Problem von Sam - 18 Jahre

Wozu bin ich bitte nutze? Was bringt mein Leben?

Hi mein Name ist Sam,
ich bin seit langem der Meinung das ich nichts wirklich gut kann. Ich hab ne relativ schwere Kindheit hinter mir, wurde von meinen Stiefbrüdern sexuell belästigt und von meinem Ex-Freund fast vergewaltigt. Mal abgesehen davon das ich ab 9 halbtags alleine war und für mich selbst sorgen musste, weil mein Vater gearbeitet hat und ich bei meiner Mutter von ihrer neuen Familie nur runtergemacht wurde.
Dann hatte mein Vater eine Alkoholikerin als Frau, die mir und ihm tagtäglich die Hölle auf Erden gemacht hat, wenn man das so sagt. Das alles hat natürlich Narben hinterlassen, mittlerweile Narben, vorher Wunden. Wunden die mich dazu gebracht haben mich selbst umbringen zu wollen, mich komplett negativ zu sehen und mir selbst weh zu tun in allen möglichen Arten.

Jetzt bin ich 18, war 3 Monate in Reha, bin andauernd krank, lebe bei meiner Mutter und habe mein Fachabitur abgebrochen. Ich hab bis jetzt keine Ausbildung und mit fsj sieht es gerade auch ein bisschen Mau aus. Kurz gesagt, meine Kraft ist wieder weg. Ich kriege nichts auf die Kette, zweifel an mir selbst, mach mich selbst runter, weil ich nur absagen bekomme und ich von allen nur ausgenutzt werde und kriege mich einfach nicht wieder hin. Mein Wunsch zu sterben ist wieder da und es tut einfach alles weh.
Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll, meine Mutter ist krank und ich hab noch einen kleinen Halbbruder und ich fühle mich ausgeschlossen. Früher war bei meiner Mutter alles anders und deswegen habe ich das Gefühl sie ist wütend auf mich oder enttäuscht weil sie hatte mit 16 schon eine Ausbildung und ich bekomme mit 18 nicht mal eine.
Bitte helft mir, ich weiß nicht mehr weiter und des ist jetzt schon das zweite mal das ich schreibe...von den anderen Beiträgen finde ich nichts was mir hilft.

LG Sam

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Sam!
Danke, dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Es tut mir leid, dass dein Problem letztes Mal nicht beantwortet wurde, das kommt bei uns leider immer wieder vor, da wir nur ein sehr kleines Team aus Ehrenamtlichen sind. Du hast da ja wirklich schon einiges mitmachen müssen in deinem jungen Leben und das tut mir sehr leid für dich. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es sein muss, in einer solchen Familie aufzuwachsen, mit diesen schweren Schicksalsschlägen der sexuellen Belästigung. Hast du denn deine Stiefbrüder damals angezeigt? Und deinen Ex Freund? Falls nicht, so lege ich dir dies dringend ans Herz - denn es ist ein grauenhaftes Verbrechen andere Leute sexuell zu missbrauchen! Niemand hat das verdient.

Gerade weil dir das alles passiert ist, kann ich mir gut vorstellen, dass in deinem Kopf ein regelrechtes Durcheinander herrscht. So wie du schon geschrieben hast, haben diese Wunden Narben hinterlassen, die sich nicht einfach wegspülen lassen. Umso wichtiger ist es, dass du dir Hilfe suchst. Ich bin froh, dass du uns geschrieben hast, denn damit hast du den ersten Schritt schon einmal getan! Aber leider können wir dir nur über das andere Ende des PCs helfen und nicht wirklich persönlich mit dir in Kontakt treten. Doch gerade für sexuelle Misshandlungen, Selbstzweifel, Selbstmordgedanken und all das, was du mit dir herum trägst, gibt es auch Hilfe!
Es gibt verschiedene Beratungsstellen, Psychologen, Psychotherapeuten, die genau dafür da sind.

Du meinst, du fühlst dich so schlecht, weil du nichts auf die Reihe kriegst und mit 18 noch keine Ausbildung hast, deiner Mutter aber schon mit 16. Musste deine Mutter denn auch das durchmachen, was du durchmachen musstest? Das denke ich eher nicht. Du bist auf einem ganz anderen Weg in deinem Leben als sie und nach allem, was dir widerfahren ist, ist es GROSSARTIG, dass du immer noch jeden Tag aufstehst und VERSUCHST, dir Ziele zu stecken. Du musst sie nur an deine Situation anpassen, wenn du so viel von dir erwartest, dann setzt du dich selbst ja nur unter Druck. Andere in deiner Situation würden gleich aufgeben. Du nicht! Du hast hierher geschrieben, was zeigt, dass du Hilfe willst. Du willst etwas an deiner Situation verändern und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Ich finde, dass du anstatt an dir selbst zu zweifeln dir selbst mal auf die Schulter klopfen solltest, da du bisher alles geschafft hast!

Ich kann mir aber vorstellen, dass meine Worte und Ermutigungen nicht so einfach zum umsetzen sind. Denn auch wenn ich dir noch zehn Mal schreibe, dass ich toll finde, dass du immer noch jeden Tag aufstehst und versuchst, weiter zu kämpfen, obwohl es dir schlecht geht, fühlst du dich immer noch schlecht, weil du es selbst nicht glaubst. Da kann dir aber Therapie gut weiter helfen!
Ein anderer Tipp von mir für dich: Mache eine Liste mit allem, was du gut kannst. Da darf alles mögliche drauf stehen wie zum Beispiel "Ich kann gut Servietten falten."/"Ich kann schön deutlich vorlesen."/"Ich kann lustig sein."/"Ich kann gut zuhören."/"Ich kann schöne Zöpfe flechten." usw. Alles mögliche SOLL da drauf stehen, damit du siehst, dass es durchaus Dinge gibt, die du kannst. Auch wenn sie am Anfang dir noch so klein erscheinen mögen, irgendwann kannst du vielleicht erkennen, dass du doch etwas kannst und das kann dir Selbstvertrauen geben.

Ich würde dir dringend ans Herz legen, gerade auch wegen deiner Erfahrungen (Missbrauch) zu einem Therapeuten zu gehen. https://www.suizidprophylaxe.de/ Hier findest du Beratungsstellen in Deutschland.
Solche Dinge müssen aufgearbeitet werden, um sie letztendlich verarbeiten und hinter sich lassen zu können. Ich bin mir sicher, dass du als mutiges, junges Mädchen das schaffen kannst. Denn du bist sehr selbstreflektiert und kannst deine Gefühle gut ausdrücken, was in deinem Alter nicht selbstverständlich ist - und weil du über alles nachdenkst und den Wunsch hast, dass es dir besser geht und Hilfe MÖCHTEST, kannst du es auch schaffen, es zu bewältigen! Wichtig ist, dass du dich selbst nicht zu sehr unter Druck setzt. Setz dir kleine Schritte. Die Straße als ganzes erscheint einem oft ewig lang, aber wenn du immer nur an den nächsten Schritt denkst, der vor dir liegt, wirst du sie im Nu durchquert haben. Ganz ohne Anstrengung (:

Ich hoffe, ich konnte dir schon ein Stückchen weiterhelfen und dir Mut machen.
Wenn du noch etwas brauchst, reden möchtest oder Fragen hast, kannst du mich gerne erneut kontaktieren.
Richte dazu deinen Text "An Christina B.", dann erreicht mich die Nachricht.
Alles Liebe wünsche ich dir!
Herzliche Grüße,
Christina B.