Anwort von Christina B.

Liebe Anonyme!/Lieber Anonymer! Du hast kein Geschlecht angegeben, daher weiß ich nicht, ob ich mich an männlich oder weiblich richten soll, verzeih mir also beide Anreden.

Danke, dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast und uns dein Vertrauen geschenkt hast.
Ich kann mir vorstellen, dass dich dieses Verhalten abstößt und du das an dir selbst nicht magst. Dein Glaube kommt dir dabei in die Quere und das ist dann eine recht komplizierte Situation. Du bist jedoch fünfzehn Jahre alt und befindest dich gerade mitten in der Pubertät. Es ist normal, dass du dich für dieses Thema interessierst und wissen willst, was es da so alles gibt. Da Pornos heutzutage leider jedem übers Internet zugänglich sind, ist es auch kein Hindernis mehr, sie zu erreichen. Doch früher hat man dazu eben die "Bravo Zeitschrift" aufgeschlagen ;) Pornos anzuschauen, erregt dich nun mal und das ist auch ganz normal in deinem Alter. Du fängst an, deine Sexualität zu entwickeln und bist natürlich neugierig. Es gibt viele Erwachsene, die regelmäßig Pornos schauen und sich dafür nicht schämen. Glaubst du denn, dass Gott das auch als Sünde sieht? Oder ist das nur deine eigene Vorstellung? Denkst du, dass er dich dafür im Himmel bestraft oder dir böses Karma schickt? Das glaube ich nämlich definitiv nicht! Leider hat sich über all die Jahre durch die Kirche und die christliche Kultur in vielen Köpfen der Menschen eingeprägt, dass Gott über uns Menschen richten würde, dass wir Sünder seien, die nicht würdig seien, seine Hilfe zu verdienen. Oft werden Kindern und Jugendlichen auch durch die Erziehung vermittelt, dass der liebe Gott alles sehen würde und Sünden bestrafen würde - damit Kinder folgen lernen und das tun, was die Erwachsenen wollen. Da wird der liebe Gott ein wenig als Erziehungsmittel benutzt nach dem Motto "Gott sieht alles." "Und wenn du nicht brav bist, dann kommst du nicht in den Himmel." Hast du dies so gelernt? Denn in der Bibel steht, dass der liebe Gott eben ein "liebevoller" Gott ist, der nicht richtet und auf den man vertrauen kann. Er verurteilt nicht, er ist einfach für dich da und liebt dich, mit all deinen Fehlern.

Ich nehme an, dass du die Pornos zur Selbstbefriedigung benutzt? Wie oft schaust du dir denn einen Porno an? Ich glaube nicht, dass das eine Sucht ist - solange du nicht jeden Tag ständig daran denken musst und z.B.: keinen Tag mehr ohne einen Porno überstehst, denke ich, dass du einfach nur auf gesunde Art und Weise deine Sexualität auslebst. Ich bin selbst in einer sehr christlich konservativen Familie aufgewachsen und kann mich erinnern, dass es mir in deinem Alter mit derselben Situation ähnlich erging. Ich hatte immer Angst, Gott würde mir dabei zu sehen und mich irgendwann dafür bestrafen. Doch diese Vorstellung ging nur von dem aus, was ich als Kind durch die Kirche vermittelt bekommen habe. Heute sage ich bewusst "Gott: ja" - "Kirche: nein." Denn die Kirche wurde von Menschen gemacht, die vieles hinzugefügt haben, das meiner Meinung nach nicht richtig ist. Ich selbst bin ein sehr gläubiger Mensch, doch Glaube und Leben lässt sich vereinen und die Sexualität ist uns von Gott geschenkt worden - damit wir sie ausleben und nicht, damit wir sie unterdrücken. Ich möchte damit ständigen Partnerwechsel beim Sex nicht unterstützen oder hervorheben, natürlich sollte man darauf achten, wem man sich hingibt, aber man sollte sich nicht dafür verurteilen, dass man seine Sexualität durch Pornos auslebt. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste! Ich würde es an deiner Stelle vielleicht nicht der Familie oder Freunden auf die Nase binden, aber die beste Freundin oder den besten Freund kannst du ja mal fragen, ob sie/er so etwas schon gemacht hat. Ich bin mir sicher, dass du mit dieser Erfahrung nicht alleine stehst. Hör also auf, dich dafür zu steinigen (: Wenn es dir so unangenehm ist, kannst du ja mal versuchen, das Porno schauen zu reduzieren. Versuch mal, dich selbst zu befriedigen, indem du dir einfach irgendetwas vorstellst. Aber auch wenn du weiterhin schaust, ist das in Ordnung, finde ich. Du kannst ja einfach darauf achten, dass es eben nicht überhand nimmt und zur Sucht wird (:

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
Alles Liebe wünsche ich dir!
Wenn du noch Fragen hast, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu deinen Text am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen.
Herzliche Grüße,
Christina B.