Problem von Marie - 17 Jahre

Ich kann nicht vergessen

Hallo Kummerkasten-Team..
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich anfangen soll, da ich so etwas noch nie gemacht habe.

Alles fing im Dezember 2015 an. Es mag vielleicht mehr nach dem Thema Liebeskummer aussehen, aber ich wage zu behaupten, dass ich langsam verrückt werde.
Im Dezember 2015 hatte ich einen Jungen kennengelernt, der in meine Klasse ging. Wir haben uns über Wochen hinweg gut verstanden bis ich mich in ihn verliebt habe. Ich war heil froh, dass ich dabei nicht alleine war, denn die Liebe beruhte sich auf Gegenseitigkeit. Er hatte zu dieser Zeit jedoch eine Freundin, aber hat mir versichert er würde es beenden. Nachdem das nicht geschehen ist habe ich ein, zwei Monate später den Stein ins Rollen gebracht und seiner Freundin (die ich flüchtig kannte) einen Hinweis gegeben in Form von einem Kussbild mit ihm.

Seine Freundin war noch eine zeitlang mit ihm zusammen und hat ihn dann verlassen. Selbst in der Zeit als seine Freundin von uns beiden wusste hatte ich noch innigen Kontakt zu ihm und als er von seiner Freundin verlassen wurde hat die Beziehung mit mir und ihm angefangen und hatte sogar mit ihm mehrmals geschlafen. Es war nicht komplett öffentlich, aber wir haben uns wie ein richtiges Paar verhalten.
Nach mehreren Monaten ging nach einem heftigen Streit die Beziehung zwischen uns auseinander.

Es war erst meine zweite Beziehung, aber dieser Junge hat mich so akzeptiert wie ich bin. Ich habe ihn über alles geliebt und es mag sich vielleicht blöd anhören, aber er hat mir nahe gebracht was Liebe ist und wie man liebt.

Er war immer für mich da, sowohl vor unserer Beziehung als auch währenddessen, selbst als mein bester Freund bei einem Autounfall gestorben ist.
Es ist jetzt ein Jahr her seitdem ich nicht mehr mit ihm geredet habe. Nach unserer Trennung haben wir kein einziges Wort mehr miteinander ausgetauscht und ich bin förmlich durchgedreht. Ich habe versucht ihn zu vergessen, habe neue Jungs kennengelernt und mit denen auch etwas angefangen, aber egal was ich versucht habe, egal was ich alles mit anderen Jungs gemacht habe, nichts lässt mich vergessen.

Es ist nicht nur vermissen, es ist die Sehnsucht nach ihm.
Ich sehe ihn leider Gottes täglich, weshalb ich mit mir selber immer wieder Schwierigkeiten bekomme.

Nach dem Tod von meinem besten Freund und der Trennung von ihm habe ich das Gefühl, das mein Leben den Bach runter geht. Ich denke andauernd an diesen Jungen und meine Träume handeln seit Monaten nur noch von ihm.

Vor 4 Monaten ist der kleine Bruder meines besten Freundes ebenso durch einen Autounfall gestorben. Ich war sehr gut mit ihm befreundet und habe jeweils ihn und seinen Bruder immer als eigene Brüder angesehen.
Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich habe das Gefühl dass ich durchdrehe.

Wenn ich in der Nähe des Jungen bin, dann fahre ich oft an seinem Haus vorbei, ich speichere alle Fotos von ihm ab die ich mit Freunden neben ihm finde und lese mir alle alten Nachrichten Verläufe durch...

Nach dem Tod meines besten Freundes habe ich mehrmals versucht mir das Leben zu nehmen, aber nie hat es so funktioniert wie ich es vor hatte. Ich habe mich einfach alleine gelassen und zerstört gefühlt...

Niemand versteht was ich empfinde... Es ist das Gefühl von innerlicher Zerrissenheit, wenn ich ihn anschaue und sobald ich neben ihm stehe schlägt mein Herz schneller als ich jemals für mögllich gehalten hätte... Ich will einfach nur noch alles vergessen...mit dem Jungen, mit meinen "Brüdern" die gestorben sind... Einfach alles. Ich fühle mich oft so alleine und zurückgelassen...

Selbst meine Freunde wollen es nicht verstehen und haben mir empfohlen eine Therapie anzufangen, aber ist das das Richtige? Ich will einfach nur das es ein Ende hat...

Ich weiß es ist vielleicht etwas unübersichtlich, verwirrend und extrem viel geschrieben, aber ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen...
Ich will einfach wieder komplett glücklich sein und nicht mehr weinen müssen. Ich habe nächtelang geweint weil ich mich so hilflos fühle...

Ich möchte euch schon einmal im Voraus danken, dass ihr euch mit meinem Problem beschäftigt.

Vielen Dank und liebe Grüße,
Marie

Christina B. Anwort von Christina B.

Hallo liebe Marie!

Danke für dein Vertrauen uns gegenüber und dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Ich kann dich gut verstehen, dass du da eine sehr schwere Zeit durchmachst. Da hat sich ja einiges angesammelt bei dir und ich kann mir vorstellen, dass du es in deiner Situation nicht leicht hast. Der große Liebeskummer und dann dein bester Freund, den du verloren hast, und sein Bruder, der auch für dich wie ein bester Freund und Bruder war. Liebeskummer ist nie einfach, egal in welcher Situation man sich befindet, aber gepaart mit Verlustschmerz ist er wahrscheinlich noch schwieriger zu ertragen. Deshalb möchte ich dir sagen, dass es schon großartig ist, wie du dich schlägst und durchhältst und vor allem, dass ich es toll finde, dass du den Mut aufgebracht hast, uns zu schreiben. So etwas ist nicht leicht, vor allem nicht, wenn man es das erste Mal macht und du hast aktiv etwas gegen dein Problem unternommen. Damit bist du einen Schritt der Lösung näher!

