Problem von Anonym - 19 Jahre

Angst vor dem Studium

Hallo liebes Kummerkastenteam,
im Oktober werde ich anfangen zu studieren und ich habe schreckliche Angst davor, dass ich es nicht schaffe. Ich muss dazu sagen, dass ich seit ich 12 bin an Depressionen, Ängsten und einem gestörten Essverhalten leide und auch schon in Therapie und in einer Klinik war. Ich weiß auch, dass wahrscheinlich viele Menschen in der gleichen Situation auch Angst haben. Vielleicht habt ihr einen Tipp wie ich damit einfach besser umgehen kann und ich nicht so eine panische Angst bei dem Gedanken an das Studium bekomme.
Vielen Dank!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo.

Darf ich Dir - bevor ich Deine eigentliche Frage beantworte - etwas erzählen, was mir an mir selbst gerade aufgefallen ist?
Keine Angst: irgendwie hat es schon auch mit Dir zu tun, wenn ich es richtig sehe!

Also: ich schwimme recht gern. Und habe mich in diesem Frühjahr wirklich darauf gefreut, dass endlich das Freibad aufmacht. Gleich das erste mal schwamm ich 3 km. .... Und auch die 24 mal danach.
Schon war meine Zielvorstellung für die Saison 2017: ich wollte insgesamt über 100 km schaffen.. 3 km an jedem Tag mit "Schwimmbadwetter".
Dann kamen einige Tage dazwischen, an denen ich nicht zum Schwimmen kam. Wo Wetter oder Arbeit es mir unmöglich machten.
Und dann die Tage, an denen ich mir die 3 km nicht zutraute......

Es dauerte dann unheimlich lange, bevor ich überhaupt wieder schwimmen ging: erst an dem Tag, an dem ich mir selbst erlauben konnte, alles zu akzeptieren! Selbst, wenn es nur 25 m gewesen wären!

Was mir selbst das sagt - und ich Dir hier weitergeben will ?

Niemand außer mir selbst hatte von mir jemals erwartet, 100 km im Sommer zu schwimmen!
Das Ziel an sich habe ich noch nicht ganz aufgegeben. Habe nur dazugelernt, dass ich es auch erreichen kann, wenn ich die fehlenden 24 km nicht unbedingt in 8 Tagen schaffen muss!
Und wenn ich es nicht in diesem Jahr schaffe?
Was habe ich dann verloren?
Nichts!
Was habe ich gewonnen?
Ein erreichbares Ziel für den Sommer 2018! :-)


Was hat das alles nun mit Dir zu tun?

Die erste Frage dazu, die ich Dir stelle: Was ist Deine Motivation zu dem Studium, dass Du im Oktober beginnen willst?

Wie würdest Du den Erfolgsdruck (3 km?!) beschreiben, unter den Du Dich offensichtlich jetzt schon stellst?

Was davon (vom Erfolgsdruck) denkst Du, dass er "fremdbestimmt" ist? (Durch Erwartungen, die Eltern, Freunde und Andere an Dich haben)?

Was wäre, wenn Du nun für Dich z.B. entscheiden würdest:
Zu allererst herauszufinden: Was ist eigentlich der Beruf, zu dem ich mich berufen fühle?!
Dann vielleicht die Entscheidung:
zuerst Lehre statt Studium: studieren kann ich danach immer noch!

Wen würdest Du mit dieser Entscheidungsreihenfolge enttäuschen?

Deine Eltern? Deine Freunde? Oder "nur" Deinen eigenen Anspruch an Dich selbst?

Wo Deine Ängste "fremdbestimmt" sind, darfst und sollst Du zuerst die Erwartungen bekämpfen, die an Dich gestellt werden!
Wo Du (Wie ich im Schwimmen) am eigenen Anspruch scheiterst, darfst und solltest Du vielleicht ein wenig mehr Geduld mit Dir selbst haben!

Alles Liebe
Bernd