Problem von Kristina - 19 Jahre

Unglücklich

Hallo,
Ich weiß nicht wirklich unter welche Kategorie ich meine "Probleme" unterteilen sollte, also fang ich einfach mal an:
Nach der 6. Klasse hat sich mein Leben stark verändert, ich musste auf die Hauptschule wechseln und wurde dort sehr sehr unglücklich, verlor mein Selbstbewusstsein, meine Freunde, fühlte mich ziemlich allein und dann erkrankte meine mutter auchnoch an Krebs.
Irgendwie habe ich es doch geschafft mich aufzurappeln, besuche das Wirtschaftsgymnasium, hatte wieder Freunde und meine Mutter wurde auch wieder gesund! Als ich wieder einmal ziemlich glücklich war, kam am Anfang der 12. Klasse alles aufeinmal: Der Krebs meiner Mutter kam wieder zurück und sie musste sich die Nase amputieren lassen, wodurch ihre starken Depressionen auch wieder kamen, Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht (wobei ich mittlerweile über ihn hinweg bin, es war aber zu diesem Zeitpunkt sehr sehr hart für mich) und ich hab gemerkt, dass meine ganzen tollen "Freunde" überhaupt nicht für mich da sind, wenn man mal in schwierige Situationen gerät. Meine Eltern trinken täglich, es ist zwar nicht so schlimm wie bei diesen "krassen" Alkoholikern und ich werde auch nicht geschlagen oder so, aber ich kann dieses Bild einfach nichtmehr sehen, auch wenn ich es schon viele Jahre kenne. Eine beste Freundin habe ich jedoch seit fast 10 Jahren, auf die ich mich auch verlassen kann. Nur ist es so dass sie auch eine Menge mitgemacht hat und ich mir fast immer anhören kann, dass sie es ja viel viel schlimmer hatte/hat. Ich weiß dass sie eine Menge durchmachen musste und ich war und bin auch jede Sekunde unserer Freundschaft immer für sie dagewesen, nur bringt es mir nichts wenn mir immer wieder unter die Nase gerieben wird, dass es ja schlimmeres gibt, das weiß ich..
Als die Krankheit meiner Mutter wiedergekommen ist und alles weitere dazukam, war ich einfach nichtmehr in der Lage zur Schule zu gehen, auch wenn Schule mir Spaß macht. Ich war halt einfach nurnoch körperlich anwesend. Aus dem Grund habe ich von einem Neurologen eine Beurlaubung bis zu den Sommerferien 2017 bekommen. Ich weiß dass diese Pause nötig war, bin aber auch echt wieder froh, wenn ich wieder zur Schule gehe..
Ich habe das Gefühl, dass ich im Leben total stehen bleibe, während andere vorangehen. Bei den kleinsten Dingen kriege ich eine Heulattacke. Ich liebe meine Eltern mehr als alles andere auf der Welt und würde alles für sie tun, ich hätte aber sehr gerne eine eigene Wohnung. Darüber denke ich schon einige Zeit nach. Ich bekomme nichts auf die Reihe und die kleinsten Dinge strengen mich schon an, wie zB wieder etwas für die Schule tun und etwas vorarbeiten. Ich bin total unkonzentriert und habe Angst dass ich das alles nächstes Schuljahr nichtmehr schaffe.
Ich weiß auch dass ich mit meinen Eltern über alles reden kann oder mit meiner besten Freundin, ich würde aber einfach mal gerne mit jemand anderem über meine Probleme sprechen. Ich hätte so gerne wieder mehr Selbstbewusstsein und Lebensfreude, aber ich weiß einfach nicht wie ich das hinkriegen soll..
Ich empfinde nurnoch Spaß wenn ich mit meiner Freundin feiern gehe, um alles für einen Moment lang zu vergessen. Am nächsten Tag geht es mir dafür aber umso schlechter.
Tut mir leid für den langen Zext, aber ich würde mich sehr freuen wenn mir jemand antwortet!

