Problem von Anonym - 21 Jahre

Depression, Alkohol und ordentlich Selbsthass

Hallo zusammen,
wie man aus den Titel erkennen kann schreibe ich hier, weil ich einfach nicht mehr weiß was ich mit mir anfangen soll. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Das einfachste vielleicht zuerst.
Ich bin leider nicht der sozial „kompetenteste“ Mensch den es gibt. Ich war immer schon ein bisschen komisch. Ich hatte nie wirklich viele oder enge Freunde. Mit 16 jedoch bin ich auf was gestoßen. Alkohol. Mit dem Bier in der Hand war ich auf einmal dann doch irgendwie in der Gruppe dabei. Das soziale Schmiermittel hat bei mir seinen Zweck erfüllt. Tolles Gefühl erstmal. Und dabei galt (zumindest für mich immer) je voller umso toller. Dass es dabei zu Abstürzen kommt ist natürlich klar. Aber es war ja nur ein paar Mal und dann ist ja wieder alles gut gegangen. Dann wieder mal und wieder. Und so bin ich halt jetzt in einer Situation gelandet bei der ich mich fast immer wenn ich mal feiern gehe hemmungslos besaufe. Es klingt nicht schön.
Ich bin eigentlich kein regelmäßiger Säufer. Aber wenn ich mi Freunden, Kumpels oder Bekannten feiern gehe, dann läuft es mittlerweile immer aus dem Ruder. Ich war natürlich auch schon in X peinlichen Situationen, hab mich selber angekotzt, total dämlich aufgeführt. Deswegen will ich jetzt mal ein paar Monate nichts mehr trinken. Das Problem ist nur ich weiß nicht genau wie das oben genannte soziale Schmiermittel ersetzten soll. Wenn man mittrinkt ist man halt immer dabei. Und ich hab ehrlich gesagt ein bisschen Angst nicht mehr dabei zu sein.
Ich bin jetzt 21. Ich hätte gedachte, dass ich mit dem Alter wenigstens nicht mehr ganz so planlos durch Leben stolpere. Und beruflich sehe ich auch langsam das Licht am Ende des Tunnels. Nach einigen bitteren Rückschlägen lerne ich jetzt etwas was mir gefällt, in dem ich gut bin. Aber in meiner persönlichen Entwicklung als Mensch, da weiß ich einfach nicht mehr weiter. Ich glaube ich habe Depressionen. Ich war nie beim Arzt deswegen.
Generell würde ich sagen ich bin kein glücklicher Mensch. Nicht immer unglücklich. Aber so wirklich glücklich gefühlt habe ich mich schon lange nicht mehr. Ich schreibe das hier unter andrem weil ich einfach niemanden zum reden habe. Ich fühle mich so unglaublich allein, dass ich manchmal meine verrückt zu werden. Ich habe niemanden der mir wirklich Nähe und Intimität geben könnte. Mit stolzen 21 Jahren bin ich noch Jungfrau und weiß auch nicht wie ich das ändern sollte.
Und ich hasse mich auch dafür, dass ich mich nicht traue ein Mädchen anzusprechen. Nicht mal im größten Suff kann ich den Mut dazu fassen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich fühl mich auch als ob es fast schon zu spät ist mich zu ändern. Meine Mitmenschen haben da auch so einen Vorsprung, so viel Erfahrung, welche ich nie gemacht habe. Ich weiß einfach nicht mal Ansatzweiße wie ich mich ändern kann. Wie ich Selbstbewusster werden soll. Wie ich mich so wie ich bin akzeptieren soll.
Mir ist klar, dass so unzählig viele Menschen ein schwereres Los als ich haben. Aber selbst meine „kleinen“ Probleme ragen vor mir auf wie eine Wand, wie ein Berg. Tut mir leid, dass das hier ein so langer Text geworden ist, aber ich musste mich hier einfach mal (seelisch) auskotzen.

Frauke Anwort von Frauke

Hallo!
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich deine Ängste gut nachvollziehen kann. Auch mir fällt es sehr viel leichter Kontakt zu anderen aufzunehmen, wenn ich erst einmal ein Glas getrunken habe. Und darum ist Trinken in Gesellschaft ja auch bei allen Menschen so beliebt.

Dann gibt es Leute, die dabei ihr Limit nicht kennen oder nicht einhalten können. Und du hast das Problem erkannt und identifiziert und das ist der allerschwierigste erste Schritt. Wie lange hast du denn schon geschafft, nichts mehr zu trinken? Sieh dich mal auf dieser Seite um - ist das etwas für dich? http://www.kontrolliertes-trinken.de/

Du sagst, du hast mit 16 angefangen. Jetzt bist du 21, also in einem Alter, in dem es dir leichter fallen sollte als mit 16 Kontakte zu knüpfen. Es kann also jetzt auch ganz gut ohne Alkohol funktionieren. Ich habe in einer einsamen Zeit einmal einen ganz guten Ratgeber gelesen, er war von Ewa Wlodarek, aber ich finde den Titel nicht mehr. Jedenfalls habe ich auf Amazon einige gute Titel zum Thema gesehen. Das von Martin Pesche "Einsamkeit überwinden - 8 Wege aus der Einsamkeit" scheint ganz gut zu sein. Kurz und knapp, aber anscheinend hilfreich, den Kundenbewertungen nach zu beurteilen.

Du hast Angst davor nicht mehr "dabei" zu sein, aber entweder du hast Freunde, die mit dir auch im nicht besoffenen Zustand klar kommen oder du hast Freunde, die lieber nicht deine Freunde sein sollten. Stimmt's? Wer hat außerdem jemals gesetzlich festgelegt, dass man eine bestimmte Anzahl von Freunden haben muss? Der eine fühlt sich als Einsiedler wohl, einem reicht auch ein einziger, der andere braucht gleich 20 Stück.

In deinem Alter tauchen neue Freunde oft von ganz alleine auf. Schließlich fängt man dann irgendwo einmal neu an, nach der Ausbildung etc. und da sind dann andere, die auch gerade neu anfangen und neue Freunde suchen. Da mach dir mal keine Sorgen.

Du sagst, beruflich siehst du langsam Licht am Ende des Tunnels. Wunderbar! Also eigentlich bist du doch schon auf dem komplett richtigen Weg, oder?

Mädchen ansprechen. Hmmm, also zum einen bist du bei weitem nicht der einzige, der mit 21 noch Jungfrau ist. Man muss ja nicht immer alles glauben, was die anderen einem erzählen. Zum anderen gefallen manchen Frauen auch gerade die Stillen, die dann manchmal etwas geheimnisvoll erscheinen. Ich kann mir vorstellen, dass du mit online Datingportalen z.B. schon einmal Erfahrungen sammeln kannst. Da ist klar, dass die andere auch auf der Suche ist und darum ist die Hemmschwelle geringer. Und du kannst erst einmal schreiben und musst nicht sprechen. Ich kenne eine recht schüchterne Schulfreundin, die ihren Mann über eine solche Seite gefunden hat. Hier übrigens ein Artikel, in dem seriöse Seiten empfohlen werden: http://www.tagesspiegel.de/themen/partnersuche/partnerboersen-im-test-dating-seiten-im-ueberblick/9304258.html

Natürlich kannst du dir auch einen guten Therapeuten suchen, aber ich kann mir vorstellen, dass du dich auch an deinen eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kannst. Versuche es erst einmal selbst. Ich habe ein ganz gutes Gefühl bei dir, weil nicht viele in deinem Alter sich selbst schon so gut reflektieren können.

Ich wünsche dir alles Gute!
Frauke