Problem von Anonym - 18 Jahre

ich bin transexuell, familie will es nicht akzeptieren

Hey, ich bin transsexuell und hab mich bei meinen Eltern vor fast nem Jahr geoutet. Sie sind leider gar nicht damit klargekommen und wussten nicht wie sie mit der Situation umgehen sollen. Ich habe daran gedacht auszuziehen und hab's dann auch durchgezogen und wollte dort meinen eigenen Weg gehen doch leider ist dort alles viel schlimmer geworden deswegen habe ich mich dann entschieden wieder zurück nach Hause zu gehen. Doch seitdem ich wieder hier mit meiner Familie zusammen lebe werde ich dauernd manipuliert, sie versuchen mir meine Transsexualität auszureden und wollen dass ich mir zB nen Bart wachsen lasse etc. Und da ich sowieso noch zur Schule gehe (und mich niemals trauen würde als Mädchen gekleidet zur Schule zu gehen) und der Ort an dem ich war, als ich ausgezogen bin einfach nur schrecklich war habe ich aufgegeben und lebe jetzt nach den Regeln meiner Familie. Ich habe es langsam echt satt und habe keinen Bock mehr zu leben weil ich weiß dass das nie akzeptiert wird. Ne eigene Wohnung kann ich mir auch nicht finanzieren, zum Jugendamt will ich auch nicht hin, da sie mich zu diesem schrecklichen Ort geschickt haben und außerdem habe ich das Gefühl dass sie meine Situation nicht ernst nehmen. Ich weiß echt nicht mehr weiter und bin langsam am zweifeln ob es noch Sinn macht weiterzumachen...

Sebastian Anwort von Sebastian

Liebe(r) Unbekannte(r),

deine Geschichte finde ich sehr traurig, weil dich deine Familie offenbar nicht so akzeptierst wie du bist! Ich finde, das hättest du verdient, denn deine Sexualität ist deine Angelegenheit und nicht die deiner Eltern. Aber wem sage ich das – eigentlich müsste ich es eher deinen Eltern sagen, nehme ich an.
Auf jeden Fall finde ich toll, dass du es geschafft hast, nach wohl vielen Diskussionen auszuziehen. Das zeigt, dass du Durchhaltevermögen besitzt und es ernst meinst! Alleine das verdient Respekt, denn das war sicher kein einfacher Schritt für dich. Schade, dass es nicht der richtige Weg für dich war. Das Ziel sollte meiner Meinung nach trotzdem sein, dass du nicht auf Dauer mit alten Diskussionen wie früher mit deinen Eltern lebst, sondern weiterhin versuchst, eine Lösung für dich zu finden. Ich frage mich, ob es mit dem Jugendamt wirklich keine Möglichkeit mehr gibt, eine gute Lösung zu finden – vielleicht lief es unglücklich, aber bei einem neuen Anlauf würde es deutlich besser funktionieren? Ich weiß ja nicht, was genau schiefgegangen ist. Wenn dies tatsächlich nicht so sein sollte (aber auch sonst), empfehle ich dir, professionelle Hilfe aufzusuchen. Zum Beispiel kannst du dich unter http://www.trans-ident.de/trans-ident-beratungsstelle und http://www.dgti.org/beratungsstellen.html informieren und beraten lassen. Verfolge in deinem eigenen Interesse weiterhin dein Ziel, deine Transsexualität mit deiner Familie vereinbaren zu können. Erst wenn du dies alles versuchst haben solltest, kannst du darüber nachdenken, erst einmal den Kontakt mit deiner Familie abzubrechen, denn dieser tut dir offenbar gar nicht gut. Das mit der Eigenständigkeit ist natürlich wichtig für dich. Aber es gibt Möglichkeiten, auch ohne elterliche Unterstützung über den Staat auszukommen. Nur dafür müsstest du dich wohl wieder an das Jugendamt wenden.
Ich hoffe, dich aufgemuntert und dir etwas geholfen zu haben. Außerdem wünsche ich dir von ganzem Herzen, dass du die für dich beste Entscheidung triffst!

Liebe Grüße

Sebastian