Dana Anwort von Dana

Liebe Kristina!

Lange Texte halten uns nicht von einer Beantwortung ab. Meist sind wir froh, wenn klar gesagt wird, was nicht in Ordnung ist und wir nicht nur aus drei halben Sätzen alles ferndiagnostizieren sollen.

Kristina, du bist die perfekte Kandidatin für eine kurze Therapie. Und ich schicke nicht automatisch alle Menschen, die irgendwie ein Problem haben, zum Therapeuten. Warum schlage ich es dir vor? Du bist intelligent, du bist selbstreflektiert, du hast Redebedarf und wünschst dir das Ende deiner Probleme herbei, sagst aber, dass du es aus eigener Kraft nicht schaffst. Das sind die "besten Voraussetzungen" für eine kurze, aber erfolgreiche Therapie. Oft reicht es aus, ein paar neue Gedankenansätze zu bekommen, damit alles weiter läuft.

Diese Grundtraurigkeit fährt dich momentan fest, setzt Sand ins Getriebe und so bleibt die Bewegung und Aktion aus. Du schreibst selbst, du hast das Gefühl, im Leben stehen zu bleiben, also aus eigener Kraft nicht mehr in Bewegung zu geraten. Und dann reicht meist ein kleiner Schubs von außen. Am erfolgreichsten halt von einer Fachkraft, die nicht nur den Schubser gibt, sondern gleich auch noch das Öl in die Radlager gießen kann und mit einem Handfeger mal sauber macht.

Du schreibst, du kannst mit deiner Familie und mit deiner Freundin reden. Allerdings sind die weder objektiv, weil sie dich kennen und lieben, noch sind sie fachlich geschult. Deine Freundin hat dazu anscheinend die Art, immer alles, was du sagst, gleich zu ihr in Beziehung zu setzen und dein Problem damit abzuwerten. Das ist weder geschickt noch sinnvoll für dich und dein Fortkommen. Wenn du also mit deiner Familie gut sprechen kannst, dann rede doch einmal mit ihnen über eine mögliche Therapie. Gesprächs- und Verhaltenstherapie wäre sicher sinnvoll. Du bist 19, also auch in einem Alter, in dem du selbständig googlen und loslegen kannst. Die Therapeuten haben eine Warteliste in der Regel, aber man bekommt schon nach einer Weile einen Platz.

Es wäre gut, in der Zeit, bis du einen Platz hast, mit deiner Familie an deiner Entspannung zu arbeiten. Druck raus, Angst vor dem neuen Schulstart abbauen, zB auch Lerngemeinschaften gründen, um nicht alleine zu sein mit dem Stoff. Dazu den Spaß nicht zu kurz kommen lassen, nutze das Feiern und den Fun ruhig, um runter zu kommen, das ist völlig in Ordnung.

Vom momentanen Alleinsein (eigene Wohnung) würde ich persönlich noch einen Moment abraten, bis du in der Therapie warst. Du kannst die Idee des Auszugs auch mit dem Therapeuten durchsprechen. Oft ist es so, wenn man unreflektiert auszieht und denkt, dann wird alles besser, wird alles nur schlimmer, weil man plötzlich auf sich allein gestellt ist. Und das kann nach hinten los gehen. MIt fachlicher leichter Anleitung wird dein Leben bestimmt schnell wieder auf dem richtigen und für dich guten Weg sein.

Therapeuten findet man über Google gut, einfach "Verhaltenstherapie" und deinen Heimatort, bzw die nächstgrößere Stadt angeben. Meist findet man da auch Bewertungsportale, auf der die Patienten die Therapeuten genau beschreiben. Ich habe in der letzten Zeit zwei Personen meines direkten Umfeldes bei Therapeuten untergebracht und wir haben uns die Bewertungen genau durchgelesen. Sie stimmten und beide sind begeistert von ihren Therapien. Das Glück wünsche ich dir auch.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!

Alles Liebe,

Dana