist es denn wichtig, dass man besser ist als jemand anderes? Es reicht doch einfach, wenn man für den Erfolg für sich arbeitet. Nicht für andere. Ich würde nicht sagen, dass du schuld bist an allem - es klingt für mich so, als hättest du vielleicht einfach auch Pech gehabt bisher aber gleichzeitig könnte ich mir vorstellen, dass du, wenn du von dir selbst sagst, du bist so klug und gescheit und willst unbedingt deine Noten verbessern, möglicherweise überheblich auf andere wirkst. Ich meine das keinesfalls als Kritik, bitte versteh mich nicht falsch - Du wirkst sehr ehrgeizig auf mich und das ist gut so, du darfst auch deine Fähigkeiten an dir selbst annehmen und schätzen, und ich habe ja auch betont, wie wichtig das ist, zu Anfang meines Textes, aber achte darauf, sie nicht herauszuposaunen und nicht unbedingt immer besser als alle anderen sein zu wollen. Das bringt dir keine Freunde.

Um nochmals alles zusammenzufassen:
Freunde finden ist nicht unmöglich! Was kannst du alles ausprobieren: Hobbys, Clubs, Vereine, alte Klassenkameradinnen und Leute von früher durchklingeln, sich mit Leuten aus den Nebenklassen zusammentun, dich ins Internet stürzen und dich dann über Inserate mit Leuten treffen. Was ich dir noch mitgeben möchte: Freundschaften verändern sich. Manche gehen auseinander durch Umzug, manche durch Partnerschaften, andere durch auslaufende Interessen und Gemeinsamkeiten - aber immer wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Und es kann ganz aufregend und schön sein, neue Freunde zu finden.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
Kopf hoch, du schaffst das schon!
Alles Liebe für dich,
Christina