Problem von Anonym - 16 Jahre

Haustier verstorben, Trauer bewältigen?

Hallo,
vor drei Tagen ist mein geliebtes Kaninchen verstorben und das macht mich echt fertig. Ich hatte ihn für fast 10 Jahre, also praktisch schon seitdem ich ein kleines Kind war, und er war so etwas wie ein Beschützer und bester Freund, ich bin mit ihm durch echt schwere Zeiten gegangen und wenn niemand für mich da war hatte ich immer noch ihn. Es ist zwar erst drei Tage her, aber ich hab das Gefühl als würde ich nie wieder darüber hinweg kommen. Ich habe nur geweint, fühle mich total apathisch, habe keinen Appetit mehr und schlafen konnte ich auch nicht richtig bis heute. Es macht mich so fertig ihn für eine solch lange Zeit an meiner Seite zu haben, und jetzt ist er von einem Tag auf den anderen einfach weg. Ich habe das Gefühl, dass ich für mein Leben nicht mehr froh werde, ich habe schon seit Jahren viele familiäre und psychische Probleme, und er war immer jemand bei dem ich einfach alles vergessen konnte, und jetzt weiss ich nicht mehr was ich machen soll, da es mit den Problemen und dem Stress nebenbei auch nicht gerade weniger wird. Es ging ihm morgens noch gut, und Abends habe ich bemerkt dass er nichts gefressen und getrunken hat, und dass er total teilnahmslos in der Ecke saß, was wirklich unüblich war, denn normalerweise kommt er direkt angehoppelt und ist sehr neugierig. Er war sehr schwach und konnte kaum sitzen, ich habe ihn dann aus dem Käfig in den Arm genommen und dann konnte er schon kaum mehr stehen, also lag er praktisch total schwach in meinem Arm. Ich hab erstmal versucht ihm etwas Wasser und Futter zu geben da ich dachte dass er vielleicht einfach dehydriert ist, da es ja die Tage zuvor sehr warm war, dann scheinte es so als wenn er fressen wollte aber einfach nicht konnte. Also hab ich mich schnell auf den Weg zum Tierarzt gemacht, aber als ich angekommen bin hat er schon aufgehört zu atmen. Er hatte nie Anzeichen einer Krankheit gezeigt oder ähnliches, daher weiss ich nicht ob er vielleicht "nur" an Altersschwäche gestorben ist, aber ich gebe mir trotzdem irgendwie die Schuld. Was ist wenn ich mich nicht gut genug gekümmert habe, oder nichts bemerkt habe? Ich fühle mich so schlecht und die Bilder von ihm, wie er so schwach im sterben liegt, gehen nicht aus meinem Kopf, ich wünschte ich hätte ihm irgendwie helfen können. Die ganzen Gefühle, die ich habe, fressen mich auf. Ich habe so viele Hobbies die mir viel Spaß machen, aber momentan kann mich nichts aufheitern. Ich weiss einfach nicht was ich machen soll, und ich weiss es dauert Zeit um so etwas zu verkraften, aber ich hab das Gefühl diese Traurigkeit wird nie weggehen. Es ist so schlimm nach haus zu kommen und ihn nicht auf mich warten zu sehen. Ich hab schon mit ein paar Freunden darüber geredet, aber nichtmal deren Mitgefühl und -leid hilft mir. Ich habe ihn am selben Abend im Garten meines Vaters begraben und Blumen gepflanzt , aber leider ist der Garten auch ein Stück von meinem Zuhause weg, also kann ich nicht wirklich oft dort hin um ihn zu besuchen. Ich wollte nun Fragen ob ihr Tipps habt wie man mit der Trauer eines verstorbenen Tieres umgehen kann, oder ob ihr auch mal ein Tier verloren habt und Tipps habt wie ihr damit klargekommen seid? Vielen lieben Dank im Vorraus.

Frauke Anwort von Frauke

Hallo,

ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe auch schon so manches Haustier in unserem Garten beerdigt. Gerade bei Kaninchen ist es auch so, dass man ihnen Schmerzen nicht anmerkt. Ich habe bei so vielen überhaupt nichts gemerkt, bis es eigentlich schon zu spät war. Zwergkaninchen werden bis zu 12 Jahre alt. Im Ausnahmefall auch einmal älter. Meine Kaninchen sind meist im Alter von 8-11 gestorben. Bei guter artgerechter Ernährung und Haltung.

Also, es war vielleicht einfach seine Zeit zu gehen. Morgens ging es ihm noch gut, sagst du. Kannst du dir einen schöneren Tod für ihn vorstellen? So schnell, noch dazu bis kurz vor Schluss in deinem Arm? Geliebt? Umsorgt?

Meine Strategie bei dem Verlust von Haustieren war ehrlich gesagt immer, mir gleich ein neues zu holen. Das war für mich nie eine Sache von "ich ersetzte das Tier einfach mit irgendeinem anderen" sondern eine Frage von: "Will ich ein Leben mit Katze/ Kaninchen oder ohne Katze/ Kaninchen?" Das jeweils neue Tier hat mich dann auch immer ein wenig trösten und ablenken können.

Solltest du dir überlegen, ein neues Kaninchen anzuschaffen, dann bitte nur mit einem Partner. Ich weiß, du hast ihn sehr geliebt und er wird es gut bei dir gehabt haben, doch du brauchst ja auch ab und zu einen Menschen zum Reden, oder? Und Kaninchen sind Gesellschaftstiere. Die Tierheime sind voll von Nagern, die ein gutes Zuhause suchen.

Du sagst, dass er weiter weg begraben ist. Bestimmt hast du Fotos von ihm, oder? Bastel doch eine kleine Erinnerungsecke für ihn in deinem Zimmer. Denke daran zurück, wie gern du mit ihm gekuschelt hast, wie süß er war. Diese Erinnerungen sind erst sehr schmerzhaft, aber mit der Zeit wird es leichter werden und du wirst gerne an ihn zurück denken. Nicht mehr mit Trauer, sondern mit Dankbarkeit im Herzen. Dass er für dich da war. So war es bei mir jedenfalls immer.

Alles Gute
Frauke