Problem von Julia - 14 Jahre

Meine Mutter ist oft traurig

also ich weiß nicht wo ich anfangen soll. naja ich bin 14 Jahre alt und meine Mutter war mit meinem Vater verheiratet. Sie trennten sich aber , weil mein Vater sie betrogen hatte. 2013 zogen wir weg von meinem Vater, seitdem ist meine Mutter anders geworden. Wir streiten und fast täglich und zwar ziemlich heftig, sie ist oft traurig, geht nie raus, unternehmen selten was, mach nichts mit Freunden, will keine neuen Leute kennenlernen... Das belastet mich und meinem 10 jährigen Bruder sehr... Mir geht es immer schlechter. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, bzw wie ich meiner mama helfen kann. Ich liebe sie doch so sehr

Judith Anwort von Judith

Liebe Julia,

Vielen Dank für Deine Email.
Mir gehen gerade mehrere Gedanken und Gefühle durch den Kopf bzw. das Herz.
Zum einen macht es mich betroffen zu sehen, wie schlecht es Dir geht, weil Du Dich um Deine Mutter sorgst. Sie leidet unter der Trennung und zieht sich immer mehr zurück.
Zum anderen aber denke ich: Deine Mutter kann so stolz auf Dich sein! Du bist ein mitfühlendes, aufmerksames Mädchen. Sicher bist Du ihr, vielleicht ohne dass Du das weisst, eine grosse Stütze. Sicher weiss sie, wie lieb Du sie hast, und das macht sich auch sicher froh.

Aber nun zu Deinem Problem. Wie kannst Du ihr helfen?

Zunächst halte ich es für wichtig, dass Du verstehst, dass Du nicht für das Gück Deiner Mutter verantwortlich bist. Auch, wenn Dir natürlich viel an ihr liegt und Du ihr helfen möchtest: Deine Mutter muss auch selbst aktiv werden. Wie Du ja richtig sagst, begannen die Probleme mit der Trennung von Deinem Vater, und genau da sollte sie ansetzen und das verabeiten, diese schmerzhafte Erfahrung hinter sich lassen. Deine Rolle hier ist, ihr ein stückweit Mut zu machen, zuzuhören, sie auch mal motivieren, was zu unternehmen - aber Du bist weder ihre beste Freundin, noch ihre Therapeutin, wenn ich das mal zu platt sagen darf. Du bist ihre Tochter, erst 14 Jahre alt, und Du brauchst auch eine stabile Mutter, die Dir bei Deinen Nöten und Fragen hilft.

Mein Vorschlag ist daher, dass Du ganz offen mit ihr redest. Ohne Vorwurf. Sag ihr, dass Du Dich um sie sorgst. Dass Du ihr gern helfen möchtest, und dass Dein Bruder und Du eine starke, zufrieden Mama braucht und haben möchtet. Überlegt zusammen, was es für Möglichkeiten gibt. Braucht sie mehr Gesellschaft? Vielleicht ein Hobby? Was macht ihr Spass? Musik, Sport, Wandern, vielleicht eine neue Sprache lernen? Da gibt es kostengünstige Möglichkeiten (Vereine, Volkshochschule), und wenn ihr die Zeit fehlt, könntet ihr (Dein Bruder und Du) vielleicht mehr ihm Haushalt machen, so dass sie einen Abend pro Woche etwas unternehmen kann? Das ist nur so eine Idee.

Wenn es schlimmer wird, liebe Julia, dann denke ich, dass Du mit einem anderen Erwachsenen reden solltest. Du könntest eine Freundin Deiner Mutter ins Vertrauen ziehen und ihr sagen, dass Du Dich sorgst. Vielleicht kann sie so aus ihrem Schneckenhaus herausgelockt werden.

Ich wünsche Euch einzeln und als Familie alles Gute!

Herzliche Grüsse,
Judith