Problem von Anonym - 19 Jahre

Alles

Liebes Kummerkastenteam,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Ich bin einfach unglücklch.
Bin erst 19 Jahre alt und habe das Gefühl, dass es nichts mehr gibt, wofür es sich lohnt weiter zu machen.
Meine Eltern lassen sich wahrscheinlich scheiden, meine Mama ist unheilbar krank und hat zu 99% Despressionen und streitet sich ständig mit meiner Oma (welche im selben Haus wohnt).
Meine Schwester ist keine Schwester für mich sondern führt sich immer auf, als wäre sie meine Mutter ("Wann bist du wieder zu Hause? Mit wem gehst du weg? Achte auf die Uhrzeit!") was mich nicht nur erstickt, sondern gleichzeitig traurig macht, da ich überhaupt nicht mit ihr über meine Probleme reden kann, da sie nur dad nach äfft, was meine richtige Mutter sagt.
Meine Mama versteht meine Probleme eh nicht.
Egal was ich mache, ich bin ihr nie gut genug.
Demnächst ziehe ich aus und suche dafür nach einen Nebenjob und reiße mir den Arsch auf (tut mir leid für die Formulierung) und anstatt das meine Mama sagt: "Ich bin stolz, dass du das alles hinbekommt" sagt sie nur "Du bist schon verweichtlicht. Ziehst aus wegen zwei Stunden fahrt Weg zur Uni".
Wenn wir schon beim Thema Uni sind:
Ich bin ein Loser und die Uni macht mich einfach fertig.
Mit keinen von meinen Mitstudenten komme ich gut zurecht.
Also lockerer Smaltalk geht, aber sonst...
Ich gehe doch eh allen auf die Nerven und ich kann es verstehen.
Es gibt nichts, was mich aus macht und ich würde auch nicht mit mir reden wollen.
Ich verstehe auch überhaupt nicht, weshalb meine Freunde mit mir rumhängen.
Sie könnten es viel viel besser haben, als mit mir.
Sie sind so gute Menschen und sollten ihre Zeit nicht an mir vergeuden.
Mein Papa ist nur am Wochenende da und ich hab keinen Bezug zu ihm.
Ich höre extra Rockmusik und lese Comics, damit ich ein Thema habe, über das wir reden können.
Aber reden können wir eh nur, wenn er betrunken ist.
Ansonsten hat er überhaupt keinen Bock mich kennen zu lernen.
Aber da gibt es eh nicht viel und es ist besser das er nicht weiß, was für eine Enttäuschung er als Kind hat.
Es tut mit einfach nur leid, dass meine Eltern mich haben müssen.
Das haben sie nicht verdient.
Ich habe überhaupt keinen Platz in dieser Welt.

Tut mir leid, dass ich euch belaste.
Ihr müsst nicht antworten, ich wollte es nur einmal raus lassen, da ich sonst niemanden habe, dem ich meine Probleme erzählen kann.

Noch einen schönen Tag,
Anonym

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Anonyme!
Danke dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Danke für dein Vertrauen, es erfordert viel Mut, uns zu schreiben! Ich kann dich gut verstehen, dass momentan bei dir alles drüber und drunter geht und du gerade viel um die Ohren hast. Es ist furchtbar, dass du in deinen jungen Jahren so viel schlimmes erleben musstest, und das tut mir sehr leid für dich. Welche unheilbare Krankheit hat deine Mutter? Es ist für viele Familien schwierig, wenn die Mutter oder Schwiegermutter, also deine Oma, im selben Haushalt wohnt - da kommt es häufig zu Streitigkeiten, weil es von der Konstellation her eigentlich so nicht gedacht ist -
oftmals mischt sich dann die "Oma" in die Familienangelegenheiten ein. Aber es ist klar, dass es dich belastet und du damit schwierig zurecht kommst, wenn ständig gestritten wird. Vielleicht kannst du deine Familie darum bitten, solche Streitigkeiten in Zukunft nicht vor dir auszutragen? Hat deine Mutter tatsächlich Depressionen, also auch diagnostiziert oder ist das deine Vermutung?
Schade, dass deine Schwester da nicht für dich da ist und dich eher kontrolliert und mit ihren Belehrungen erstickt - aber das kannst du ihr sagen, dass du das in Zukunft bitte nicht mehr möchtest, weil du alt genug bist und auf dich selbst aufpassen und die Verantwortung übernehmen kannst - und du kannst ihr eben das Argument geben, dass sie nicht deine Mutter ist. Du könntest sie darum bitten, mehr als Schwester aufzutreten (: Deine Mutter wird wahrscheinlich, wenn sie Depressionen hat, so wie du sagst, selbst so viel um die Ohren haben, dass sie gar nicht bemerkt, wie schlecht es dir mit allem geht und dass sie dich eigentlich mit solchen Aussagen verletzt. Das macht es natürlich nicht wieder gut, aber es hilft dir vielleicht, sie besser zu verstehen und das Ganze in Zukunft nicht so auf dich zu beziehen. Du kannst dir sicher sein, dass es gut ist, wenn du ausziehst und dass du stolz darauf sein kannst!

Ich finde es toll, dass du so mutig bist und den Schritt auszuziehen wagst! Natürlich wäre es schöner, dass deine Mutter das auch so sehen würde, aber wahrscheinlich kann sie es einfach nicht. Ich jedoch finde, dass du selbst sehr stolz auf dich sein kannst, dass du das schaffst und diesen Schritt wagst. Und ich glaube, dass es sehr zur Verbesserung deiner ganzen Familiensituation beitragen könnte - weil du dadurch abgeschieden bist und sie dann quasi nur mehr besuchen kommst - und bei einem Besuch ist das Klima auch ganz anders. Was deine Uni betrifft: Die Uni ist für viele Leute eine Herausforderung und natürlich noch schwieriger, wenn du mit deinen Kollegen nicht so gut auskommst. Aber vielleicht gibt es doch irgendjemanden, der dir da ein bisschen sympathisch ist? Oder hast du die Möglichkeit, dort auch neue Leute kennen zu lernen?
Ich finde es schade, dass du so von dir selbst denkst - du scheinst dich überhaupt nicht leiden zu können, so wie du schreibst, dass du eine Last für jeden bist und deine Eltern es schwer haben mit dir und du nicht verstehst, warum deine Freunde dich zur Freundin haben - wie kommst du auf diese Gedanken? Meistens liegt das an mangelndem Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstliebe. Kann das bei dir der Fall sein? Falls ja, würde ich dir dabei gerne weiterhelfen mit einigen Tipps - in einer erneuten Nachricht, wenn es dich interessiert.
Das mit deinem Vater ist natürlich auch schwierig, aber offenbar bemühst du dich sehr, dass die Beziehung aufrecht erhalten wird und das finde ich, kann man dir auch hoch anrechnen. Ist er Alkoholiker? Es gibt auch Hilfe für Angehörige von Alkoholikern, wenn es dich sehr belastet.

Du belastest uns nicht - dafür sind wir ja da, dass wir euch helfen und unterstützen (: Du kannst uns immer schreiben, und auch wenn es nur dafür ist, dass du deine Gedanken los wirst. Ich würde mich darüber freuen, wenn du mir erneut schreiben würdest und mir alle Einzelheiten genauer erklären würdest und vielleicht meine Fragen beantworten würdest. Dann könnte ich dir auch bessere Tipps geben (: Richte dazu einfach am Anfang deines Textes deine Nachricht "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen. Ich werde versuchen, dir so schnell wie möglich zu antworten.
Ich wünsche dir bis dahin alles Liebe und viel Glück,
herzliche Grüße,
Christina B.