Problem von Anonym - 18 Jahre

Trennung der Eltern und

Hallo liebes Kummerkasten-Team!
Meine Eltern haben sich nach langen Streitigkeiten vor 4 Monaten getrennt und mein Vater ist 7 Wochen danach ausgezogen. Leider war die Trennung nicht einvernehmlich, sondern ging nur von meiner Mutter aus. Mein Vater ist sehr verzweifelt und steht oft weinend vor unserer Tür, weil er nicht mehr weiter weiß. Ich mache mir wirklich große Sorgen dass er sich etwas antut, da er so etwas schon mehrmals angedeutet hat.
Außerdem geht es mir nicht gut, da ich sehr in die Sache verwickelt bin. Meine Eltern erwarten beide von mir, dass ich sie tröste, dabei habe ich aber niemanden der mit mir über meine Sorgen redet. Außerdem geben sie mir das Gefühl nicht alleine sein zu können, sodass ich ein schlechtes Gewissen gemacht bekomme wenn ich mich mal mit Freundinnen treffe.. Was soll ich tun?

Christina N. Anwort von Christina N.

Hallo!

Ich möchte mich zunächst für dein Vertrauen bedanken, da es nicht selbstverständlich ist, sich mit seinen Problemen fremden Personen anzuvertrauen. Ich finde es toll, dass du dir Hilfe gesucht hast, beziehungsweise dein Problem beschrieben hast, da es nicht immer einfach ist, alles mit sich alleine auszumachen.

Wenn ich mir deine Geschichte durchlese, kommen bei mir einige Gedanken auf, die ich aus deinen Zeilen herausgelesen habe, welche Gefühle dich momentan plagen: Verzweiflung, Angst, Selbstzweifel, Hilflosigkeit, Auswegslosigkeit und so etwas wie ich weiß nicht, wie es weitergeht. Diese Gefühle müssen natürlich nicht stimmen, was ich damit sagen will, ist, ich kann dich nur zu gut verstehen, wie du dich gerade fühlst, wenn ich mir dein Problem durchlese. Ich finde es sehr mutig und tapfer von dir, dennoch alle Ängste und Sorgen kurz beiseite zu schieben und dir alles von der Seele zu schreiben.....

Ich merke, dass dich das alles sehr beschäftigt, was natürlich selbstverständlich ist. Weiters stelle ich es mir auch schwierig vor, wie du beschrieben hast, täglich in die Schule zu gehen beziehungsweise zu arbeiten, und sich zusätzlich noch Gedanken über die Zukunft zu machen. Dies ist natürlich kein Zustand, der lange andauernd sollte, da du so bald als möglich eine für dich passende Lösung finden solltest, damit es dir bald wieder besser geht und du deine Gedanken sortieren kannst.

Wie du beschrieben hast, merke ich, dass dir deine Eltern sehr viel bedeuten, was klar ist und schön zugleich, da ihr ja eine Familie seid, dennoch darfst du dir nicht allzu viele Gedanken machen über deine Eltern, sondern viel mehr ist es wichtig, dass es dir gut geht bei der Sache, was natürlich seine Zeit dauert, bis man sich an die neue Situation gewöhnt. Dass eine Scheidung für alle Beteiligten keine einfache Entscheidung oder Lebensänderung darstellt, ist klar, dass dauert meist seine Zeit, dass sich jeder umstellt. Dennoch erlaube ich es mir zu sagen, dass deine Eltern in diesem Fall die Verantwortung dafür tragen und auch wenn sie dich noch so lieben, was klar ist und du wahrscheinlich der letzte verbindende Teil ihrer ehemaligen Liebe bist, ist es ihre Aufgabe die neue Situation zu meistern und gleichzeitig dich so gut es geht unterstützen und auf gar keinen Fall deine Aufgabe soll es sein, ihren Psychologen zu spielen. Auch wenn es für dich nicht einfach ist, da du ja deine Eltern liebst, was völlig klar ist, doch wie du bereits beschrieben hast, ist es in diesem Fall vorrangig auf dich zu schauen, dass es dir bald als möglich besser geht in der neuen Lebenssituation.

