Problem von Mara - 14 Jahre

Nichts ist mehr sinnvoll...

In der dritten Klasse fing es an. Die Leute wendeten sich von mir ab. Freunde verließen mich und meldeten sich auch nicht mehr. Meine frühere beste Freundin möchte Nichts mehr mit mir zu tun haben. Seitdem fing es an, sich nutzlos oder wertlos zu fühlen. Auf der weiterführenden Schule fand ich vermeintliche Freunde. Es waren und sind immer noch keine echten Freunde. In der fünften fand ich minimal Mut, aber schloss ganz tief in mir drin, schon mit meinem Leben ab. Ein Jahr später, dachte ich, ich wäre verliebt und schrieb, so dumm wie ich war/bin, einen Liebesbrief. Ja, das tat ich, da ich einen männlichen Freund gefunden habe. Nur Freund. Das Jahr darauf kamen wieder neue in meine Klasse (Der "Liebesbrief-Junge ist sitzen geblieben und dadurch lernte ich ihn kennen). Natürlich erzählte er ihnen alles und ich wurde öfter ausgelacht. Auch er war kein richtiger Freund. Eine Person hielt mich am Leben. Sie schenkte mir Mut, machte mich glücklich und sorgte dafür, dass ich lächelte...auch wenn es kein echtes Lächeln war. [Diese Person gibt es immer noch in meinem erbährmlichen Leben. Wir nennen uns beste Freunde, auch wenn ich nicht weiß, was sie an mir mag oder warum sie mich mag].Zeit verging und immer mehr Leute wendeten sich von mir ab. Meine Familie vernachlässigte mich immer mehr. Fing regelrecht an mich zu hassen. Ein neuer Junge kam in der Achten zu uns. Der Sohn des Arbeitskollegen meiner Mutter. Anfangs höflich, später die reinste Hölle. Man hätte denken können, er wäre ein Streber (No-Hate gegen Streber). Er fing an dumme Sprüche zu drücken. Fing an zu beleidigen. Das Ding, alles was er negatives gegen mich sagte, stimmte. Beleidigungen, welche für mich eher eine Feststellung seinerseits war. Sprüche, die mich schon fast motivierten weiter in dieses schwarze Licht zu rutschen. Ignoranz und Arroganz, welche ich nur zu gut aus meinem früheren und jetzigen Umwelt kannte/kenne. Mein Leben? Ein Reinfall. Nutzlos. Wertlos. Ekelhaft. Genauso, wie ich selbst. Ich versuche Sport zu machen, da ich mich total unwohl fühle und wünschte, meinen Körper zu wechseln. Doch jedesmal wenn ich richtig mit Sport anfangen will, kommt etwas dazwischen. Ich werde krank. Ich habe kein Geld für Eiweißpulver oder ähnliches. Habe Schule. Oder meine Motivation verschwindet direkt. Es dauert sowieso viel zu lange, bis sich endlich was an meinem Körper getan hat und zwar Nichts negatives. Es würde gar keinen Sinn machen, sich anzustrengen. Ich habe so gut wie jede Nacht Albträume/Alpträume (?). Habe mich schon öfter geritzt. Habe versucht mich zu ertrinken. Habe viele Medikamente, welche sich in unserer Wohnung (wenn man es so nennen kann) befinden geschluckt. Nie ist irgendwas passiert. Die Autos fahren mich leider nicht um, sondern stoppen, wie vorgegeben, am Zebrastreifen an der Ampel. Ein Blitz trifft mich wahrscheinlich nie. Als Geisel wurde ich bis jetzt auch noch nicht genommen. Einem Massenmörder bin ich noch nicht begegnet. Oder vielleicht War ich sogar zu schei*e für den. Ein Vergewaltigen lässt aus die Finger von mir. Wer will auch so etwas ekelhaftes anfassen. Herzinfarkt, fehlanzeige. Ich weiß nicht, was ich noch machen könnte um alles zu beenden, was nie hätte anfangen sollen. An eine Schusswaffe komme ich auch nicht. Außer an eine Softair, aber wie auch. Ich weiß nicht so recht, was ich für eine Antwort "erwarte" oder so. Aber falls ihr eine habt, könnt ihr mir Sie ja gerne verraten.