Du und dein Ex Freund, ihr hattet ja auch keinen einfachen Start, da er noch vergeben war. Dennoch konntest du ihn für dich gewinnen und dass es nach diesem heftigen Streit dann aus war, hat dich bestimmt ziemlich sprachlos zurückgelassen. So wie du geschrieben hast, hat er dir wohl sehr viel bedeutet und du hast ihn geliebt. Die Trennung ist jetzt offenbar ein Jahr her? Du hast geschrieben, ihr habt keinen Kontakt miteinander gehabt, doch du konntest ihn einfach nicht vergessen und hast auch ständig Nachrichten und Bilder von ihm gespeichert. Hast du denn nach der Trennung dir selbst Zeit gegeben, alles zu verarbeiten? Hast du ausreichend getrauert? Bei Liebeskummer und einer Trennung ist es wichtig, sich dem Trennungsprozess auch hinzugeben. Oft wollen wir nur einfach alles vergessen und in unserem Leben weiterziehen, doch so läuft es leider nicht, und je länger wir den Trenungsprozess hinauszögern umso schwieriger wird es dann auch. Es ist wichtig und auch gut, in der ersten Zeit zu trauern, zu weinen, sich Zeit zu nehmen für sich selbst, natürlich auch sich abzulenken, aber gleichzeitig den Schmerz auch rauslassen und die Trennung wirklich zu verarbeiten - durch Gespräche mit Freunden oder Freundinnen, beim Psychologen, mit den Eltern, Geschwistern usw. Ich habe schon oft gehört, dass Leute erzählt haben (und mir persönlich geht es genauso), dass das Problem immer leichter zu tragen oder ertragen, leichter zu verarbeiten wird, je öfter sie mit anderen darüber sprechen. Und auch mit unterschiedlichen Personen darüber zu sprechen hilft. Es gibt auch ganz tolle Trennungsverarbeitungsrituale - zum Beispiel einen Brief zu verfassen an die Person, in der man noch alles reinschreibt, was einen noch belastet. Dann kann man diesen Brief verbrennen - damit löst man sich von der Person und dem Schmerz. Das kann viel bewirken. Hast du dir persönlich die Zeit genommen für den Trennungsprozess? Wenn nicht, könnte das eine Erklärung dafür sein, warum es dir nach einem Jahr immer noch so schlecht damit geht.

Manchmal kann es im Leben passieren, dass man sich trennt, aber wieder zueinander findet. Würdest du denn wieder mit ihm zusammen sein wollen? Falls ja, glaubst du, dass du bereit wärst, ihm deine bestehenden Gefühle zu gestehen? Liebst du ihn denn noch? Wie sieht das alles bei dir aus? Was hast du für Wünsche? Nimm dir die Zeit, diese Fragen für dich selbst in Ruhe zu beantworten. Horch in dich hinein.

Bei dir ist alles durch den Tod deines besten Freundes und seines Bruders natürlich noch schwieriger geworden. Einerseits der Liebeskummer, andererseits dieser Verlust. Ich denke, dass es wichtig und gut wäre, den Rat deiner Freunde anzunehmen und deine Gefühle der Zerrissenheit, des Vermissens, des Einsam und Alleine seins usw. in einer Therapie zu verarbeiten. Es gibt tolle ausgebildete Psychologinnen und auch Psychotherapeuten, die sich speziell mit diesen Dingen befassen. Wenn du nicht willst, dass jemand etwas davon mitbekommt, kannst du dich auch an die Schulpsychologin wenden. Du hast geschrieben, dass du versucht hast, dir selbst das Leben zu nehmen. Gerade so etwas sollte man immer ernst nehmen und nicht leichtfertig behandeln. Ich glaube aber, dass ein Funke in dir dennoch Überlebenswillen hat, wenn du uns schreibst und nach Hilfe fragst. Wir können dir leider nur online Hilfestellung geben, akut, für den Moment. Aber du brauchst jemanden, der dich längerfristig begleitet. Therapeuten sind für so etwas ausgebildet! Ich kann deinen Wunsch nach dem Ende und Aus gut verstehen und nachempfinden. Es gibt Zeiten im Leben, da ist alles grau in grau und man will nur noch Schluss machen. Doch leider kommt von nichts auch nichts. Wenn du einfach jetzt weitermachst wie bisher kann es nicht besser werden. Wenn du jetzt aber aufstehst und etwas unternimmst, dann kannst du das auch überstehen und schaffen. Und da du ein so mutiges, junges, selbstreflektiertes Mädchen bist, bin ich mir sicher, dass du das schaffen kannst! Wo ein Wille, da auch immer ein Weg (: Du hast den ersten Schritt geschafft, liebe Marie! Jetzt wird es nur noch in kleinen Schritten weiter gehen, bis du deinem Ziel immer näher kommst und dann wirst du es auch geschafft haben!

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Überlegungen und Gedanken ein bisschen weiterhelfen.
Wenn du noch Fragen hast, oder auf meine Fragen antworten möchtest, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu einfach am Anfang deines Textes deine Nachricht "An Christina B." und dann wird mich die Nachricht erreichen.
Ich wünsche dir alles Liebe,
herzliche Grüße,
Christina B.