Was ich jedoch vertretend für deine Eltern sagen kann ist, dass sie sich eine glückliche und keine verzweifelte oder traurige Tochter wünschen, daher erlaube es dir durchaus bitte auf dich zu schauen und auf deinen Körper, Herz und Seele zu hören, was diese wollen und es auch einfach zu tun. Du kannst ihnen ruhig sagen: "Mama, Papa ich habe euch beide lieb und ich verstehe es, wenn es euch nicht gut geht, aber dass müsst ihr unter euch ausmachen und mir geht es auch nicht gut dabei, deshalb mache ich jetzt etwas, dass es mir besser geht und worauf ich Lust habe" Das werden sie anfangs wahrscheinlich nicht verstehen können, jedoch mache dir bitte, wie oben beschrieben keine Schuldgefühle, wenn du dich mit Freunden triffst, denn auch für dich ändert sich dein Leben und nicht nur für deine Eltern und auch du darfst traurig sein.

Möglicherweise könntest du versuchen, dich auch an eine Person, der du dich besonders nahe fühlst oder der du vertraust, ebenfalls dein Problem zu schildern. Oft tut es gut, nicht alleine gelassen zu werden mit seinen Problemen und mit jemandem darüber offen zu reden. Wenn du mit deinen Eltern darüber sprechen möchtest, denke ich, kannst du sie ruhig darauf ansprechen, wenn du Fragen, Sorgen hast oder einfach mit ihnen mal kuscheln magst, was in dieser Situation sicher auch gut tut. Und merke dir, auch wenn dich etwas belastet oder du über etwas tolles sprechen möchtest, was nicht mit diesem Thema zu tun hat, scheue nicht davor zurück, mit deinen Eltern darüber zu sprechen, auch wenn es keine angenehme Zeit für sie ist, denn sie sind immer deine Eltern und werden sie immer bleiben, daher sind sie immer für dich da, denke ich.

Möglicherweise wäre es auch eine Idee, ab und zu, wenn es dir zu viel wird, zuhause, eine Auszeit zu gönnen und bei Freunden oder anderen Familienmitgliedern zu übernachten, damit du besser auf dich schauen kannst und du aus den unangenehmen Situationen rauskommst.

Es geht vielen Kindern so wie dir, die in dieser Situation verzweifeln, hilflos sind und oft vor einer großen Auswegslosigkeit stehen. Wenn du alleine gar nicht klarkommst oder du denkst, dass die Situation zuhause nicht besser wird, gibt es auch in deinem Fall, ein professionelles Team, wie zum Beispiel Psychotherapeuten, Familien - , Trennungs - und Scheidungsbegleitung oder Psychologen, die dir gerne weiterhelfen, wenn du Unterstützung benötigtst. Es wird bestimmt für keinen der Beteiligten einfach und es benötigt jedes Familienmitglied seine Zeit mit der Situation umzugehen und sich daran zu gewöhnen, bestimmt auch dein Vater, da er verlassen wurde, jedoch muss er damit selber klarkommen oder sich auch Beratung und Unterstützung holen, jedoch bist es auf keinen Fall du.

Für dich zählt jetzt, einfach das zu tun, worauf du Lust hast, was dir Spaß macht oder sich einfach mit Freunden, Bekannten, der Familie zu treffen, um mit ihnen zu reden. Ganz egal, was es sein mag, hör auf dich und schau, dass es dir gut geht, dass ist in diesem Fall das Wichtigste!

Zum Schluss möchte ich dir noch Links mitgeben, möglicherweise ist etwas Interessantes für dich dabei:

www.get-social.at/eltern/scheidung
www.hilferuf.de/forum
http://kinder.univie.ac.at/fileadmin/Files/Kinderuni/Skriptenboerse/198_Was_passiert_wenn_sich_meine_Eltern_scheiden_lassen.pdf

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe für dich, dass sich alles positiv entwickelt.

Alles Liebe, Christina