Bye

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Mara!
Danke dass du dich mit deinen Problemen und Sorgen an uns gewandt hast. Du scheinst mir ein sehr unglückliches Mädchen zu sein. Du hast viel darüber erzählt, dass du ausgelacht und vielleicht auch gemobbt wurdest, und keine richtigen Freunde hattest oder hast. Das tut sehr weh und ist gerade für junge Mädchen wie dich eine ziemlich hohe Belastung. Es ist jedoch keinesfalls in Ordnung, dich so zu behandeln und ich glaube, das weißt du selbst ganz genau. Deshalb frage ich mich, warum du dich in deinem Text immer wieder selbst beleidigst und sagst, dass das stimmt, was die Leute über dich sagen. Es verletzt dich doch, was sie sagen, was klar ist, es würde jeden verletzen. Und du hättest ja auch nicht an uns geschrieben, wenn dir das vollkommen egal wäre. Ich glaube, du weißt sehr gut, dass es nicht gesund ist, ein solches Bild von sich zu haben. Und ich kann dir sagen, dass ich dich da wirklich verstehen kann, weil ich in deinem Alter auch so von mir selbst gedacht habe. Ich habe mich selbst auch nie leiden können, fand mich immer zu dick, zu hässlich, zu dumm, nutzlos, wertlos und konnte auch meinen Körper nicht ausstehen. Ich habe ebenso Mobbing Erfahrungen hinter mir. Aber ich habe nicht aufgegeben und mich immer wieder hochgerappelt. Ich habe gelernt, mich selbst und meine Person zu mögen und aufzuhören, so negativ über mich selbst zu denken. Und das hat meine Welt um 180 Grad gedreht. Denn die innere Einstellung spiegelt sich nach außen wieder und die Leute merkten, dass ich mich verändert hatte. Wenn man sich selbst nicht mag, wie können dann andere einen mögen? Das ist ein psychologisches Phänomen und nennt sich "self-fulfilling prophecy" - Die Gedanken, die man vermehrt denkt, werden zu inneren Glaubenssätzen, die sich einprägen und dann dafür sorgen, dass wir uns genauso verhalten, dass der Glaubenssatz wahr wird. Wenn ich also immer denke "Ich bin einfach nur nutzlos. Keiner mag mich.", dann passiert mit der Psyche unbewusst, dass man sich genauso verhält, dass sich die "Prophezeiung" bewahrheitet und man dann tatsächlich nicht gemocht wird. Aber diesen Kreis kann man durchbrechen. Wenn dich das interessiert, wie man sich selbst mögen lernen kann, dann schreibe mir bitte eine erneute Nachricht, denn das würde jetzt den Rahmen sprengen.

So wie du hatte ich auch ein paar Personen, die mich noch unterstützt haben. Deshalb rate ich dir: Diese Person, die dich mag und deinem Leben noch Kraft und Sinn gibt, an diese wende dich mit deinen Gedanken und Sorgen und berichte ihr davon, was dir alles furchtbares durch den Kopf geht und wie du dich fühlst. Lass dich von dieser Person aufbauen und unterstützen. Wenn deine Eltern oder andere Freunde auch eine Hilfe sein könnten, wäre es auch gut, diese ebenso einzuweihen. Was deine Suizidgedanken und anscheinend auch schon Handlungen betrifft, kann ich dir nur ans Herz legen, dir Hilfe zu holen. Du findest unter https://www.suizidprophylaxe.de/ Beratungsstellen in Deutschland speziell für Suizidgefährdung - diese Leute können dir vor Ort besser weiter helfen.

Du hast zum Schluss geschrieben, du weißt nicht, was du dir für eine Antwort "erwartest", aber falls wir eine haben, können wir sie dir gerne verraten. Meine Antwort als Kurzfassung: Ich kann dich gut verstehen, dass du dich so fühlst. Und auch, dass dich alle deine bisherigen Lebenserfahrungen an diesen Punkt gebracht haben, wo du jetzt stehst. Doch ich kann dir auch sagen, dass sich erst etwas ändern kann, wenn du willst, dass sich etwas ändert. Es kann erst wieder bergauf gehen, wenn du dir Hilfe suchst und diese auch annimmst.
Den ersten Schritt hast du schon geschafft - du hast uns geschrieben. Das zeigt mir, dass du irgendwo in dir drinnen einen Funken Überlebenswillen trägst und etwas ändern möchtest. Und weil der erste Schritt geschafft ist, bin ich sicher, dass du auch die weiteren schaffen kannst (:

Ich wünsche dir alles Liebe und viel Glück und Kraft für deine weiteren Schritte.
Wenn du noch etwas brauchst, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu einfach deinen Text am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen.
Herzliche Grüße,
Christina B.