Problem von Emanuel - 24 Jahre

Verlobte hat starke Depression

Hallo... also ich schreibe hier aus reiner Verzweiflung, weil ich mit meiner Situation einfach nicht mehr klar komme.
Doch um beim Anfang anzufangen, wie schon beschrieben leidet meine Verlobte an Depression, an einer verfickt starken, wenn ich das so sagen darf. Und das ganze schon seit über einem Jahr. Es kam sehr plötzlich und ist laut (div.) Diagnosen eine endogene Depression. Es wurde auch direkt was dagegen verschrieben....
(http://www.navigator-medizin.de/depression/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zu-depression/grundlagen/411-was-ist-eine-endogene-depression.html)
Ich selbst hatte mal Antidepressiva und die haben mich stark verändert und zu einem Schatten meiner selbst werden lassen, daher würde ich diese Option am liebsten überhaupt gar nicht nutzen.
Wenn sie einen Ihrer "Anfälle" bekommt ist sie wie komplett ausgetauscht. Sie ist normalerweise die perfekte Freundin, nur wenn es sie überkommt ist sie nicht mehr dieser Mensch, sondern ein Häufchen Elend, welches sich selbst verletzt, schreit, weint, etc und das alles weil sie sich nicht erklären kann woher es kommt. Zudem kommt, dass sie sehr intelligent ist und auch gut selbst reflektiert. Was sie allerdings nur noch fertiger macht, wenn sie im nachhinein begreift, was sie getan hat.
Sie entschuldigt sich dann auch für alles und es tut ihr mega leid, dass ich so darunter leide.
Wir haben mit diversen psychologen, etc geredet, die alle Mittel verschrieben haben.
Jetzt ist es so, dass ich damit fast die ganze Zeit gut mit ihrer Depression umzugehen wusste, ich habe Sie unterstützt, getröstet und habe versucht ihre Muster nicht zu stärken und auszubauen, sondern aufzulösen. Was alles bis zu einem gewissen Grad gut funktioniert hat aber fuck das geht jetzt seid weit über einem Jahr so, meine Energie ist aufgebraucht. Ich schaffe es nichtmal mehr für mich selbst die Energie aufzutreiben, geschweige denn weiter für sie. Ich bin am ende meiner körperlichen wie geistigen kräfte und fühle mich mehr als nur überfordert.
Ich habe schon einige Probleme überwunden, hatte selbst schon Depressionen und weiß auch wie sich das anfühlt, ich habe vollstes Verständnis für sie aber ich weiß nicht, was ich machen kann um besser damit umzugehen.
Ich werde immer leichter von ihr genervt, wenn wieder was ist und schaffe es auch nicht mehr jedesmal so zu handeln, wie ich es gerne würde, im gegenteil ich verfalle in die selben blöden Muster und kann mich nicht dagegen wehren.
Ich liebe diese Frau wie keine andere, sie stellt für mich alles dar und ist der Mensch mit dem ich mein Leben verbringen möchte,
ich versuche sie in jeglicher Hinsicht zu unterstützen und mache das auch, also was soll ich tun?

Anna Anwort von Anna

Lieber Emanuel,

vielen Dank für deine Nachricht. Ich möchte dir vorab sagen, wie großartig ich dich finde und du wirklich jedes Recht hast zu sagen: Ich kann nicht mehr. Für Angehörige von Betroffenen ist es ebenso ein steiniger Weg wie für die Betroffenen selbst. Hinzu kommen die für Außenstehende, zum Teil unsinnige Gedankenmuster der Betroffenen. Du aber, hast dich hineingedacht, dich informiert, dich darauf eingestellt und versucht ihr zu helfen. Das kostet wahnsinnig viel Energie.

Ich kann verstehen, dass du für die Frau die du liebst, weiter da sein möchtest. Aber vergiss dich nicht dabei. Sie bis zur Selbstaufgabe zu unterstützen, bringt euch beiden auf lange Sicht nichts. Bezüglich der medikamentösen Therapie hast du Vorbehalte, da du selbst auch schon (schlechte) Erfahrungen gemacht hast. Aus Erfahrung in meinem Umfeld kann ich ähnliches berichten, allerdings wurden die Medikamente solange gewechselt, bis eine Teilnahme am Alltag und dem Sozialleben möglich war.
Ich bin dahingehend auch kein Experte was Depressionen angeht, allerdings war es hoch interessant zu erfahren, dass eine Schilddrüsen-Fehlfunktion eine der Ursachen war (was allerdings ja für die exogene Depression spricht).

Da du nicht aufgeben willst und wirst (was sehr bewundernswert ist, denke immer daran) habe ich dir noch ein paar hilfreiche Links dazu gepackt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein Besuch bei einer Selbsthilfegruppe für Angehörige sehr hilfreich sein kann. Oft hilft es, wenn man sieht, dass man nicht alleine mit diesem Problem ist.

http://www.depressionen-verstehen.de/angehoerige/index.jsp
http://www.depressionen-verstehen.de/angehoerige/selbsthilfegruppen_fuer_angehoerige/index.jsp
https://www.frnd.de/wie-ich-einem-freund-helfen-kann/ (im unteren Teil sind gute Tipps für Angehörige)


Viele Grüße

Anna